Die Dämonenfängerin. Aller Anfang ist Hölle
verspeist.
»Und, war Beck beeindruckt?«
»Nicht besonders.« Sie gab ihm einen kurzen Überblick über das, was passiert war, ohne zu erwähnen, wie knapp sie davor gewesen war, ihren Eltern Gesellschaft zu leisten.
Am anderen Ende der Leitung setzte ein langes Schweigen ein. Sie dachte, dass er vielleicht mit einem seiner Kumpels chattete, aber die Tastatur schwieg ebenfalls.
»Peter?«
»Bist du irgendwie … verrückt oder so?«
»Ich brauche das Geld.«
Weiteres Schweigen.
»Peter?«
»Ich habe immer gedacht, dass dein Dad auf dich aufpasst. Aber jetzt, wo er tot ist, wird es … noch gefährlicher.«
»Hör auf, dir Sorgen zu machen. Ich werde bei einem der Meister meine Ausbildung beenden, damit ich endlich meine volle Lizenz bekomme. Dann kann ich mich auf die Suche nach diesem Geo-Dämon machen.«
Peters Stimme klang merkwürdig. »Äh, ich muss Schluss machen, Riley. Lass mich hören, wie es in der neuen Schule ist. Auf jeden Fall … bis später … tschüs.«
Riley hörte nur noch das Freizeichen. Noch nie zuvor hatte er einfach auf diese Weise aufgelegt, nicht einmal, wenn seine Mom ihn bedrängte.
»Danke, Kumpel. Ich weiß, dass ich auf dich zählen kann.« Sie klickte das Telefon aus und warf es neben sich auf die Couch. Als es vom Sofakissen hüpfte und auf den Boden fiel, formte sie mit den Fingern eine Pistole und durchlöcherte es mit imaginären Kugeln. Niemand verstand, wie es war, außer anderen Dämonenfängern.
So also würde ihr Leben von nun an verlaufen. Sie würde die Schule hinter sich bringen, bis sie ihren Abschluss hatte, aber ihr eigentliches Leben waren die Dämonen. Und genau wie Peter würde es immer Leute geben, die das nicht kapierten. Die keine Ahnung von dem Kick hatten, den es einem gab, wenn man einen Dreier jagte und es überlebte, um davon erzählen zu können. Sie würde nie wieder normal sein.
Falls ich es jemals war.
Riley lehnte sich auf der Couch zurück, starrte ins Nichts und ließ ihre Gedanken umherschweifen. Zumindest, bis das Nichts sich bewegte. Sie setzte sich auf und erhaschte einen Blick auf etwas Kleines, das verstohlen einen kleinen Leinensack hinter sich herschleifte, während es am Rand des Bücherregals entlangschlich.
Die Elster war zurückgekehrt. Zumindest sah sie genauso aus wie diejenige, die Riley vor Kurzem im Hausflur gefangen hatte.
»Wie bist du denn entwischt?« Der Dämon grinste nur, setzte sich an die Regalkante und schaukelte mit den Beinen vor und zurück, wie ein Kind auf der Schaukel. Er begann, seinen Beutesack auszupacken und breitete mit einstudierter Ehrfurcht eine Reihe glänzender Gegenstände neben sich aus. Eines davon war die N-Taste von der Tastatur. Riley könnte wetten, dass sie, wenn sie in der Kommode nachschauen würde, feststellen müsste, dass die Silberohrringe ebenfalls verschwunden waren.
Sie könnte den Klepto fangen. Das würde ihr fünfundsiebzig Dollar einbringen, Geld, das sie dringend brauchte. Wenn er wirklich so gut im Entwischen war, würde er bald wiederkommen, und sie konnte noch einmal fünfundsiebzig Dollar einheimsen. Allein von diesem einen Dämon könnte sie ihre Miete bezahlen.
Riley erhob sich von der Couch. Blitzschnell war der Klepto verschwunden, zusammen mit seinem Beutel. Vor ein paar Tagen war er noch nicht so fix gewesen.
»Wow. Das war ja glatt Überschallgeschwindigkeit.« Offensichtlich hatte er beschlossen zu bleiben. »Pass bloß auf, dass dich niemand anders sieht«, riet sie ihm. »Und gib mir mein
N
zurück – auf der Stelle!«
Etwas Unscharfes bewegte sich in Richtung Tastatur und zurück zum Regal. Die Taste steckte wieder an ihrem Platz, ohne dass ein einziges Schimpfwort gefallen wäre.
»Es ist also definitiv kein Biblio.«
*
Beck hatte gerade erst das Tabernakel betreten und sich einen Tisch gesucht, um am Zunfttreffen teilzunehmen, als Simon auf ihn zukam.
»Wie geht es ihr?«, frage der junge Lehrling leise. Weil Beck ein fragendes Gesicht machte, fügte er hinzu: »Doktor Wilson hat mir erzählt, was passiert ist.«
»Es geht ihr besser.«
»Ob Riley was dagegen hätte, wenn ich sie besuche?«, fragte Simon.
Riley wohl nicht, aber ich bin mir nicht sicher, ob mir das gefällt.
Er wusste immer noch nicht so recht, was er von Simon halten sollte. Besonders, da der Kerl eindeutig ein Auge auf Pauls kleines Mädchen geworfen hatte.
Ach, zum Teufel.
»Besuch sie ruhig«, antwortete Beck. »Sie redet vermutlich ganz gerne mal mit jemandem, der
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