Die Dämonenfalle
virtuellen Finger Christabels grünes Icon.
»Bist du gut heimgekommen?«, fragte Christabel. »Wie ich hörte, wird’s in Baransly etwas ungemütlich. CST hat um eine Woche Verlängerung ersucht, bevor das Wurmloch geschlossen wird; sie befürchten wohl, dass sie nicht jeden, der gehen will, vor der Schließung rausbringen können.«
»Ja, es warten immer noch viele Leute auf ihre Abreise«, erwiderte Paula, in Erinnerung an ihren Trip zum CST-Bahnhof und daran, wie die Polizeieskorte sie durch die Massen hatte schleusen müssen. »Was hat Merioneths Regierung dazu gesagt?«
»Nein.«
»Passt. Moalem hat hart gearbeitet, um bis an diesen Punkt zu kommen. Das wird er jetzt nicht aufs Spiel setzen wollen. Gerade jetzt nicht.«
»Gerade jetzt nicht? Hast du denn ein paar nützliche Informationen aus ihm rausgekitzelt?«
»Ja. Er selbst war das Alibi-Gedächtnis. Svein Moalem persönlich reiste nach Ormal und lebte einen Tag lang Fiechs Leben.«
»Was? Soll das ein Witz sein?«
»Nein, keineswegs.«
»Wie hast du das rausgefunden?«
»Tja, er hat mit ’ner Rothaarigen geflirtet.«
»Also wirklich, jetzt mal im Ernst.«
»Moalem erzählte mir, dass die Stewardess im Flugzeug, das Fiech zurück nach Harwood’s Hill brachte, ein Rotschopf gewesen sei. Womit er recht hat.« Paula schloss die Augen, erinnerte sich der Gedanken, die nicht die ihren waren, der Gedanken, die sie aus Fiechs Hirn ausgelesen hatte. Sah flackernde Bilder der attraktiven Frau in ihrer adretten blauen und grünen Uniform. Sah das flammend rote Haar, das mit Lederclips hochgesteckt worden war. Sah das tapfere Lächeln, als sie den Mann die Stufen hinaufstützte und ihn, erstaunlicherweise immer noch seelenruhig, auf seinen Platz setzte, bevor er eine betrunkene Bemerkung machte.
Eine Woche zuvor hatte Paula die Frau vernommen, als sie das Alibi überprüfte, und ihre Aussage hatte Fiechs Erinnerungen bestätigt.
»Ja und?«, fragte Christabel.
»Der Witz ist, dass sich dieses Detail nicht im Erinnerungsprotokoll fand, das bei Gericht hinterlegt wurde. Darin nannte ich die Frau einfach ›Stewardess‹.«
»Aber Moalem hätte diese Information doch auf anderem Wege herausfinden können.«
Paula zog sich den Träger ihres Unterkleids über die Schulter, als der Maidbot mit einer großen Tasse grünen Assamtees hereinkam. »Warum hätte er das tun sollen?«
»Weil sie offenbar alle zur selben Separatistengruppe gehören. Moalem hat mit Sicherheit alles, was mit dem Fall zusammenhängt, in Erfahrung gebracht.«
»Nein, das war ein so nebensächliches Detail. Ich weiß es. Er war derjenige, der auf Ormal gewesen ist.«
»Verdammter Mist, und jetzt?«
»Nun, er muss natürlich festgenommen werden. Immerhin war er ein Hauptbeteiligter an diesem Verbrechen. Wenn er wirklich so tief drinsteckt in dieser ›Armee zur Befreiung Merioneths‹, dann könnte er bei einem Erinnerungsscan die anderen Kollaborateure offenbaren.«
»Unmöglich. Es sind doch nur noch zweieinhalb Wochen biszur totalen Isolation. Bis dahin kriegst du niemals eine Genehmigung dafür. Außerdem bräuchte man eine kleine Armee, um da einzumarschieren und Merioneths frisch gebackenen Premier zu verhaften. Da fällt mir ein … Warum hast du das eigentlich nicht erledigt, als du dort warst? Ich kenne dich doch. Du kannst bei so was doch gar nicht anders.«
»Ich weiß, so zu verfahren, wurde mir gentechnisch mitgegeben. Aber die Wahrscheinlichkeit für einen erfolgreichen Ausgang hätte bei null gelegen. Ihn an Ort und Stelle festzunehmen, hätte schlicht und einfach in meiner Auslöschung geendet.«
»Also ist dein natürlicher Selbsterhaltungstrieb doch stärker als der Rest von dir. Eine erleichternde Vorstellung.«
»Es war lediglich eine Entscheidung des gesunden Menschenverstands. Ich werde mich mit Nelson treffen. Er wird mir vielleicht die nötige Rückendeckung verschaffen können, die ich brauche, um diesen Fall abzuschließen.«
»Ein ziemliches Hasardspiel.«
»Ja, aber ich habe keine andere Wahl. Das Direktorat ist nicht imstande, Moalem von Merioneth runterzuholen.«
»Ich würde mich trotzdem nicht allzu sehr auf Sheldon verlassen. Die negativen politischen Konsequenzen wären zu groß. Jemanden von einer isolierten Welt zu entführen und hier vor Gericht zu stellen, nur weil ein paar Dynastie-Mitglieder ermordet wurden … Das sähe nicht gut aus für die Dynastien, Paula. Nicht in politischer Hinsicht. Eine Isolation bedeutet auch das Ende
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