Die Dämonenfängerin. Aller Anfang ist Hölle
nahm einen großen Schluck vom Mineralwasser und rülpste vernehmlich, ohne sich dafür zu entschuldigen. Ein weißer Umschlag landete neben dem Aufkleber. »Für deine Miete. Betrachte es als Darlehen.«
»Wie viel?«
»Fünfhundert.«
Fünfhundert weitere Gründe, warum du glauben wirst, ich würde dir gehören.
»Danke«, murmelte sie. Sie konnte das Geld annehmen oder auf der Straße schlafen. Sie brauchte keine Münze zu werfen.
Riley pulte das Plastik vom Brownie ab. So lange sie einen Schuss Schokolade hatte, würde sie mit allem klarkommen. »Wer passt heute Nacht auf Dad auf?«
»Jemand von der Zunft. Mach dir keine Sorgen, ihm passiert nichts.«
Er schien sich ganz sicher zu sein.
»Wie war das Treffen?«
Beck runzelte die Stirn. »Woher weißt du davon?«
»Von Carmela. Sie kam vorbei, um sich zu vergewissern, dass ich mich nicht in ein pelziges Wesen verwandelt habe oder so was.«
»Das wirst du auch nicht. Zumindest nicht bis zum nächsten Vollmond«, sagte er. »Ich kann es kaum erwarten, das zu sehen.«
»Ich schon. Und du wirst der Erste sein, den ich zerfleische.«
Er sah nicht besonders beunruhigt aus.
»Das Treffen?«, erinnerte sie ihn. Simon hatte ausweichend geantwortet, als sie ihn deswegen am Telefon gefragt hatte, was bedeutete, dass ihr die Neuigkeiten womöglich nicht gefallen hätten.
Beck nahm einen weiteren Schluck Wasser, diesmal ohne zu rülpsen. Er lümmelte sich auf die Couch und legte einen Fuß samt Stiefel auf die Verpackungsbox, als würde er sich ein Footballspiel anschauen.
»Haste was von Simon gehört?«, fragte er und wechselte das Thema. Sie nickte. »Kommt er vorbei?« Sie nickte noch einmal.
Er schwieg, woraufhin sie sich fragte, ob er über dieses Informationshäppchen glücklich war.
»Lass mich dir auf die Sprünge helfen«, sagte sie und legte sich widerstrebend den Brownie auf den Schoß. »Ich sage: ›Wie war das Treffen, Beck?‹, und du sagst: ›Na ja, Riley, es war …‹« Sie machte eine Geste, um ihm zu bedeuten, den Satz zu vollenden.
Das brachte ihr einen finsteren Blick ein. »Nicht gerade bombig. Harper saß auf seinem hohen Ross, und die Zunft weiß jetzt, dass du allein auf die Jagd gegangen bist.«
»Du hast mich verpfiffen?«
Du konntest es gar nicht abwarten, es ihnen zu erzählen, stimmt’s?
»Yeah«, sagte er, aber seine Miene verriet ihr, dass er alles andere als glücklich darüber war. »Die Zunft ist nicht besonders begeistert von deiner Aktion.«
»Überraschung!« Es wäre naiv von ihr gewesen, anzunehmen, dass sie ihr applaudieren würden.
Der verführerische Duft der Schokolade stieg ihr in die Nase. Sie schloss die Augen und genoss diesen Moment. Ein winziges Stöhnen kam über die Lippen.
»Was finden Mädchen bloß immer an Schokolade?«, murmelte Beck nach einem weiteren Schluck von dem Mineralwasser. »Das schmeckt doch wie angebrannter Kaffee.«
Verärgert riss sie die Augen auf, weil er den Moment ruiniert hatte. »Und das von einem Kerl, der Energydrinks aus recycelten Whiskeyflaschen säuft?«
»Besser als dieses Zeugs.«
So kamen sie nicht weiter. »Also, was ist passiert?«
Seufzend strich er sich mit der Hand durchs Haar. Vorne blieb es aufrecht stehen. »Du wirst nicht mehr jagen, es sei denn, du arbeitest mit einem Meister zusammen. Punkt und Ende.«
Besser als erwartet. Riley biss einmal vom Brownie ab, um zu feiern. Die Schokolade fühlte sich in ihrem Mund an wie eine klebrige Bombe.
Himmlisch.
»Und wer wird mich ausbilden?«, fragte sie mit vollem Mund.
Ihr Besucher gab keine Antwort, plötzlich völlig fasziniert von der Inhaltsangabe auf der Rückseite der Mineralwasserflasche.
Höchste Alarmstufe.
»Harper?«
Ein knappes Nicken. »Er ist der ranghöchste Fänger. Es ist sein Recht.«
»Aber er hasst mich! Er wird dafür sorgen, dass ich durchfalle. Das ist nicht fair!«
Beck ging in die Küche, während er den letzten Schluck Wasser herunterkippte. Scheppernd landete die Flasche im Glasmüll. Als er zurückkam, hatte er die rechte Augenbraue hochgezogen.
»Nicht fair? Wenn du Fairness willst, Prinzessin, darfst du nicht Dämonenfänger werden.«
Prinzessin?
Neben der Tür blieb Beck stehen. »Wenn du gut bist, wirste überleben. Wenn nicht?« Er zuckte die Achseln, als sei es nicht der Rede wert.
So viel zum Thema Mitgefühl.
»Was ist mit meinen Autoschlüsseln?«
»Nimm den verdammten Bus. Ist gut für’s Klima.«
Dann war er verschwunden. Seine Kampfstiefel polterten die
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