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Die Dämonenfängerin. Aller Anfang ist Hölle

Die Dämonenfängerin. Aller Anfang ist Hölle

Titel: Die Dämonenfängerin. Aller Anfang ist Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jana Oliver
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Anstatt einer Flut von Flüchen oder des Angebots, ihr einen Gefallen zu tun, vernahm sie einen langen, gequälten Seufzer. Dann setzte er sich hin und sortierte die Glitterstückchen in kleine Häufchen.
Nach Farben.
    Sie hatte genug gesehen. Sie drehte den Deckel zu, nahm seinen kleinen Beutel und eilte in die Wohnung, ehe Max genug Mut gesammelt hatte und zurückkehrte.
    Ehe sie sich wieder an ihre Semesterarbeit machte, sah Riley die Beute des Dämons durch und nahm den Ohrring sowie das
N
der Tastatur wieder an sich. Der Klepto klopfte an die Wand der Tasse und deutete mit bekümmerter Miene auf seinen Beutel. Sie begriff. Es wäre so, als ob sich jemand mit ihrem Lieblingslippenstift davonmachen würde.
    »Also gut, Blinky, hier!« Sie schraubte den Deckel auf, ließ vorsichtig das Säckchen in die Tasse fallen und verschloss sie erneut. Die Elster holte prompt einen glänzenden Penny und eine Krawattennadel heraus. Das brachte ihr das dankbare Lächeln des Dämons ein. Er klammerte sich an seinen Schatz und sank auf der Stelle in den Schlaf.
    Erfreut darüber, wie die Sache gelaufen war, schickte sie eine SMS an ihren Dad.
    Ich habe eine Elster in unserer Wohnung gefangen! Eins zu null für mich!
    Sie wartete, bekam jedoch keine Antwort. Wahrscheinlich war er zu sehr damit beschäftigt, den Dreier zu fangen. Als sie ein paar Stunden später den Computer endgültig ausschaltete, hatte ihr Vater sich immer noch nicht gemeldet.
    »Na los, Dad. Filmnacht, wir kommen!«

6. Kapitel

    Lauter als nötig pfiff Beck das Weihnachtslied
God Rest Ye Merry Gentlemen
. Er wartete mitten auf der Alabama Street, während es rings um ihn endgültig Nacht wurde. Das Stahlrohr, das in seinem Hosenbund steckte, drückte unangenehm, aber er ließ es, wo es war. Wenn sie Glück hatten, würde es nicht mehr lange dort stecken. Rechts von ihm hatte Paul sich hinter einem Müllcontainer versteckt. Er war bewaffnet und wartete auf ihre Beute.
    Beck musste zugeben, dass Five Points eines seiner bevorzugten Jagdgebiete war. Die
Dämonenhochburg
, wie die Zunft diesen Ort nannte, war ein Traum für Dämonen dritten Grades. Dreier liebten das verwirrende Durcheinander aus entkernten Gebäuden, scheinbar bodenlosen dunklen Löchern, aufgebrochenem Beton und überquellenden Müllcontainern. Die wenigen Gebäude, die noch intakt waren, hatten Metallläden an allen Fenstern und Türen, um die Höllenbrut draußen zu halten. Es war der einzige Teil der Stadt, in dem noch viel Metall zu finden war. Plünderungen waren einfach zu gefährlich, obwohl ein paar Leute es immer wieder einmal versuchten. Alle bereuten es.
    Jedes freiliegende Stück Beton war mit langen Kratzspuren in etwa einem Meter zwanzig Höhe versehen. Auf diese Weise markierten Dreier ihr Territorium. Damit und mit stinkenden Haufen Dämonenmist, der so säurehaltig war, dass er den Asphalt wegätzte. Zumindest minderte das kalte Wetter den beißenden Gestank ein wenig.
    Beck lockte ihre Beute auf verschiedene Weisen herbei. Dreier verabscheuten Weihnachtslieder, und sie konnten Kanincheninnereien nicht widerstehen, besonders, wenn sie gut abgehangen waren. Ihre Gehirne funktionierten ziemlich simpel: Wenn sich etwas bewegte, fraßen sie es. Wenn es sich nicht bewegte, fraßen sie es sicherheitshalber trotzdem. Wenn sie auf der Jagd waren, was sie bei Dunkelheit eigentlich ständig waren, fielen sie über alles her, das sich ihnen in den Weg stellte. Sie waren so bösartig geworden, dass die meisten Fänger einen Kumpel zur Rückendeckung dabeihatten.
    In einem der unzähligen Löcher, mit denen die Straße übersät war, nahm Beck eine Bewegung wahr. Eine herumschleichende Ratte, wahrscheinlich die einzige im Umkreis von zwei Kilometern. Das war eine positive Nebenwirkung der Heimsuchung durch einen Dreier – die Ratten- und Taubenpopulation war rapide gesunken.
    Obwohl er langsam ungeduldig wurde, zwang Beck sich, nicht von der Stelle zu weichen. Er nahm die Baseballkappe ab und strich sich das Haar zurück. Für seine Verhältnisse war es schon regelrecht zottelig, aber er hatte keine Zeit, sich die Haare zu schneiden. Seinen letzten beiden Freundinnen hatte es gefallen. Nicht, dass sie besonders lange bei ihm geblieben wären, aber es gab immer eine andere, die ihm einen einladenden Blick zuwarf.
    Während Beck wartete, hätte er schwören können, dass er spürte, wie der Boden um ihn herum sich senkte. Dieser Teil Atlantas war auf das alte Straßenniveau der Stadt aus dem

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