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Die Dämonenfalle

Die Dämonenfalle

Titel: Die Dämonenfalle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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Arena. Erst das Alter machte sie langsamer und schwächer. Von hier war es so ein kleiner Sprung zur Anzüchtung von Langlebigkeit. Doch was war das für eine politische Waffe! Es war das, was ein jeder sich immer gewünscht hatte. Doch das Leben, das sie den Kindern des Imperiums durch Züchtung bescherten, währte länger, als die Natur es jemals vorgesehen hatte. Und an der Natur herumzubasteln, ganz gleich wie subtil oder plump, ist immer gefährlich. Der Mensch verändert seine Umwelt. Das ist unsere wahre Natur. Der Kreislauf von Leben und Tod, von ständiger Erneuerung, ist nichts anderes als die Art und Weise, wie die Natur uns als Spezies dem Neuen anpasst, das wir fortwährend für uns erschaffen.«
    »Wollen Sie damit sagen, ich hätte die Zeit meiner Nützlichkeit überlebt?«
    »Ich weiß es nicht, Edward. Sind Sie imstande, alles, wofür Sie gelebt haben, aufzugeben, um sich dem Unbekannten zu stellen? Oder wollen Sie den Bäumen beim Wachsen zusehen, während die immer gleichen Jahreszeiten an Ihnen vorbeiziehen, ohne dass irgendetwas sich ändert?«
    »Und Ersteres glauben Sie zu tun, indem Sie hier draußen leben, nicht wahr?«
    »Ich liebe die Veränderung. Es ist die großartigste Herausforderung, die es gibt.«
    »Sie können es sich ja auch leisten, diesen Luxus zu genießen.«
    Ihr Lachen klang wie ein röchelndes Keckern. »Ach Edward, stets integer und redlich. Sie und ich sind am Leben, was man von dem armen Justin nicht behaupten kann. Ich muss zugeben, dass ich ziemlich neugierig bin. Was könnte sich nach so langer Zeit in diesem Fall noch Neues ergeben haben?«
    Ich deutete mit der Hand auf die gewölbten Fenster mit ihren feinen Verstärkungen, die aus einem Geflecht von Carbonfasern bestanden. Diese spezielle allotrope Modifikation des Kohlenstoffs war der Grund dafür, weshalb das Glas so dünn sein durfte, nur ein weiteres jener modernen Wunder, die wir als so selbstverständlich ansahen. »Carbon 60.«
    »Wie zum Teufel sollen Pentasphären mit Justins Ermordung in Zusammenhang stehen? Wir haben das Material doch erst vor zehn Jahren entdeckt … Oh. Gütige Maria, ja! Es war Alexander, nicht wahr? Er hat es entdeckt.«
    »Ich hoffe es.«
    »Sie hoffen es?«
    »Ja, für ihn. Carbon 60 ist eine fantastische Substanz. Theoretisch gibt es unzählige mögliche Anwendungen dafür, von ultrastarken Fasern bis hin zu Supraleitern. Sie kommt inzwischen bei allen möglichen Dingen, die wir benutzen, zum Einsatz, kaum ein Herstellungsverfahren läuft heute noch ohne sie ab. Und trotzdem findet man täglich immer neue Verwendungszwecke für sie.«
    »Und?«
    »Und deshalb muss ich unbedingt mehr über Justins großes Projekt erfahren; das, an dem er gearbeitet hat, bevor er umgebracht wurde. Er hat Supernovä auf Kohlenstoffsignaturen hin untersucht?«
    »Himmel.« Sie lehnte sich zurück und sah mich mit einem bewundernden Blick an. »Sie geben wirklich nicht auf, was?«
    »Nein.«
    »Wir haben erst nachdem wir – oder besser gesagt Alexander – es im Labor hergestellt hatten, herausgefunden, dass Carbon 60 auch in Sternennebeln vorkommt. Sie wollen sagen, dass es sich auch andersherum abgespielt haben könnte, sehe ich das richtig? Dass ein Astronom Spuren des Moleküls entdeckt hat, mithin also den physikalischen Beweis für dessenExistenz, und Chemiker sich anschließend hingesetzt haben, um es durch Synthese aufzubauen.«
    »Es wäre doch denkbar. Die Existenz von Carbon 60 wurde schon seit langem angenommen. Ich hab eine frühe Quelle aus dem Jahr 1815 ausfindig gemacht – eine äußerst spekulative Abhandlung über hypothetische Molekularstrukturen. Möglicherweise ist Justin auf den Gedanken gekommen, dass Carbon 60 im Zuge stellarer Ereignisse entsteht, und hat dann die entsprechende Spektralsignatur entdeckt.«
    »Und Alexander, seines Zeichens Chemiker, hat sofort die Zweckdienlichkeit dieser Entdeckung erkannt und ihn deswegen ermordet. Dann, nachdem eine angemessene Zeit verstrichen ist, in diesem Fall neunzig Jahre, legt er los und fabriziert auf wundersame Weise die schwer fassbare Substanz im Labor. Alles sehr zum Nutzen seiner Familie, die seither nicht müde wird, ihn zu preisen und zu loben. Wer würde da einen Zusammenhang mit einem vor langer Zeit die Gemüter erhitzenden tragischen Mordfall vermuten? Und …« Sie fuhr wie von einer jähen Erkenntnis getroffen zusammen. »Alexander hatte nie ein hieb- und stichfestes Alibi für den fraglichen Abend. Und er hat zu der

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