Die Dämonenfalle

als ich sah, dass es sich bei dem Repräsentanten, den die Raleighs schicken wollten, um Sie handelte. Ich muss zugeben, da ist so einiges bei mir wieder hochgekommen.«
    »Ich will ehrlich zu Ihnen sein, Sie sind nicht der Hauptgrund für meine Anwesenheit.«
    »Ha! Das große Mysterium unserer Zeit. Was haben diese bösen Caesars bloß mit dem Jupiter vor? Und? Schon was rausgefunden, Herr Detektiv?«
    »Nein, noch nicht. Aber keine Sorge, wir werden die Nuss schon noch knacken.«
    »Davon bin ich überzeugt. Man muss nur genug Rechenpower in ein Problem hineinstecken, und seine Lösung ist lediglich eine Frage der Zeit.«
    »Das ist schon eher die Bethany, die ich kenne.«
    »Das möchte ich bezweifeln. Aus mir spricht bloß die Erfahrung. Wir haben hier oben mehr KIs pro Kopf als an irgendeinem Ort auf der Erde. Jeder kleinste Schnipsel an Messergebnissen wird ausgewertet und tabelliert – unsere Wissensbasis vergrößert sich mit einem Tempo, dass wir kaum noch den Überblick behalten. Und dabei sind wir schon in der glücklichen Lage, uns den Aufgaben in vollem Umfang widmen zu können. Um unsere körperlichen Bedürfnisse brauchen wir uns nicht so sehr viele Gedanken zu machen, das tun die KIs für uns. Sie halten alles in Gang, die Synthesefabriken für die Nahrung, die kybernetischen Fertigungsanlagen, die Verwaltung. Für mich ist das Leben hier wie eine Befreiung, Edward. Ich brauche mich nicht mehr mit irgendwelchem banalem Krimskrams rumzuschlagen. Hier kann ich mich voll auf meine geistige Tätigkeit konzentrieren.«
    »Wenn das so ist, freut es mich natürlich für Sie. Offenbar machen Sie hier draußen ganz neue Erfahrungen. Auf der Erde verursacht der Einsatz von KIs nur endlose Probleme. Sie können die Steuerung von so gut wie jedem maschinellen Verfahren übernehmen, und dies mit erhöhter Effizienz. In Industrieunternehmen und Versorgungsbetrieben scheiden daher immer mehr menschliche Beschäftigte aus dem Produktionsprozess aus. In der Folge schießen die Arbeitslosenzahlen in astronomische Höhen. Und das wiederum ruft jede Mengesoziale Unruhen hervor. Die Kleinkriminalität blüht wie noch nie, und die Psychologen sind dermaßen überlastet, dass sie bereits selbst reif sind für die Therapie. Nicht wenige Menschen beginnen allmählich, sich zu fragen, ob es wirklich eine so gute Idee war, KIs einzuführen.«
    »Sicher führt die Einbeziehung von KIs zu vorübergehenden Problemen«, antwortete sie. »Ein derart einschneidender Wandel geht nie ohne Reibungsverluste ab. Der Übergang zu einer Freizeitgesellschaft dürfte für ein so in seinen Gewohnheiten festgefahrenes Volk hart werden. Der Preis für ein langes Leben ist ein zunehmender Widerstand gegen jeglichen Wechsel. Das Vertraute ist einfach zu bequem und behaglich, um es so mir nichts, dir nichts hinter sich zu lassen. Und nach all den Jahrhunderten ist den Familien ihr Leben, so wie es ist, äußerst vertraut. Aber der Wandel wird sich vollziehen. Wenn wir eine Bestimmung haben, dann ist es die, zu denken und zu erschaffen. Das ist es, was uns zu etwas Einzigartigem macht. Ein Nest bauen und Futter sammeln kann jedes nicht vernunftbegabte Tier. Jetzt beginnt der lange Marsch durch die Entwicklung, uns endlich von diesem physischen Ballast zu befreien. Ich meine, darum haben wir das alles doch überhaupt getan, oder etwa nicht? Wenn eine Spezies erst einmal aufgebrochen ist, um herauszufinden, wie das Universum funktioniert, dann gibt es für sie kein Zurück. Wir befinden uns im freien Fall in Richtung Plateau, Edward.«
    »Welches Plateau?«
    »Der Moment, in dem die Wissenschaft alles erklärt hat und Maschinen perfekt sind. Danach wird das Leben für uns Menschen ein einziges Picknick an einem herrlichen Sommernachmittag sein. Wir werden nur noch denken und spielen und träumen.«
    »Das sehe ich noch nicht so ganz.«
    »Jammerschade. Sie müssen sich entweder anpassen, Edward, oder sterben. Ich hab Sie immer für jemanden gehalten, der intelligent genug ist, diese letzte Hürde zu überwinden undauf das Plateau hinaufzuklettern. Vielleicht war der Zeitvertreib der Kaiser ja doch nicht der Segen, für den wir ihn immer halten, zumindest nicht für jeden. Die Urväter der Caesars waren so sicher, mit ihrem Geschenk an das gesamte Weltreich das Richtige zu tun. Über Generationen hinweg hatten sie Gladiatoren gezüchtet, deren Schnelligkeit und Kraft sich immer weiter herausbildeten, bis sie schließlich unbezwingbar waren in der