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Die Dämonenfalle

Die Dämonenfalle

Titel: Die Dämonenfalle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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jedoch sahen das nicht. Das Wurmloch schloss sich in dem Augenblick, da sie es durchschritten hatte.
    Sie fand sich in der Mitte einer Gefängniszelle wieder, die zur CST Augusta Forschungsabteilung gehörte – eine riesige kuppelartige Kammer mit dunklen, strahlungsabweisenden Wänden. Vor ihr war noch das fünf Meter breite leere Rund des Wurmlochportals zu sehen, aus seiner grauen Scheinsubstanz sprühten violette Funken. Über der gewölbten Wand hinter ihr befand sich ein langgestreckte Front aus verstärkten Fenstern, durch welches das dahinterliegende, großräumige Einsatzzentrum zu erkennen war. Von der anderen Seite drückte sich Nelson Sheldon gegen das superstarke Glas und grinste zu ihr herab. Hinter ihm spähte das hundert Mann starke Team, welches das Wurmloch kontrollierte, erwartungsvoll über die Ränder der vor ihnen aufgereihten Monitore. Sie alle warteten gespannt auf die Auflösung der wohl größten je von ihnen durchgeführten Operation. Paulas Bewegungen auf Merioneth zu verfolgen und das Wurmloch in ihrer Nähe zu halten, hatte die Geräte an ihre Grenzen gebracht.
    »Alles klar bei Ihnen?«, drang Nelsons lautsprecherverstärkte Stimme zu ihr herein.
    »Ja.« Paula kam wieder auf die Beine. »Ich bin okay.«
Was wirklich geschah
    Die Gerichtswachen waren richtige Arschlöcher. Nachdem der idiotische Richter mich verurteilt hatte, zerrten sie mich runter in den Untersuchungsraum, während ich lauthals beteuerte, dass ich doch unschuldig sei. Doch die lachten mich nur aus, als sie mich in die Zelle hineinschleuderten. Später hab’ ich sie miteinander reden gehört. Unfreiwillig. Sie meinten, dass das Justiz-Direktorat ein Suspensionssystem entwickelt hätte, nach dem ein winziger Teil des Gehirns während des Strafvollzugs wach bliebe, sodass man jedes einzelne Jahr, das verstreicht, bewusst erlebe. Das sei Teil der Strafe – sich der ganzen verpassten Gelegenheiten, des verlorenen Lebens bewusst zu sein.
    Stimmt nicht. Ist nur ein weiterer Unisphären-Mythos.
    Nachdem sie mich im Vorbereitungsraum aufs Bett gelegt haben … Nein, ich will ehrlich sein: Nachdem sie mich aufs Bett niedergedrückt haben, hab’ ich mich gewehrt. Verdammt, ich bin unschuldig . Das klassische Beispiel für einen Mann, der schreiend und um sich tretend unterging. Schätze, mich werden die so schnell nicht vergessen. Sie brauchten sechs Direktorats-Krankenträger, um mich festzuhalten, während sich die Malmetallfesseln um meine Extremitäten schlossen. Doch selbst dann brüllte ich noch. Verfluchte sie und ihre Familien. Gelobte Rache. Verhieß ihnen, dass ich in zweieinhalbtausend Jahren zu dem Killer werden würde, für den sie mich jetzt fälschlicherweise hielten. Versicherte ihnen, dass ich dann ihre Nachkommen aufspüren und sie zu Tode foltern würde.
    Sinnlos. Sie injizierten mir die Drogen trotzdem. Und mein Bewusstsein schwand.
    Ich erwachte. Das Zimmer, das um mich herum immer klarer wurde, hatte große Ähnlichkeit mit dem Vorbereitungsraum, in dem man mich schlafen geschickt hatte. Dummerweise war ich in diesem Moment verdammt dankbar dafür, dass ich die Zeit, die verstrichen war, nicht bewusst erlebt hatte. Oder vielmehrdie Vergeudung meines potenziellen Lebens. Aber ich lebte. Mein Körper war warm. Ich fühlte mich angenehm schläfrig.
    Um meinen Hals spürte ich etwas, das mir vertraut vorkam, etwas aus meinem früheren Leben, von dem ich einen Großteil verloren hatte. Die Icons in meiner virtuellen Sicht blinkten grün und zeigten an, dass die Memorycell-Kanäle in meiner neuralen Struktur weit geöffnet waren.
    Dann kam die Oberschlampe Paula Myo rein. Ich wollte aufstehen, um sie zu erwürgen. In dem Moment stellte ich fest, dass ich noch immer mit den Malmetallfesseln ans Bett gefesselt war.
    »Was zum Henker soll das?«, rief ich mit schwacher Stimme.
    »Ich habe Sie wecken lassen«, sagte Myo. »Ich hab’ was für Sie. Etwas, das Sie vergessen haben.«
    »Wie? Was sollte das sein?«
    »Sie«, sagte sie und zog ihre Anzugjacke aus. Unter ihrer weißen Baumwollbluse glühte es. Ich konnte sich bewegende Umrisse unter dem Stoff erkennen.
    »Hilfe!«, schrie ich. »Jemand muss mir helfen!« Die farbigen Schatten auf ihrem Bauch wanden sich immer schneller und schneller. Meine virtuellen Icons wechselten von grün zu braun, vermeldeten hereinkommende Impulse.
    »Was ist das?«, flüsterte ich voller Angst.
    Sie sah an sich herab, als bemerke sie das Licht erst jetzt. Sie lächelte, was ihr

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