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Die Dämonenwache. Kampf um Port Fayt (German Edition)

Die Dämonenwache. Kampf um Port Fayt (German Edition)

Titel: Die Dämonenwache. Kampf um Port Fayt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Conrad Mason
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war mitleiderregend; es war zerfurcht und verzerrt, regelrecht zerstört. Sonderlich magisch wirkte sie nicht. Eher wie eine traurige und müde alte Frau.
    «Weißt du, wohin wir fahren, Kind?»
    «Woher soll ich das wissen, zum Donnerschlag?»
    «Natürlich, woher sollst du das wissen?» Die Frau leckte sich die Lippen. «Hast du jemals Geschichten über den Fariangraben gehört?»
    Tabitha zog sich der Magen zusammen, doch diesmal lag es nicht am Schwanken des Schiffes. Ja, sie hatte Geschichten über den Fariangraben gehört. Geschichten für Kinder und alte Weiber. Forschend blickte sie der Hexe ins Gesicht, um herauszufinden, ob diese sich über sie lustig machte. Doch die Hexe starrte weiter stumm und mit versteinerter Miene aufs Meer.
    «Fahren wir wirklich zum Graben?»
    Die alte Frau nickte.
    «Aber … was …»
    Tabitha verstummte. Es gab nur einen Grund, zum Fariangraben zu fahren.
    Mit einem leichten Schwindelgefühl, als stünde sie am Rand einer Klippe, begann Tabitha zu begreifen, wozu der Zephyrumstab diente. Wozu der Kochlöffel diente. Und was die alte Frau die ganze Zeit über vorgehabt hatte.
    «Wir bringen das Ende», sagte die alte Frau, «und einen Neuanfang.»
    «Sie haben den Verstand verloren», sagte Tabitha und kämpfte gleichermaßen gegen ihr Entsetzen wie gegen den Drang an, sich abermals zu übergeben. «Es kann nicht anders sein. Warum, in Thalins Namen …?»
    «Ich warte schon so lange darauf», sagte die alte Frau gedankenverloren, als hätte sie Tabitha gar nicht gehört. «Das kannst du dir gar nicht vorstellen. Ich habe schon einmal versucht, diese Stadt zu säubern, und wurde mit dem Exil dafür belohnt. Meine Freunde haben mich verstoßen und mir den Rücken gekehrt. Selbst mein Sohn hat nichts unternommen, um mich zu retten.
    Zehn lange Jahre habe ich fern von meinem Heim verbracht. Zehn Jahre war ich fort, aber nicht untätig. Als ich in der Alten Welt ankam, begriff ich so gut wie nichts. Ich sehnte mich nach meinen feinen Kleidern, meinen Spiegeln und Juwelen. Aber ich veränderte mich. Ich lernte. Tag und Nacht studierte ich in den Bibliotheken von Azurmouth, Renneth und Ysiland. Ich wusste, eines Tages würde ich das Elfenbeinmeer überqueren und nach Port Fayt zurückkehren.»
    Ihre Stimme war ganz weich geworden, verträumt und zufrieden.
    «Die Zeiten ändern sich, mein Kind. Die Liga des Lichts erobert die Alte Welt, und ihre Truppen bezwingen alles, was auf ihrem Weg liegt. Port Fayt ist als Nächstes an der Reihe. Es ist ein Schlupfwinkel der Dämonenbrut, ein dunkles Loch, das endlich gesäubert werden muss. Und welches Ende könnte passender sein als dieses? Welcher Zeitpunkt geeigneter als das Festival des Meeres, wenn sich die Fayter in den Straßen drängen, um ihren schmutzigen Karneval zu feiern? All jene, die Thalin den Navigator ehren, werden dafür sterben.»
    Tabitha biss sich auf die Unterlippe, bis sie Blut schmeckte. Sie hätte einiges zum Plan der alten Frau zu sagen gewusst, doch nichts davon erschien ihr angeraten. Trotzdem konnte sie nicht einfach schweigen.
    «Sie glauben doch nicht ernsthaft an diesen Dreck, dass Trolle und Kobolde Dämonenbrut sind. Bevor die Liga kam, herrschte jahrhundertelang Frieden zwischen den Bewohnern der Alten Welt. Und außerdem …» Sie holte tief Luft und versuchte ihre Stimme ruhig klingen zu lassen. «Wird es nicht funktionieren. Sie werden uns alle umbringen.»
    Die alte Frau schüttelte langsam den Kopf, dann zog sie etwas aus ihrem Ärmel. Es war der Kochlöffel. Sie hielt ihn hoch, prüfend wie ein Duellant, der sein Rapier ausprobiert.
    «Aber ich habe das hier, Kind. Einen Zauberstab, der vom Elfen Caspar von Hel beschworen wurde, dem besten Magier im ganzen Norden. Seine Magie ist sicher verschlossen und im innersten Kern des Holzes verborgen. Unauffindbar und nicht erkennbar. Und doch mächtiger als jedes andere Kleinod in der ganzen Alten Welt. Es war ein Fehler, so etwas einem leichtsinnigen Schmuggler anzuvertrauen, aber das spielt keine Rolle mehr. Jetzt habe ich ihn. Und mit diesem Zauberstab besteht keine Gefahr.»
    Die Decksplanken knarrten, als ein Milizsoldat auf sie zukam: Colonel Cyrus Derringer. Nur dass er an diesem Morgen nicht ganz so gelassen wirkte wie sonst. Er hatte Tränensäcke unter den Augen, als habe er eine schlaflose Nacht hinter sich, und er sah besorgt aus.
    Was hatte er hier zu suchen, in Thalins Namen?
    «Lady Wyrmwood. Der Steuermann meint, der Wind stehe günstig, und

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