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Die Dämonenfalle

Die Dämonenfalle

Titel: Die Dämonenfalle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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funkelten wie bunte Sterne im üppigen Gras, die kleinen Blütenblätter schon vollständiggeöffnet und bereit zu empfangen. Wie immer erfüllte der Ausblick mich mit großer innerer Ruhe.
    Ich hatte es mir zur Gewohnheit gemacht, täglich einen Spaziergang um das Institutsgelände zu unternehmen, außer natürlich, wenn das Wetter wirklich allzu saumäßig war. Was durchaus gelegentlich vorkam. Klimabeeinflussung gehörte zu den Dingen, die uns noch verwehrt waren. Im Grunde war ich froh darüber – es sollte in unserem Leben zumindest ein gewisses Maß an Unvorhersehbarkeit geben. Ich schätze, dass ich die Anlagen deswegen so liebte. Sie waren so durch und durch natürlich. Seit meiner Berufung in den Familienrat vor acht Jahren hatte ich sehr darauf geachtet, dass die Bäume, die in dem Institutstal gepflanzt wurden, ausschließlich unverfälschte Genotypen waren – das Gleiche galt für die übrige Flora.
    Ein Spleen, mag sein. Aber wenn mich jemand danach fragte – was selten genug der Fall war –, pflegte ich nicht ohne Stolz darauf hinzuweisen, dass das Tal eine echte kulturelle Insel darstellte und das, was ich tat, ein wichtiger Beitrag zum Erhalt pflanzlicher Arten war. Nun, da in unseren Stadtgebieten in immer größerem Maße Entvölkerung um sich griff, wollte ein jeder sein eigenes kleines Stück ländlicher Idylle genießen. Seit Anfang des Jahrhunderts die Nahrungssynthese verfügbar geworden war, hatten Landwirtschaft und Ackerbau einen rapiden Rückgang erlebt. Die wenigen Agrarbetriebe, die weitergemacht hatten, wurden von zänkischen alten Umweltschützern oder von Familien, die hartnäckig am Althergebrachten festhielten, geführt. Doch die Zahl solcher Anachronismen hielt sich in Grenzen – sie nahmen nicht sonderlich viel Landfläche in Anspruch und kamen den übergreifenden Bebauungs- und Nutzungsplänen des vereinigten Rats daher nicht ins Gehege. Infolgedessen wurde überall in der Provinz aufgegebenes Ackerland in die Art ländlicher Waldungen umgewandelt, wie sie bis dato nur in den romantisierendsten Vorstellungen von der Zeit noch vor der Ersten Epoche existierten. Jeder, der die Stadt verließ, wollte seinen eigenen Wald, inklusive Lichtungmit Teich und dahinplätscherndem Bächlein, wo die Villa im Stil der Ersten Epoche aus dem Boden gestampft werden konnte. Da niemand Lust hatte, hundert Jahre zu warten, bis die Bäume gewachsen waren, wurden genmanipulierte Sorten, die lediglich ein paar Jahre brauchten, um neunzehn oder zwanzig Meter hoch zu werden, und dann mit einer natürlicheren Geschwindigkeit weiter in die Höhe strebten, zu dem Renner schlechthin. Mir persönlich erschien das in etwa ebenso skurril, als wenn unsere neue Biononic-Technologie uns mit anderen Denkmustern infiziert hätte; während die Gesellschaft alterte, fielen wir allmählich in die Mentalität der Kurzlebigen zurück. Alles musste jetzt und gleich geschehen, als gäbe es außer der fantastischen möglichen Zukunft, die Bethany Maria Caesar uns 1963 eröffnet hatte, kein Morgen.
    Meine FKI dehnte sich aus und gab ein melodisches Läuten von sich. Trotz der modernen sensorischen Direktverbindung benutzte ich immer noch die gute, alte Klingelmethode. Ich schätze, das war so etwas wie ein stilles Eingeständnis, dass Bethany Maria Caesar damals vor vielen Jahren auf Io recht gehabt hatte, als sie behauptete, der Widerstand gegen den Fortschritt habe etwas mit dem Alter zu tun. Keiner meiner Ururururenkel hatte in irgendeiner Weise etwas dagegen einzuwenden gehabt, mit Interfaces ausgestattet zu werden, oder etwaige für sie daraus resultierende seelische Schäden gezeigt.
    Nicht, dass ich der neuzeitlichen Welt meine eigene Kindheit als Leitbild vorhalten konnte. Doch nichtsdestotrotz war meine Einstellung eher reserviert. Wenn man so viele unterschiedliche Typen von Schnittstellen und Betriebsprogrammen hat upgraden müssen wie ich, entwickelt man zwangsläufig eine profunde Skepsis hinsichtlich der Frage, wie lange der letzte Stein der Weisen wohl aktuell bleiben wird, bevor ihn der Weisheit nächster Schluss überholt. Am besten bleibt man einige Jahrzehnte bei dem, was sich für einen bewährt hat.
    Rebecca Raleigh Stothards Gesicht füllte die FKI. Ich hätte es mir denken können. Es gab nicht viele Personen, der meineKI gestatten würde, mich in meiner Freizeit zu stören. Ihr Holobild grinste mich an und beschwor eine ganze Reihe höchst angenehmer Erinnerungen hervor. Rebecca hatte sich vor

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