Die Daemonin des Todes
perfekt sein, wenn der Zauber funktionieren sollte.
Die Vorbereitungen hatten mehrere Stunden gedauert, aber jetzt war alles fertig. Veronique blickte zu Ephialtes hinüber, ihrem Abkömmling, der selbst jetzt stolz und unerschütterlich wirkte. Er befand sich am Rand des Kreises, und die anderen wimmelten um ihn herum und umsorgten ihn nach Kräften. In ihren Augen konnte Veronique die widersprüchlichen Gefühle erkennen, die jeden von ihnen bewegten. Eifersucht, weil Ephialtes diese Ehre vergönnt war. Respekt, weil er sich ihr mit einer derartigen inneren Stärke stellte. Erleichterung, weil sie weiterleben würden, um auch in der nächsten Nacht auf Jagd zu gehen und den warmen Blutstrom in ihren Mündern zu spüren. Für diese Babys war alles neu, aber die Dämonen in ihnen waren uralte Wesen, und bereits vom Moment ihrer Auferstehung an verspürten sie eine starke Lust am Morden und einen übermäßigen Hunger nach Lebenskraft.
Nein, von ihnen hätte keiner freiwillig Ephialtes’ Platz bei dem Ritual eingenommen. Als Opfer. Aber sie wussten dennoch, welche Ehre die Empfängnis war.
Denn das, was sie vorhatten, das übernatürliche Grauen, das von Ephialtes Besitz ergreifen würde, war etwas, das die Welt noch nie zuvor gesehen hatte. In einer Welt voller menschlicher als auch nichtmenschlicher Dekadenz, Lüsternheit und Grausamkeit empfand Veronique leise Befriedigung bei dem Gedanken, dass sie diese Welt mit einer völlig neuen Perversion beglücken würde.
Vielleicht sogar mit mehreren.
Für einen weiteren Moment bewunderte sie, wie Ephialtes aussah, so wie er da stand. Die anderen hatten seinen Körper mit Symbolen bemalt, die jenen auf dem Boden entsprachen. Hatten sein Fleisch mit ihrem eigenen Blut bemalt. Nackt stand er da, geschmückt mit jenen blutigen Runen und Zeichen, während unter seiner olivfarbenen Haut die Kräfte des Körpers pulsierten.
Er ist das ideale Opfer, entschied Veronique. Fast perfekt. Ein hervorragendes Gefäß.
»Genug!«, sagte sie, trat vor und scheuchte die Speichellecker fort. »Ihr werdet euch an den Rand des Kreises stellen, aber dem Mittelpunkt den Rücken zukehren. Ihr werdet nicht hinschauen, ihr werdet nichts sehen. Ephialtes wird die größte Ehre zuteil werden, aber ihr dürft euch nicht umdrehen. Sollte es einer von euch wagen, auch nur einen Blick über die Schulter zu werfen, werde ich ihm mit einer einzigen Klaue die Augen ausreißen und zwischen meinen Zähnen zermalmen. Habt ihr alle verstanden?«
Sie nickten, traten an den Rand des Kreises und drehten Ephialtes den Rücken zu. Veronique beobachtete Konstantin. Neugier ging von ihm aus, aber auch große Kraft. Sie entschied, Konstantin zu Ephialtes’ Nachfolger zu machen, zu ihrem neuen Unterführer oder auch mehr. Veronique war eine Kreatur voller Begierden, war es immer gewesen. Sie hatte sich angewöhnt, einen ihrer Gefolgsleute zu ihrem Liebhaber zu machen, und sie fragte sich, wer diese Ehre verdient hatte, sobald Ephialtes nicht mehr war. Vielleicht Konstantin. Vielleicht auch nicht.
Aber im Moment musste sie all diese Gedanken beiseite schieben. Veronique war überzeugt, dass das Ritual erfolgreich verlaufen würde. Eigentlich war es eine einfache Sache, sobald die entsprechenden Vorbereitungen erst einmal getroffen waren - und sie hatte dabei äußerste Sorgfalt walten lassen.
Ja, bald… bald…
Veronique schauderte, als eine Welle verdorbener Lust sie durchlief. Die plötzliche Erleuchtung, die Erkenntnis aller Dinge, die sie bisher als selbstverständlich angesehen hatte, überwältigte sie fast. Nach all den langen Jahrhunderten, die sie überlebt hatte, indem sie immer wieder aufs Neue gestorben war, schien die Zeit endlich gekommen zu sein. Das Triumvirat würde bald in die menschliche Welt herabsteigen, und all die Dinge, die Veronique vor langer Zeit versprochen worden waren, würden endlich ihr gehören.
Ein weiterer Schauder durchlief sie, und Veronique erkannte, dass sie sich verwandelt hatte, ohne es gewollt zu haben. Ihr Gesicht war jetzt raubtierhaft und wild, das Gesicht eines Vampirs. Ihre Augen waren gelb und ihr Mund stand offen und enthüllte spitze Vampirzähne. Mit einem Lächeln, das böses Vergnügen ausdrückte, trat sie zu Ephialtes, der allein und nackt, zum Sterben bereit, an seinem Platz stand.
Mit einem dünnen Lächeln küsste Veronique ihn ein letztes Mal. Sie rechnete es Ephialtes hoch an, dass er ihr lüsternes Interesse erwiderte, aber nichts sagte. Dann,
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