Die Daemonin des Todes
nach einem Moment, nagte sie mit einem Vampirzahn an seiner Lippe, grinste und zog ihn ins Zentrum des Kreises. Sie nickte und bedeutete ihm mit einem Wink, sich auf den kalten Boden zu legen, umgeben von den geheimen Symbolen und flackernden Kerzen. Sie strich mit ihren Händen über seinen Körper, sanft zunächst. Dann bohrte sie ihre klauenähnlichen Fingernägel in seine Haut und ritzte blutige Furchen in sein Fleisch.
Ephialtes stöhnte, fuhr leicht zusammen, und sein Gesicht verwandelte sich ebenfalls. Aber er schrie nicht auf. Blinzelte nicht einmal. Furchtlos sah er seinem glorreichen Schicksal entgegen.
Sie begehrte ihn in diesem Moment, aber sie unternahm nichts, um ihr Verlangen zu befriedigen. Die Zeit für derartige Genüsse war vorbei.
»Öffne dich, Ephialtes«, flüsterte sie auf Griechisch. »Leere deinen Geist. Bereite dich darauf vor, den Mächten der Hölle als Gefäß zu dienen, und sei gesegnet.«
Veronique wich zurück und trat aus dem Kreis. Ephialtes spreizte seine Arme und Beine, sodass sein Körper ein X auf dem Boden bildete.
Dann schloss die Heroldin die Augen und begann zu singen. In einer uralten Sprache, die einst von jenen verdorbenen Seelen benutzt worden war, die als Erste den Schleier zwischen der Welt der Menschen und dem Reich der Dämonen zerrissen hatten, um zu sehen, was dahinter lag. Es hatte ihnen nur Visionen des Wahnsinns eingebracht. Aber es war ein Anfang gewesen. Der Mensch hatte sich seitdem erheblich weiterentwickelt, aber die Dunkelheit fürchtete er noch immer.
Die fünf Vampire, die sie gezeugt hatte, standen um den Kreis, mit dem Rücken zu Ephialtes, und nicht einer von ihnen wagte auch nur einen flüchtigen Blick. Veronique wiegte sich, während sie sang. Die Kerzen loderten hoch auf, brüllende Infernos aus Wachs und Docht und Fegefeuer. Das Feuer brauste. Ephialtes bäumte sich auf, kreischte mit schriller Stimme, um dann plötzlich zu verstummen. Sein Mund stand noch immer offen, schrie vor Schmerz und Entsetzen, doch kein Laut drang heraus.
»Ja«, wisperte Veronique. Sie hatte dies schon so oft versucht und war jedes Mal enttäuscht worden. Zuerst hatte ihr eigenes Unwissen sie am Erfolg gehindert. Und später, nachdem sie ihre Fehler erkannt und behoben hatte, war sie gestört worden. Das letzte Mal, vor langer Zeit in Venedig, war es diese verdammte Jägerin gewesen.
Veronique hasste Jägerinnen.
Die auf den Boden gemalten Symbole schienen in einem grausigen Licht zu leuchten.
Einen Augenblick später erlosch es. Ephialtes sank mit einem schweren, feuchten Klatschen zu Boden. Die Kerzen wurden nacheinander ausgeblasen und hinterließen kaum mehr als schwarze Flecken in der Dunkelheit, die nur vom Licht der Straßenlampen draußen erhellt wurden.
Während Veronique Ephialtes anstarrte, glomm in ihrem kalten, toten Herz für einen Moment ein lähmender Hoffnungsfunke auf. Sie zögerte noch einen kurzen Moment, trat dann in den Kreis und kniete an seiner Seite nieder. Die Wunden, die sie ihm zugefügt hatte, waren verheilt, von dem vergossenen Blut war nichts mehr zu sehen, als hätte es nie existiert. Ephialtes’ Mund war verschwunden, seine Lippen waren so fest versiegelt, dass sie kaum mehr als eine Narbe in einem ansonsten glatten Gesicht zu sein schienen.
Ebenso seine Augen.
Ebenso seine Nüstern.
Sein Körper war lückenlos versiegelt worden, um das zu beschützen,
was jetzt mit unvorstellbarer Geschwindigkeit in ihm heranreifte. Er hatte das letzte Stadium der Metamorphose seines langen Lebens erreicht. Vom Menschen zum Vampir und jetzt zum Ei.
Ein glückliches Lächeln huschte über Veroniques Gesicht, als sie zum ersten Mal im vollen Umfang erkannte, was sie getan hatte.
Noch hatte sie ihre Meister nicht zur Erde geholt. Aber die Saat dafür war gelegt, so viel war sicher.
Sie jubelte innerlich.
Dann konzentrierte sie sich wieder auf die Arbeit.
»Konstantin. Bring ihn ins Nest«, befahl sie. »Sofort.«
Der Vampir gehorchte eilends. Er gönnte den anderen nur einen flüchtigen Blick, als er ihnen mit einem Wink bedeutete, ihm zu helfen. Sie traten zu Ephialtes’ reglosem Körper und hoben ihn hoch. Einer der Vampire grunzte unter der Last. Als sie Ephialtes durch den Raum zu der offenen Tür des Büros schleppten, wo das Nest gebaut war, blickte Konstantin zu seiner Herrin hinüber.
»Er ist sehr schwer, Heroldin«, sagte der Vampir mit gedämpfter Stimme.
»Was wird jetzt geschehen?«
Veroniques Lächeln verschwand. Ihre
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