Die Dämonenfalle
jugendlichen Körper sah sie heiß darin aus, und das wusste sie auch. Einige Nachwuchsermittler starrten sie in einer Weise an, wie sie es im Büro nie gewagt hätten. »Glückwunsch«, sagte Paula. »Du Verräterin.«
Christabel lachte. »Ich hab dem Laden wahrlich lange genug gedient. Und den Chief Investigator hab ich mir ganz allein erarbeitet. Das war ich mir schuldig. Mir, wenn nicht gar der Dynastie.«
»Du wirst dem Direktorat schmerzlich fehlen.«
Christabel lehnte sich ein Stück vor. »Die Dynastie wird mich brauchen. Wir müssen unser gesamtes Sicherheitskonzept neu überdenken, und das alles nur wegen unserer idiotischen Gründer, die vor Merioneth eingeknickt sind. Wie ich gehört habe, hat schon jeder ein Vermögen in die Entwicklung von Ganzkörper-Kraftfeldgeneratoren investiert. Und auch auf unseren Privatwelten wird verteidigungstechnisch aufgerüstet.«
»Typisch. Ist es erlaubt zu fragen, welcher Abteilung du zugeteilt wurdest?«
»Ich bin jetzt stellvertretende Leiterin der EdenBurg-Verteidigung.«
»Wow. Ein großer Bereich.«
»Ja«, sagte Christabel. »Gib mir ein paar Jahrzehnte, und ich bin zur Divisionsleiterin aufgestiegen. Und danach …« Sie brach ab und leerte ihr Glas.
»Du wirst vermutlich früher oder später mit Nelson aneinandergeraten.«
»Nein. Der ist viel zu clever. Wir werden uns arrangieren. Auf diesem Level ist das unabdingbar.«
»Wo wir gerade davon sprech–»
»Klar. Du und ich, wir können uns gerne austauschen. Es seidenn, die gute alte Oma Heather tötet jemanden – dann werde ich nicht umhinkommen, ihren Arsch zu retten.«
»An deiner Dynastiebegründerin bin ich eigentlich nicht interessiert.«
»Ach?« Christabel pflückte sich ein weiteres Glas von der Bar.
Paula fand, dass sie irgendwie befangen wirkte. Wie schnell sich doch die Interessenlage verschiebt. »Falls du die Möglichkeit hast, Zugriff auf die Dynastie-Akte zur Merioneth-Abspaltung zu erhalten, wäre ich dir für eine Zusammenfassung sehr dankbar.«
»Wie du selbst nur zu gut weißt, werden solche Dinge niemals in irgendwelchen Akten festgehalten. Wonach suchst du denn noch? Wir haben Fiech, um Gottes willen. Ausgeschaltet für zweieinhalb Jahrtausende! Besser kann’s doch nicht mehr werden.«
»Warum hat er das getan?«
»Was?«
»Ich verstehe seine Motivation nicht.«
»Seine Motivation? Um Merioneth von der Herrschaft der Dynastie zu befreien«, rezitierte Christabel bissig. »Und die Schweine haben gewonnen.«
»Ja, das haben sie, aber Fiech nicht. Er war einzig und allein auf sein Ziel fixiert. So sehr, dass er eines der schlimmsten Verbrechen der modernen Geschichte beging. Eines, das seiner geliebten Untergrundorganisation fast das Genick gebrochen hätte. Die Leute waren abgestoßen von dem, was er getan hat. Selbst seine ehemaligen Weggefährten mussten erkannt haben, dass er den Bogen überspannt hatte, weshalb sie sehr schnell sehr professionell weitermachten. So haben sie schließlich den Kampf gewonnen: Indem sie fortan die Dynastie-Sprösslinge gezielt auslöschten und etwaigen Zufallsopfer den totalen Körperverlust nach Möglichkeit ersparten. Das war ein cleverer Schachzug. Das übte doch genau dort Druck aus, wo er nötig war. Und trotzdem wird Fiech nie in den Genuss der Früchte dieser Arbeit kommen, denn er wird niemals auf einem freien,da befreiten Merioneth leben. Motivierte Menschen begehen nicht einfach Selbstmord, aber genau das hat er praktisch getan. Wenn er irgendwann aus der Suspension kommt, wird das Commonwealth nicht mehr wiederzuerkennen sein, selbst, wenn es dann noch existiert. Fiech soll sich also für etwas geopfert haben, das er nie erleben wird. Das ergibt doch alles keinen Sinn.«
»Die Taten von Fanatikern ergeben für Außenstehende selten einen Sinn. Da sucht man jede Logik vergebens.«
»Aber es war Logik dahinter. Ich hab sie nur noch nicht verstanden. Und das macht mich fertig. Denn es bedeutet, dass wir was übersehen haben. Wer immer dahintersteckt, hat sich bei der Planung des Ganzen unendlich viel Mühe gegeben. Das Direktorat hat jede medizinische Datenbank im Commonwealth durchforstet, aber es existiert einfach keine DNA dieses Doppelgängers. Nirgendwo. Was in unserer Zeit einfach äußerst unwahrscheinlich ist. Also haben wir versucht, Fiechs Abstammung zu ermitteln. Ein Mix aus keltischen, nordischen, nordspanischen und arabischen Vorfahren. Wir fanden gar eine mögliche Cousine auf Piura – der bisher konkreteste
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