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Die Dämonenfalle

Die Dämonenfalle

Titel: Die Dämonenfalle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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Zeit mit Kohlenstoff gearbeitet. Ja, jetzt wird mir klar, wieso Sie so viel Mühe in diese Sache investiert haben.«
    »Ich konnte nie herausfinden, woran Justin gearbeitet hat«, sagte ich. »Sogar Sie sagen, Sie sind sich nicht sicher. Aber in Anbetracht des Zustands, in dem Sie sich nach seiner Ermordung befanden, waren Sie sich wahrscheinlich nicht einmal sicher, welcher Tag gerade war. Und Sie hatten lange Zeit, um über alles nachzudenken, was er je zu Ihnen gesagt hat.«
    »Es tut mir leid, Edward, aber Ihre Reise war umsonst.«
    »Sie wissen es nicht?« Ich versuchte vergeblich, nicht verbittert zu klingen. Es war ein verzweifelter Schuss ins Blaue gewesen. Doch es war die erste vage Spur, auf die ich seit siebenundsechzig Jahren gestoßen war.
    »Ich weiß genau, woran Justin gearbeitet hat«, sagte sie traurig. »Ich wollte es damals nur niemandem sagen.«
    »Wieso?«, fragte ich, mit einem Mal wütend. »So eine Information wäre für die Ermittlung entscheidend gewesen.«
    »Nein, wäre sie nicht. Verstehen Sie denn gar nichts? Ich habe ihn geliebt, wirklich geliebt. Und er hatte eine verrückte Theorie. Er glaubte, dass es im Weltraum Leben geben könnte. Bakterien, die von Sonnenwinden getragen wie interstellare Staubwolken durch die Leere treiben. Das war die spektrale Signatur, nach der er suchte, nicht die von Carbon 60. Er hielt es für nicht ausgeschlossen, dass all die Epidemien, die uns heimgesucht haben, aus dem Weltall gekommen sind – dass unser Immunsystem deshalb immer eine gewisse Reaktionszeit brauchte, weil jede dieser Virusarten neu für unseren Planeten war. Damals schon, in den 1830er-Jahren, hat er das geglaubt. Heilige Maria, was für ein brillanter Verstand.«
    »Aber –«
    »Ja, ich weiß «, herrschte sie mich an. »Er hatte damit verdammt noch mal recht. Er hatte absolut recht. Und ich war Teil der Expedition, die das zweifelfrei bewiesen hat. Wir sind davon überzeugt, dass das bakterielle Leben, das wir auf Ganymed und Europa gefunden haben, aus dem Weltraum stammt – im gesamten Jupitersystem gibt es Hinweise dafür. Haben Sie irgendeine Vorstellung davon, wie schmerzhaft das nach all den Jahren für mich war? Das ist keine Ironie des Schicksals, das ist Tragödie pur. Und ich kann niemandem sagen, dass er diesen Gedanken zuerst gehabt hat, denn ich hab’ keinen Beweis dafür. Er wird nie die Anerkennung erhalten, die er verdient, und das ist meine Schuld.«
    »Warum haben Sie uns das damals nicht erzählt?«, fragte ich.
    »Um sein Andenken zu schützen. Ich wollte nicht, dass die Leute über meinen wunderbaren Geliebten lachten. Dafür war er mir zu kostbar. Ich hätte es nicht ertragen. Und sie hätten über ihn gelacht, allen voran die Zeitungen, denn das alles war viel zu fantastisch für die damalige Zeit. Invasion der Weltraumgrippe! Ich wollte ihm seine Würde bewahren. So viel hatte er zumindest verdient.«
    Ich seufzte geschlagen. Sie hatte recht, ich hatte große Hoffnungen darauf gesetzt, dass sie mich in meiner Theorie bestärkte. »Ich schätze, ich kann es Ihnen wohl kaum zum Vorwurf machen, dass Sie versucht haben, ihn zu beschützen. Ich hätte vermutlich das Gleiche getan.«
    Sie legte ihre Hand auf meine, als ein weiteres kleines Beben die Galerie erzittern ließ. »Was werden Sie nun tun?«
    »Ich? Die Kuranda -Mission zum Abschluss bringen, dann nach Hause fliegen und mein Leben weiterführen. Das heißt, mein wechselhaftes Leben.«
    Ihre schweren, faltigen Wangen hoben sich zu einem schwermütigen Lächeln. »Danke, Edward. Es tut gut zu wissen, dass er noch jemand anderem nicht gleichgültig ist.«

Vier
    Raleigh-Familieninstitut, A.D. 1971
    Die einsame Eiche war über zweihundert Jahre alt, ihre obere Hälfte war schon vor langem abgeknickt und hatte lediglich einen imposanten Stumpf zurückgelassen, der noch einige starke Äste trug. Um die runzlige Rinde wucherte in Bodennähe sattgrünes Moos. Ich ließ mich auf einer Wurzelknorre nieder und schaute zurück auf die leicht abschüssigen Wiesen und den See. Meine FKI schrumpfte neben meinem Kopf diskret zu der Größe einer Seifenblase zusammen, schaltete die Sendefunktionen auf Stand-by und schottete mich von dem digitalen Geplapper unserer Familienobliegenheiten ab, sodass ich ungestört meinen eigenen Gedanken nachhängen konnte. Es war ein schöner Tag. Die Sonne stieg gerade über den Talflanken auf und schlürfte mit ihren ersten warmen Strahlen den Tau. Butterblumen und Gänseblümchen

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