Die Daemonin des Todes
ihm vor und küsste ihn sacht auf die stoppelbärtige dunkle Wange. »Ja, mein Liebster. Aber deine Erinnerung wird ewig in den Feuern der neuen Hölle lodern, die dein Opfer entfesseln wird.«
Er hatte darauf nichts zu entgegnen. Ephialtes erwiderte ihren Kuss und stand dann schweigend da, in der riesigen offenen Lobby des alten Polizeireviers. Die Schreibtische waren zur Seite geschoben und an der Rückwand gestapelt worden. Der Raum war groß genug für ihre Zwecke, und sie konnten in der oberen Etage schlafen. Und natürlich weiter hinten in dem großen Büro, in dem sich das Nest befand.
»Du bist der älteste meiner Nachkommen«, erinnerte ihn Veronique, denn Ephialtes war von Belasarius erschaffen worden, ihrem Abkömmling, der wiederum im Jahr 1011 A. D. von einer Jägerin gepfählt worden war. Sie hatte keine Zweifel, dass noch andere von ihrem Blut durch die Welt zogen, aber das Triumvirat hatte Ephialtes erwählt, ihr zu helfen.
»Das Triumvirat lächelt heute Nacht auf dich herab«, flüsterte sie ihm zu.
»Ich werde bei dir sein, in dir, wenn sich deine spitzen Zähne in den Hals des letzten Menschen bohren, meine geliebte, dunkle Heroldin, wenn das Blut in deinen Mund sprudelt und dick in deine Kehle tropft. Ich werde dann bei dir sein, nicht wahr?«, fragte Ephialtes.
Veronique lächelte. Ein seltener Anblick. »Du wirst in meinem Blut weiterleben.«
»Dann lass uns die anderen wecken«, erwiderte er grimmig, mit entschlossenem Gesicht.
Veronique spähte durch die Lücke zwischen zwei breiten Brettern nach draußen. Sie konnte das baufällige Haus gegenüber und die dahinterliegende Straße erkennen. Hin und wieder brauste ein Auto vorbei, und Scheinwerferstrahlen tanzten über die Fassade des Gebäudes. Aber je später es wurde, desto weniger Fahrzeuge waren unterwegs.
»Es ist nicht nötig, uns zu wecken.«
Ephialtes und seine Herrin drehten sich um und sahen, dass sich die anderen in der Dunkelheit hinter ihnen versammelt hatten. Konstantin war derjenige, der gesprochen hatte, und jetzt trat er vor und kniete vor Veronique nieder.
»Wir werfen uns dir zu Füßen, Heroldin«, sagte er, aber er senkte dabei nicht die Augen. Stattdessen starrte er sie an.
»Gibt es irgendetwas, das du vorbringen möchtest, Konstantin?«, fragte sie erzürnt.
Endlich senkte er den Blick. »Nein, Herrin«, sagte er.
»Ich habe nur… in deine Augen gesehen.«
»Warum?«, donnerte sie.
Konstantin sah auf. Erneut schien er mit sich zu kämpfen, als würde er am liebsten den Blick abwenden, aber er konnte es nicht. »Du bist nicht dieselbe, Veronique, und gleichzeitig bist du es doch. Du bist noch immer die Heroldin in diesem neuen Körper. Ich bin der Dämon in diesem Körper, aber gleichzeitig bin ich in vielerlei Hinsicht noch immer Konstantin. Aber du… veränderst dich völlig, und dennoch verändern sich deine Augen nie.«
»Mein Wesen wurde dir erklärt, Konstantin.«
Ephialtes wandte sich lächelnd an Veronique. »Es ist eine Sache, etwas erklärt zu bekommen, Heroldin, aber eine ganz andere, es zu verstehen. Zeuge zu werden, wie du niedergestreckt wurdest, nur um in dieser neuen Gestalt wieder aufzuerstehen, erinnert den Rest von uns daran, dass wir zwar weitaus stärker sind als die Menschen, aber gleichzeitig auch einige ihrer Schwächen haben. Du aber nicht. Du bist wahrhaft unsterblich.«
Veronique warf ihm einen düsteren Blick zu. »Ich wünschte, du hättest Recht«, flüsterte sie wehmütig. »Aber nichts ist wahrhaft unsterblich - bis auf das Böse selbst.«
Nach diesen Worten versanken alle in nachdenkliches Schweigen. Die vier, die sich bis jetzt hinter Konstantin eingefunden hatten, betrachteten sie voller Ehrfurcht und Bewunderung, bestaunten den Beweis für ihre ewige Natur, ihre Dämonenseele, die in Pepper Robacks Leichnam wohnte. Neugeborene, dachte Veronique verächtlich. Sie waren solche Narren. Aber das Ritual konnte ohne sie nicht durchgeführt werden.
»Worauf wartet ihr noch? Ihr wisst, wie wichtig dieser Abend für die Erfüllung unserer Mission, für die Zukunft unserer Art ist. Bereitet alles vor«, befahl sie.
Die Vampire eilten davon. Bis auf Ephialtes. Während sich die anderen ans Werk machten, überall im Raum Kerzen aufstellten und die vorgeschriebenen Symbole in und um den großen Kreis zeichneten, den ihre Herrin in der vergangenen Nacht mit Kreide auf den Boden gemalt hatte, überwachte Veronique ihre Arbeit und überprüfte jede Einzelheit. Alles musste
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