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Die Dämonenfängerin. Aller Anfang ist Hölle

Die Dämonenfängerin. Aller Anfang ist Hölle

Titel: Die Dämonenfängerin. Aller Anfang ist Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jana Oliver
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ihn anzuziehen, obwohl sie merkte, dass er Schmerzen in der Schulter hatte. Er nahm die Tasche, die sie für den Friedhof gepackt hatte. Als sie die Wohnungstür schloss, hätte sie schwören können, dass die Stimme ihres Vaters ihr ein »Auf Wiedersehen« nachrief.
    *
    Becks Truck sah nicht mehr so aus wie am Abend zuvor. Er hatte ihn gewaschen, und die ganzen Bierflaschen auf der Ladefläche waren verschwunden. Er hatte den Innenraum gewischt, und die Konsole war sauber. Es roch nach dem neuen Lufterfrischer mit Pfirsicharoma, der am Rückspiegel baumelte.
    Warum hat er das gemacht?
Ihrem Dad war es doch völlig egal.
    Ernst schnallte sie sich an und schaute aus dem Seitenfenster.
    »Riley …«, begann er.
    Sie schüttelte den Kopf. Nichts, was er sagen könnte, würde es leichter machen. Wenn überhaupt, würde er es nur noch schlimmer machen. Beck verstand den Wink und schwieg. Während der Fahrt waren das Summen der Reifen auf dem Pflaster und das gelegentliche Klick-Klick-Klick des Blinkers die einzigen Geräusche. Riley dachte daran, wie sie zur Beerdigung ihrer Mutter zum Friedhof gefahren waren. Es war nicht sehr viel anders gewesen, nur dass damals Beck auf der Rückbank gesessen hatte. Sein Haar war so kurz gewesen, dass es fast aussah, als hätte er eine Glatze. Jedes Mal, wenn er sich bewegte, hörte sie den steifen Uniformstoff rascheln.
    Sie parkten vor dem Haupttor des Oakland-Friedhofs, neben den anderen Wagen und Trucks auf dem Parkplatz. Die meisten Fahrzeuge hatten das Emblem der Zunft an der Heckscheibe. Riley stieg aus dem Truck und zupfte an ihrem Kleid herum, bis es richtig saß. Sie kannte das Gelände ziemlich gut. Östlich des State Capitols gelegen, wurde der Friedhof im Süden vom Memorial Drive und im Norden von den U-Bahngleisen begrenzt. Alle paar Minuten rollte ein Zug mit diesem typisch sirrenden Geräusch aus der Station oder in sie hinein.
    Sie gingen unter einem gemauerten Torbogen hindurch und schlugen den asphaltierten Weg ein, der durch den ältesten Teil des Friedhofs führte. Er war in den 1850er Jahren eingeweiht worden. Manche der berühmtesten Leute aus Atlanta lagen hier begraben, wie die Frau, die den Roman
Vom Winde verweht
geschrieben hatte.
    Und jetzt wird mein Dad hier begraben.
    Beck räusperte sich. »Es gibt einen kurzen Trauergottesdienst, dann kommt die Beerdigung«, erklärte er. »Danach ziehste dich um, und ihr macht den Kreis fertig.«
    »Wir?«
    »Simon hat angeboten, heute Nacht bei dir zu bleiben, damit dir nichts passiert.«
    Das hatte sie nicht erwartet. Anstatt sich lange damit aufzuhalten, fragte sie: »Wie funktioniert das mit dem Kreis?«
    »Ich weiß es nicht genau«, sagte er und schüttelte den Kopf. »Die Magie hält die Nekros davon ab, deinen Vater zu beschwören, das ist alles, was zählt.«
    Als sie am Torhaus aus rotem Backstein vorbeigingen, fragte sie: »Warum hast du mir nichts von den Nekros erzählt?«
    Er blieb mitten auf dem Weg stehen. »Ich konnte nicht«, sagte er. »Deshalb habe ich Carmela gebeten, das zu machen. Wenn du willst, dass er auseinandergeschnitten wird …«
    »Du weißt, dass ich das nie zulassen würde«, sagte sie, fassungslos, weil er glaubte, sie könnte ihren eigenen Vater zerstückeln lassen, um sich ein paar unbequeme Nächte auf dem Friedhof zu ersparen.
    »Ich wusste es nicht«, gab er zu. »Wenn du mich gebeten hättest, es zu tun …« Beck schüttelte den Kopf. »Völlig unmöglich.«
    »Für uns beide.«
    Sie gingen weiter, die Spannung zwischen ihnen löste sich, als hätten sie eine unsichtbare Grenze überschritten. Um sie herum hatten sich Vögel in den Bäumen niedergelassen. Trockenes Laub raschelte, als ein Eichhörnchen an einer Reihe Grabsteine vorbeihüpfte.
    »Dein Dad hatte eine Lebensversicherung«, sagte Beck, als sie dem Weg zu ihrer Linken folgten. »Es wird eine Weile dauern, bis das Geld ausbezahlt wird. Viel isses nicht, aber du kannst davon die Beerdigung bezahlen und hast noch was zum Leben über.« Er machte eine Pause, dann fügte er hinzu: »Ach ja, und die anderen haben gesammelt, um ein paar Blumen für die Beerdigung zu kaufen.«
    Rileys Kehle wurde eng. »Danke. Daran habe ich gar nicht gedacht.«
    Er schenkte ihr ein trauriges Lächeln. »Ich auch nicht.«
    Der Glockenturm, ein zweistöckiges Gebäude, in dem das Friedhofsbüro untergebracht war, war schlicht gehalten und völlig weiß. Als sie näher kamen, sah sie, dass Simon bereits auf sie wartete. Wie Beck trug

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