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Die Dämonenfängerin. Aller Anfang ist Hölle

Die Dämonenfängerin. Aller Anfang ist Hölle

Titel: Die Dämonenfängerin. Aller Anfang ist Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jana Oliver
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es nicht mehr als eine Brechstange und ein bisschen Hebelkraft.
    Langsam und ungezwungen ging Beck auf den Burschen zu. Es war das Beste, ihn nicht zu erschrecken, denn Ike hatte seine Zeit in der Hölle während des ersten Golfkriegs abgeleistet und litt immer noch unter Albträumen. In dieser Hinsicht hatten sie Einiges gemeinsam.
    »Ike«, sagte er höflich und stellte seine Reisetasche auf dem Boden ab.
    Der alte Schwarze sah ihn an, und sein Gesicht verzog sich zu einem breiten Grinsen. »Denver, nett, dich zu sehen.«
    Unter den Schichten seiner schmuddeligen Kleider war Ike spindeldürr. Die Klamotten passten nicht zusammen – er nahm, was immer er bei den Hilfsorganisationen erbetteln konnte, einschließlich einer Wollmütze der Steelers. Seine Finger waren arthritisch verkrümmt, und er hatte einen merkwürdig schlurfenden Gang, mit dem er aussah, als wollte er gleichzeitig vorwärts und seitwärts gehen.
    Beck zog eine Tüte von McDonald’s aus seiner Tasche. »Ich dachte, du hättest vielleicht Hunger.«
    Das Lächeln wurde noch breiter. »Sag nie nein zu was zu futtern. Aber warte mal kurz, ja? Ich muss noch kurz zur Bank.«
    Nachdem er sich umgesehen hatte, um sich zu vergewissern, dass sie allein waren, legte Ike eine Hand gegen die Vorderseite einer Spendenuhr. Einen Moment später ließ er sie wieder sinken und wartete. Die Klappe an der Unterseite des Behälters sprang auf, und Münzen quollen hervor. Er schaufelte sie in seine Tasche, warf ein paar als Aussaat ein und fischte etwas aus der Spendenuhr, das er vorsichtig in die Tasche auf der anderen Seite steckte. Ganz ohne Brecheisen.
    Ike schloss die Uhr mit einem Klicken und grinste. »Fertig.«
    Stirnrunzelnd versuchte Beck zu enträtseln, was er da gerade gesehen hatte.
    »Kommst nicht drauf?«, zog ihn der alte Mann auf.
    Dann machte es Klick. »Es ist ein Dämon, stimmt’s?«
    Ike nickte. »Hab ihn draußen vorm Casino gefunden, wie er im Müll wühlte. Wir haben eine Abmachung. Er holt das Geld aus dem Ding, und ich sorge dafür, dass er jede Menge hübsches Zeugs für seinen Geheimvorrat bekommt.« Er fischte den kleinen Höllendiener aus der Tasche. Die Elster trug das typische Bandana und hielt einen kleinen Sack mit Schätzen fest, wie alle Kleptos. »Ich nenne ihn Norton.«
    Beck musterte den Dämon, der den Blick stirnrunzelnd erwiderte. Er erkannte einen Fänger, wenn er einen sah. »Hi, Norton.«
    Der Dämon quiekte auf und umklammerte seinen Sack, als wollte Beck ihn wegschnappen. Der kleine Norton war ein Problem. Dämonenfänger waren dazu angehalten, jede Höllenbrut einzufangen, selbst wenn sie einen Kumpel durchfütterten.
    Ike musterte ihn prüfend, als könnte er Becks Gedanken hören. »Du wirst mir meinen Dämon doch nicht wegnehmen, oder?« Der Klepto stieß ein besorgtes Kreischen aus.
    Beck wandte den Blick vom Höllendieb ab. Er wusste, was er zu tun hatte.
    »Dämon? Wo? Ich sehe keinen.«
    Ike kicherte und steckte einen erleichterten Norton zurück in die Tasche. »Danke, Mann. Der Priester erzählt mir dauernd, dass ich dafür in die Hölle komme.«
    Beck deutete auf die kaputte Stadt. »Und das wäre ein großer Unterschied, was?«
    Ike wieherte los. »Lass uns ein Stück gehen. Ich bin so oft wie möglich auf Heiligem Boden, selbst wenn ich esse.«
    Schlau.
Denn die Obdachlosen lernten schnell: Bleib auf geweihter Erde, oder riskiere es, dass ein Dreier dich schnappt. Aus diesem Grund belagerte ständig ein Haufen schmuddeliger Männer die Treppen nahezu jeder Kirche in der Innenstadt.
    Einen Block weiter kamen sie an einem Briefkasten vorbei. Ike ließ den Dämon fallen, und der Klepto verschwendete keine Zeit, kroch an der Seite hoch und tauchte durch den Briefschlitz ab. Beck konnte sich vorstellen, wie viel Spaß es ihm machte, sich durch die Briefe und Pakete zu wühlen.
    Sie ließen sich auf den Stufen nieder, die zum Schrein der Unbefleckten Empfängnis in der Central Avenue führten. Beck reichte dem Alten den versprochenen Cheeseburger, Pommes und einen riesigen Vanille-Milchshake. Je mehr Kalorien, desto besser. Ike sah aus wie ein Zahnstocher aus Ebenholz.
    »Keine Zwiebeln. Hast es nicht vergessen, Mann«, sagte Ike und spähte unter den Burger. »Du denkst immer daran.«
    Beck holte sein eigenes Mittagessen heraus. Im Großen und Ganzen war es dasselbe wie Ikes, außer dass er eine Extraportion Käse auf dem Burger hatte, wegen der Proteine. Sie aßen schweigend, zu hungrig, um zu quatschen. Erst

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