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Die Daemonenseherin

Die Daemonenseherin

Titel: Die Daemonenseherin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Melzer
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ein Alarmsystem wie in einem Hochsicherheitstrakt und Wachen.
    Früher einmal war sie froh gewesen, dass das Anwesen so gut gesichert war. Alle Maßnahmen sollten Unbefugte davon abhalten, einzudringen. Was einst Sicherheit und Schutz versprochen hatte, war jetzt ein Gefängnis. Damals, bei ihrer Flucht aus dem Labor, war es ein Leichtes gewesen, das Grundstück zu verlassen. Ein paar hatten die Wachen abgelenkt, während Alessa ihre Fähigkeiten benutzt hatte, um die Alarmanlage außer Gefecht zu setzen, damit sie über die Mauer entwischen konnten. Daran, ihre Kräfte einzusetzen, um der Gemeinschaft aufs Neue zu entfliehen, war nicht einmal zu denken –, wenn sie nicht am Fuße der Mauer zerfetzt werden wollte. Sie musste einen anderen Weg finden, auch wenn sie im Augenblick keine Vorstellung hatte, wie der aussehen sollte. Von Alarmanlagen verstand sie zu wenig, um sie auszuschalten – ohne auf ihre Fähigkeiten zurückzugreifen. Sie wusste ja nicht einmal, wo die Zentrale untergebracht war. Die Mauer fiel also aus. Blieben noch das Haupttor und die Nebeneingänge, die allesamt bewacht waren. Zweifelsohne hatten die Wachen Anweisung, sie nicht vom Grundstück zu lassen – und die Lesegeräte, die überall an der Grundstücksgrenze angebracht waren, würden Alarm schlagen, sobald sie ihren Chip erkannten.
    Der verdammte Chip.
    Unwillkürlich hob sie die Hand und tastete nach ihrem Nacken. Ein leises Knistern unter ihrem Kragen zeigte ihr, dass die Alufolie noch an ihrem Platz war. Anscheinend hatte sich niemand die Mühe gemacht, sie zu durchsuchen.
    Alessa seufzte.
    Zumindest wegen der Lesegeräte brauchte sie sich keine Sorgen zu machen.
    Sie umrundete das Bett, griff nach ihren Stiefeln und schlüpfte hinein. Ihr Blick fiel auf das Fenster, vor dem die Nacht wie eine dunkle Wand aufragte. Toll gemacht! Mit den zur Seite gezogenen Gardinen und im Licht der Stehlampe konnte von draußen jeder sehen, was sie tat. Sie würden sich wohl ausrechnen können, dass sie die Stiefel nicht wegen kalter Füße anzog.
    Stiefel hin oder her, sie ließ sich bewusst langsam auf das Bett sinken, rollte sich zusammen und knipste die Lampe aus. Dunkelheit erfüllte den Raum. Alessa rührte sich nicht, wartete und lauschte. Zum ersten Mal fiel ihr auf, dass es nicht vollkommen still war. Sie glaubte gedämpfte Stimmen zu hören – doch die kamen nicht aus dem Garten, sondern von der anderen Seite der Tür, wo leise Musik dudelte. Verwundert erkannte sie die Titelmelodie einer Fernsehserie. Top Gear! Wer auch immer sie bewachte, hockte da draußen und sah fern.
    Sie ließ noch ein paar Minuten verstreichen, während deren sie sich nicht rührte. Falls sie jemand vom Garten aus beobachtete, sollte er glauben, sie sei eingeschlafen.
    Schließlich rutschte sie seitlich vom Bett und schlich geduckt zum Fenster. An der Wand daneben richtete sie sich langsam auf und schob den Kopf an den Gardinen vorbei, um nach draußen zu sehen. Sie hatte erwartet, in einiger Entfernung die beleuchtete Außenmauer des Anwesens zu erblicken, stattdessen lag ein kleiner Garten unter ihrem Fenster, der zu drei Seiten von einer Mauer begrenzt wurde. Daneben und dahinter lagen weitere Gärten.
    Reihenhäuser!
    »Wo, zum Kuckuck, bin ich hier gelandet?«
    Ganz gleich wie die Antwort aussah, sie würde bestimmt nicht länger bleiben.
    Alessa schnappte sich ihren Parka, ging zur Tür und öffnete sie. Das Wohnzimmer, das sich vor ihr erstreckte, wurde lediglich vom Flackern des Fernsehers erhellt. Gegenüber der Flimmerkiste stand eine Couch mit geblümten Bezügen, davor ein niedriger Couchtisch, und rechts und links davon jeweils ein klobiger Sessel. Dort saßen der Kühlschrank und sein Kumpel, jeder von ihnen eine Dose Bier in der Hand und eine Schüssel Chips auf dem Schoß, und sahen fern.
    Beide trugen Handschuhe.
    Alessa wusste nicht, ob sie der Anblick der Männer überraschen oder in Panik versetzen sollte. Sie hatte mit einigem gerechnet, aber nicht damit, dass diese Typen sie verschleppt hatten – zumindest nicht an einen anderen Ort als auf das Anwesen der Gemeinschaft.
    Sie spielte mit dem Gedanken, sich hinter der Couch vorbei in Richtung der Tür zu schleichen, als der Kühlschrank sie bemerkte. Sofort stellte er sein Bier zur Seite und stand auf. Im letzten Moment erinnerte er sich an die Schüssel mit den Chips auf seinem Schoß, griff danach und bugsierte sie geschickt auf den Tisch. Beinahe gleichzeitig schaffte er es, das Licht

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