Die Dämonenfängerin. Aller Anfang ist Hölle
Woche altem Pudding.
Als sie nicht antwortete, fügte die Frau hinzu: »Die Ärztin der Zunft.«
»Ach ja, natürlich, tut mir leid.« Riley versuchte, sich aufzusetzen. »Wo ist mein Dad?«
Die Ärztin antwortete nicht, doch Rileys Erinnerung tat es und durchschnitt den Nebel mit furchterregender Klarheit.
Dad ist tot.
Es kamen keine Tränen.
Warum bin ich nicht gestorben? Es hätte mir nichts ausgemacht.
Weitere böse Erinnerungen bestürmten sie gleich einer rächenden Armee. Sie hatte einen Dämon gefangen und ihn verloren, aber zuvor hatte er sie in Stücke gerissen. Riley versuchte, ihr linkes Bein anzuheben, aber sie hatte kein Gefühl darin. Vielleicht hatte man es ihr abgeschnitten. Wahrscheinlich würden sie ihr eine von diesen High-Tech-Titaniumprothesen geben, wie manche der Soldaten sie benutzten.
Ich werde nie passende Schuhe finden.
»Mein Bein, ist es …«
»Es ist noch da. Vom Weihwasser fühlt es sich taub an. Vertrau mir, es ist das Beste so.« Eine Pause. »Warum hast du deine Wunden nicht behandelt, Riley?«
»Ich habe sie behandelt. Es hat kaum wehgetan. Als ihr das gemacht habt …« Sie erschauderte.
»Du musst älteres Weihwasser benutzt haben. Vater Harrison war hier, unseres war also ziemlich stark.« Er hatte es am Morgen gesegnet.
Sie hatten einen Priester gerufen?
Dann war es ernst gewesen. Riley richtete sich erneut auf. Es war schwierig, sich zu bewegen, wenn das Bein sich benahm, als sei es gar nicht da.
»Hier.« Carmela reichte ihr ein Glas frisches Mineralwasser, und sie nahm einen tiefen Schluck. Die kühle Flüssigkeit fühlte sich gut an und spülte den widerlichen Geschmack in ihrer Kehle weg.
»Also, was ist passiert?«, fragte die Ärztin und setzte sich auf die Bettkante. Ihr Haar hatte sie am Hinterkopf zu einem Knoten hochgesteckt, und sie trug ein helloranges T-Shirt zu Bluejeans.
Riley glaubte nicht, dass sie eine Standpauke zu erwarten hatte, also packte sie alles auf den Tisch. »Ich habe ganz allein einen Dreier gefangen, und er hat mich irgendwie erwischt. Dann haben sie ihn mir weggenommen.«
»Sie?«, hakte Carmela mit hochgezogenen Brauen nach.
»Ein paar Typen. Zuerst dachte ich, es wären Dämonenfänger, aber das waren sie nicht.«
»Sie haben deinen Dämon gestohlen?« Die Frau klang schockiert.
»Yeah. Ich habe ihnen erzählt, ich sei mit Beck unterwegs, aber sie haben mir nicht geglaubt. Sie wollten … ein bisschen Spaß haben.« Sie biss sich auf die Lippen, als sie an die anzüglichen Blicke des Duos dachte.
»Komm schon, erzähl es mir«, drängte Carmela. »Haben sie dir wehgetan?«
Riley schüttelte den Kopf. »Nein.« Sie strich das Laken auf ihrem Schoß glatt. »Ich hatte keine andere Wahl. Ich musste den Dreier zurücklassen, oder sie hätten …«
Die Ärztin berührte sie sanft am Arm. »Ich verstehe. Wie sahen sie aus?«
Riley gab ihr die Beschreibung und erwähnte auch, dass einer der beiden Dodger hieß.
»Ich werde es Den erzählen.«
Riley runzelte die Stirn.
Warum glauben alle, Beck sei mein Babysitter?
»Ich brauche seine Hilfe nicht«, blaffte sie.
Carmela erwiderte ihr Stirnrunzeln. »Nicht um Hilfe zu bitten hat dir sechs Kratzer am Bein eingebracht. Den wird sich darum kümmern. Er wird ihnen ein wenig Respekt beibringen.«
»Warum sollte er sich überhaupt darum kümmern?«, fragte Riley. »Er schuldet mir nichts.«
Carmelas Stirn glättete sich. Nachdenklich beugte sie sich vor.
»Den hat nie einen Vater gehabt. Der Mann, der dieser Rolle am nächsten kam, war dein Dad. Ich glaube, er sieht in dir so etwas wie seine kleine Schwester, und er wird nicht zulassen, dass irgendjemand dir blöd kommt.«
»Er tut so, als wüsste er alles.«
Carmela kicherte. »Schatz, so sind Männer nun einmal. Das solltest du doch inzwischen wissen.«
Riley gelang ein schwaches Lächeln, doch dabei rissen ihre Lippen ein. »Wie sauer ist er?«
»Er kocht vor Wut. Bereite dich darauf vor, dass er Hackfleisch aus dir macht. Oberste Liga. Du hast ihm einen höllischen Schrecken eingejagt. Ich habe ihn nie so besorgt gesehen.«
»Wenn Sie meinen.«
Die Ärztin kannte ihn nicht richtig. Beck war der Ansicht, die Welt müsse tun, was er verlangte, einfach weil er es gesagt hatte. Er war nur sauer, weil Riley dieses Spiel nicht mitspielte.
Carmela ging mit dem Glas in die Küche, füllte es neu und kehrte zurück. Riley leerte es mit einem großen Schluck zur Hälfte.
»Hast du eigentlich einen festen Freund?«, fragte
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