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Die Daemonin des Todes

Die Daemonin des Todes

Titel: Die Daemonin des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Golden , Nancy Holder
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Allein ihr Duft genügte, um ihn an einen exotischen Ort zu tragen, wo er einen flüchtigen Blick auf den Himmel selbst zu erhaschen glaubte.
    Das war die Wahrheit, die er im Lauf der Zeit erkannt hatte. Veronique war ein Geschenk Gottes an ihn, damit sie ihn in diesen Zeiten größter Versuchung beraten und unterstützen konnte.
    »Ja, Majestät, ich bin hier…«, hauchte sie. »Aber mit Sicherheit seid Ihr an diesem kalten Abend nicht ausgeritten, nur um das Vergnügen meiner Gesellschaft zu genießen. Sagt mir, Philipp, was Euch so bedrückt?«
    Der König ließ sie los und wandte sich mit gesenktem Blick zur Tür.
    »Ich weiß nicht, ob ich das tun kann, meine Geliebte«, sagte Philipp ernst. »Jacques de Molay ist der Pate meines Sohnes. Morgen wird er beim Begräbnis meiner Schwägerin einer der Sargträger sein. Er hat mir im letzten Sommer, als die Einwohner von Paris meinen Kopf forderten, Zuflucht im Tempel gewährt, denn er wusste, genau wie du, dass all meine Handlungen nur dem Volke dienen und der höheren Ehre Gottes.«
    An dieser Stelle konnte Philipp nicht mehr weitersprechen. Veronique kannte sein Herz besser als jeder andere Mensch. Er stand stumm da und betrachtete die tanzenden Schatten, die vom Kerzenlicht an die Wand geworfen wurden. Dann spürte er ihre sanfte Berührung an seiner Schulter, und sie griff um ihn herum und öffnete seinen Mantel. Sie legte den Mantel aufs Bett und drehte Philipp zu sich herum, sodass er ihr sein Gesicht zuwandte.
    Veronique blickte zornig drein. Zunächst hob Philipp das Kinn, um diesem Zorn zu trotzen, bereit, sie für ihre Arroganz zurechtzuweisen. Aber dann blinzelte er und wich ihrem Blick aus, denn er wusste, dass er ihren Zorn verdiente.
    »Ihr seid der König von Frankreich«, erinnerte sie ihn. Unwillkürlich straffte er sich. »Ihr seid der Auserwählte des Herrn. Eines Tages werdet Ihr der Bellator Rex sein, nicht weniger als Gottes Werkzeug auf Erden, Kaiser einer ganzen Welt, durchdrungen vom Frieden des Herrn.«
    »Ja«, erwiderte er nickend. Dies war seine Bestimmung. Er hatte es seit seiner Krönung vor über zwanzig Jahren gewusst.
    »Aber Euer Königreich ist in Gefahr. Es ist arm. Die Wirtschaftskraft Eurer Untertanen genügt nicht, um seinen Zusammenhalt zu sichern«, erinnerte ihn Veronique. »Alles, was Ihr getan habt, habt Ihr für sie getan, um die Wunden zu heilen, die sie geschlagen haben. Womöglich habe einige gelitten…«
    »Viele haben gelitten«, unterbrach der König.
    »Und sie haben zu Recht gelitten. Ein König, der weniger geduldig, weniger nobel, weniger treu wäre, hätte derart treulose Untertanen weit härter bestraft. Aber Ihr seid nicht solch ein Herrscher, mein Geliebter. Ihr seid Philipp der Schöne.«
    Veroniques Worte waren für Philipp keine Überraschung. Aber die Art, wie sie sie sagte, spendete ihm Trost. Es gab Zeiten - und er hatte dies nur ihr anvertraut, nicht einmal seinem Beichtvater -, in denen er das Vertrauen in seine Bestimmung und seine Untertanen verloren hatte. Veronique hatte dieses Vertrauen nicht nur einmal wiederhergestellt.
    Die Kassen Frankreichs waren seit Jahren nicht mehr so prall gefüllt gewesen, aber es mangelte noch immer an Geld. Er hatte schon vor Jahren, aus eigenem Antrieb, mit der Sanierung der Staatsfinanzen begonnen. Obwohl er sich dadurch viele Feinde schuf, hatte Philipp der Kirche den Zehnten auferlegt und den Export von Gold verboten. Frankreichs Gold und Silber in Frankreich zu halten, war ein Anfang. Dann hatte er seine reicheren Untertanen zur Abgabe von Serviertabletts und Gefäßen aus Edelmetallen gezwungen, für die er nur einen Bruchteil ihres wahren Wertes zahlte, um sie einzuschmelzen und daraus Münzen für das Reich zu prägen. Für den Staatssäckel.
    Im Lauf der Jahre hatte er ein ums andere Mal die Währung Frankreichs abgewertet. Die Untertanen seines Königreichs hassten ihn dafür, aber Frankreich war eine große Macht in Europa geblieben, und seine Träume von einem christlichen Kaiserreich konnten noch immer Wirklichkeit werden. Ohne Philipp wäre Frankreich vielleicht schon vor langer Zeit in Anarchie und Chaos versunken.
    Im Juli 1306 hatte Philipp, Veroniques weise Ratschläge befolgend, seinen bis dato größten Plan durchgeführt. Er hatte alle Juden in Frankreich verhaften und aus dem Königreich ausweisen lassen. Ihr Geld und ihr Besitz waren vom königlichen Schatzamt beschlagnahmt worden. Es war ein Triumph für die Kirche in Frankreich gewesen,

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