Die Dämonenfängerin. Aller Anfang ist Hölle
ein paar der Händler überprüft. Einer von ihnen hat sich beschwert, dass Anfang der Woche jemand fünfhundert für einen Dreier bezahlt hat. Er wusste nicht, wer das Ding gekauft hat und wollte wissen, warum die Zunft das zulässt.«
»Das tun wir nicht«, sagte Harper gereizt. »Hat einer von euch diese Woche einen Dreier gefangen?«
Einer hob die Hand. »Ich. Ich habe ihn für dreihundert an Jack verkauft.«
»Sonst noch jemand?« Sieben weitere Männer hoben die Hände. Alle hatten ihre Dämonen zum üblichen Preis verkauft.
»Ich habe zwei verkauft«, fügte Beck hinzu.
»Also ist die Geschichte nichts als Bullshit«, sagte Harper. »Lasst uns weitermachen.«
Sie wissen nichts von Rileys Dämon.
Beck wog die Alternativen ab. Er könnte ihr Missgeschick gut genug vertuschen, so dass niemand es je herausfinden würde, aber das würde nichts an der Tatsache ändern, dass jemand Dämonen klaute und sie illegal verkaufte. Eines Tages mussten sie sich so oder so damit befassen.
Entweder es tat jetzt weh oder später. Eine gute Entscheidung gab es nicht.
Tut mir leid, Kleine. Jetzt ist die Kacke am Dampfen.
»Letzte Woche wurde noch ein Dreier gefangen.«
»Von wem?«, fragte Collins.
»Pauls Tochter. Sie hat ihn Mittwochabend drüben in der Dämonenhochburg fertiggemacht.«
Harper lachte dröhnend. »Netter Witz, Junge.«
»Das ist kein Witz. Sie hat sich Sorgen gemacht, wie sie die Miete zusammenkriegen soll, also hat sie sich Pauls Ausrüstung geschnappt und sich auf die Jagd begeben. Sie hat einen Dreier erledigt … ganz allein.«
»Nie im Leben«, sagte Jackson. »Echt?«
»Ganz echt.«
»Das hat sie dir erzählt?«, fragte Harper. Beck nickte. »Dann lügt sie.«
Becks Muskeln verkrampften sich. Er bewegte den Hals, um sie zu lockern, wie ein Boxer vor der nächsten Runde. Harper sah die Bewegung und schnaubte.
»Sechs Kratzer in ihrem Oberschenkel sprechen dagegen«, gab Beck zurück. »Und nur für den Fall, dass du glaubst, ich würde lügen …« Er hob die abgebrochene Kralle in die Höhe, so dass die anderen sie sehen konnten. Der Fänger, der ihm am nächsten saß, zuckte zusammen.
»Die hat Doktor Wilson aus ihrem Bein geholt.«
»Die Kratzer bedeuten noch nicht, dass sie das Viech auch gefangen hat«, protestierte Harper.
»Sobald es dich am Haken hat, hast du zwei Möglichkeiten: entweder du fängst es, oder es frisst dich. Eine andere Möglichkeit gibt es nicht«, erwiderte Morton. Er sah Harper fest an. »Von einem Meister würde ich erwarten, dass er das weiß.«
Erbost spie Harper auf den Boden.
»Ich habe die Sache überprüft«, sagte Beck. »Sieht so aus, als würden sich da in der Gegend zwei Loser rumtreiben, die die Leute ausrauben. Riley hat den Dreier gefangen, und dann sind die aufgetaucht. Sie erzählten ihr, dass sie fünfhundert dafür bekämen.«
»Du meinst, die hätten ihren Dämon geklaut?«, fragte Jackson überrascht.
Beck nickte. »Das war nicht weiter schwer. Ein junges Mädchen ganz allein. Sie glaubten, sie könnten einen Batzen Geld abzocken und die Puppen tanzen lassen. Riley musste den Dämon zurücklassen, damit die Kerle nicht auch noch über sie herfielen.«
»Das ist nicht richtig!«, rief jemand aus dem Hintergrund des Saals. »Die beiden brauchen eine Abreibung!«
»Das sehe ich auch so«, ertönte eine andere Stimme.
Collins sah zu Beck hinüber. »Wie geht’s der Kleinen?«
»Auf dem Weg der Besserung. Und tierisch angepisst.«
Überall im Raum wurde genickt. Beck verkniff sich ein Lächeln. Diese Typen waren hart drauf, und ihre Ansichten, wie die Welt funktionieren sollte, waren simpel. Dämonenfängerregel Nummer eins: Niemand macht sich an deinen Fang ran. Regel Nummer zwei: Niemand macht sich an den Fang eines Kollegen ran. Wer eine dieser Regeln missachtete, dem stand gewaltiger Ärger bevor.
Jackson runzelte die Stirn, das Gesicht tief nachdenklich. »Wer kauft diese Biester für so viel Geld? Die echten Händler sind nicht so dumm. Die Welt würde über ihnen zusammenstürzen, wenn sie Geschäfte unterm Ladentisch machen würden.«
»Was macht der Käufer mit den Dämonen, nachdem er sie gekauft hat?«, fragte Morton. »Die müssen doch an die Kirche weitergegeben werden. Aber wenn der Kerl sie illegal kauft, geht das nicht, weil er die entsprechenden Papiere nicht hat.«
»Wir müssen die Sache in den Griff bekommen«, fasste Collins zusammen. »Stewart, kannst du beim Erzbischof vorfühlen, ob von der Seite her schon
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