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Die Dämonenfalle

Die Dämonenfalle

Titel: Die Dämonenfalle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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geklärt hätte.«
    »Von wem reden wir?«
    »Von Bethany Mary Caesar. Wie ich hörte, befindet sie sich auf Io.«
    »Ja«, erwiderte er vorsichtig. »Sie leitet dort das Wissenschaftsteam.«
    Die abrupte Veränderung in seinem Verhalten war bemerkenswert. Etwa so, als hätte ich in unserem Spiel der Worte und Zwischentöne unerwartet einen Punkt eingeheimst. Wenn ich nur dahintergekommen wäre, wie ich das gemacht hatte. Ich hatte ja gerade mal ihren Namen genannt. »Sie haben doch sicher nichts dagegen, wenn ich mich mit ihr unterhalte, oder?«
    »Aber nein, keineswegs. Falls die Angelegenheit nicht zu vertraulich ist, worum geht es denn bei diesen Ermittlungen genau?«
    »Um Mord.«
    »Gütige Mutter Maria. Im Ernst?«
    »Wie ich schon sagte, es handelt sich um einen älteren Fall. Allerdings habe ich da eine neue Theorie, die ich ihr gern dargelegt hätte.«
    Der Forschungsaußenposten auf Io war mit New Milan absolut nicht zu vergleichen. Er bestand aus zwei Dutzend zylindrischen Habitatkammern, die auf tief in die karmesinrote Kruste versenkten Betonträgern ruhten; gleichsam wie eine Anordnung antiquierter Elektronikkomponenten waren sie allesamt über dicke Kabelstränge miteinander verbunden. Jahrelang hatten sie die Dämpfe des Vulkans über sich ergehen lassen müssen, waren dessen heftige Schwefelwolken sanft abgeregnet und hatten die metallisch weißen Verschalungen mit einer dünnen Schicht aus schmutzig gelbem Kolloid besudelt, das an ihnen heruntertriefte und von den Unterseiten herabtröpfelte. Doch trotz allem Funktionalismus hatte für die Caesars bei der Wahl des Standorts zweifellos auch das Panorama eine Rolle gespielt. Eine der Habitatkammern verfügte über eine Aussichtsgalerie, deren gewölbte Fenster direkt auf den Schwefelvulkan blickten, der sich in der Ferne als dunkle, kegelförmige Silhouette aus der Linie des Horizontes erhob.
    Ich wartete auf Bethany Maria Caesar an einem der Esstische auf der Galerie, starrte durch eines der schmierigen Fenster auf den schwefelspeienden Berg hinaus und hoffte insgeheim, vielleicht Zeuge eines Vulkanausbruchs zu werden. Doch der einzige Hinweis auf irgendeine seismische Aktivität war das gelegentliche Zittern, das durch die Habitatkammer ging, kaum stark genug, ein Kräuseln in meiner Teetasse zu bewirken.
    »Hallo, Edward, lange nicht gesehen.«
    Ich hätte sie niemals wiedererkannt. Die Frau, die vor mir stand, hatte nur noch eine entfernte Ähnlichkeit mit dem hübschen, verzweifelten Mädchen, dem ich vor acht Jahrzehnten bei zahllosen Vernehmungen gegenübergesessen hatte. Sie sah – mir fiel kein besseres Wort ein – alt aus. Ihr Gesicht war von tiefen Runzeln und Falten gezeichnet, welche die Züge,die ich einst gekannt hatte, verbargen; und auch das wallende blonde Haar gehörte der Erinnerung an – sie trug ihre Igelfrisur so kurz geschnitten, dass das, was stehengeblieben war, so gerade noch als Stoppeln durchging, und die waren grau. Sie war in eine weite Tunika gekleidet, doch auch die vermochte ihre gebeugte Körperhaltung nicht zu kaschieren.
    Sie stützte sich mit beiden Händen auf dem Tisch ab und ließ sich mit einem leisen Ächzen in den Sessel mir gegenüber sinken. »Ein schöner Anblick, den ich da abgebe, nicht wahr?«
    »Was ist passiert?«, fragte ich erschüttert. In keiner meiner Unterlagen war etwas von einem Unfall oder einer chronischen Krankheit zu lesen gewesen.
    »Geringe Schwerkraft, Edward, das ist passiert. Ich kann deutlich sehen, dass Ihr Gesicht von gespeicherter Flüssigkeit ganz aufgedunsen ist, also sind Sie ja bereits vertraut mit einem Bruchteil der möglichen Folgen. Geben Sie sich mit dieser Kostprobe zufrieden. Geringe Schwerkraft hat bei einigen Menschen schlimmere Auswirkungen als bei anderen, viel schlimmere. Und nachdem ich ihr dreizehn Jahren permanent ausgesetzt war, dürfte ich die Skala inzwischen gesprengt haben.«
    »Gütige Maria! Ich habe keine Ahnung, was ihr Caesars mit dem Jupiter wollt, aber nichts kann es wert sein, derart Schindluder mit sich zu treiben. Kommen Sie nach Hause, zurück zur Erde.«
    Ihr Lächeln sprach von einer Weisheit, die sich mir verwehrte. »Dies ist mein Zuhause. Der Jupiter ist das Grenzland der Menschheit.«
    »Wie können Sie das sagen? Dieser Mond bringt Sie um.«
    »Leben!« Sie spie das Wort förmlich aus. »Was für ein trügerisches Geschenk.«
    »Ein kostbares Geschenk«, entgegnete ich.
    »Ach ja. Der arme alte Justin. Ich war ziemlich überrascht,

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