Die Daemonin des Todes
wissen, was sie im Schilde führt.«
Der Wächter blickte nachdenklich drein. »Obwohl ich diese Treffen mit dem Geist von Lucy Hanover und ihre offensichtliche Bereitschaft, uns bei unserer Suche nach Informationen zu helfen, faszinierend finde, können wir von dieser Seite zweifellos keine Neuigkeiten erwarten. Wir können nicht wissen, ob sie welche findet oder ob sie sich überhaupt noch an uns erinnert. Geister sind im Allgemeinen nicht besonders zuverlässig.«
»Sie wird es nicht vergessen«, sagte Willow überzeugt.
»Nun gut.« Giles nickte zustimmend. »Aber wie dem auch sei, wir müssen uns im Moment auf unsere eigenen Fähigkeiten verlassen. Wenn wir die genaue Natur des Triumvirats kennen würden, könnten wir daraus vielleicht Rückschlüsse auf Veroniques Pläne ziehen.«
»Nun, ich habe nur eine große, fette Null anzubieten«, gestand Willow. Sie nahm ihre Hände von der Computertastatur, wie eine Konzertpianistin, die gerade ein Potpourri von Liszts größten Hits gespielt hatte. »Ich meine, Gräber, Vampire. Vampire kommen normalerweise aus Gräbern. Aber Vampire, die Gräber ausrauben? Sehr mysteriös.«
»Die Vampire rauben die Gräber aus, weil die Leichen Leute sind, die sie in Vampire verwandeln wollen. Vielleicht um ihnen einen Gefallen zu tun, so als würde man einem total hässlichen Mädchen eine Schönheitskur spendieren«, warf Cordelia ein. Als die anderen sie anstarrten, sagte sie: »Oder nicht.«
»Wir könnten ihnen folgen«, schlug Oz vor.
»Ganz meine Meinung«, nickte Giles. »Wenn es uns gelingt, ihnen bis zu ihrem Versteck zu folgen, können wir vielleicht feststellen, was Veronique vorhat. Unglücklicherweise bedeutet dies, dass wir noch ein oder zwei weitere Nächte mit diesen Vermisstenfällen und Leichendiebstählen vergeuden müssen, aber sobald wir ihr Hauptquartier aufgespürt haben, können wir sie dort bekämpfen und…«
»Nein.«
Giles blinzelte und blickte zu Buffy hinüber. Sie stand auf, trat an seine Seite und drehte sich dann zu den anderen um.
»Bisher haben wir nur reagiert. Wir tappen seit Tagen im Dunkeln und warten darauf, dass noch mehr Leute sterben«, sagte sie, um dann zu verstummen und den Blick abzuwenden. Als sie Giles wieder ansah, fuhr sie fort: »Wir müssen sie jetzt bekämpfen. Vielleicht werden wir kein besseres Ergebnis erzielen, aber wenigstens werden wir so irgendeine Art Fortschritt machen.«
Für einen Moment war Giles versucht, ihr zu widersprechen. Aber dann erkannte er, dass sie Recht hatte. Außerdem wusste er, dass es für ihre derzeitige seelische Verfassung wichtig war, das Gefühl zu haben, etwas tun zu können.
Zum ersten Mal kam ihm der Gedanke, dass Veronique für Buffy wie der Krebs ihrer Mutter sein musste. Sie war ein Phantomfeind, etwas zutiefst Böses, das die Jägerin dennoch nicht vernichten konnte.
»Was schlägst du vor?«, fragte er.
»Willow, du stellst eine Liste aller möglichen Verstecke zusammen. Leer stehende Lagerhäuser, aufgegebene Geschäfte, abbruchreife Häuser und so weiter; alle Gebäude in der Stadt, die groß genug sind, um einer Horde Vampire tagsüber als Schlupfwinkel zu dienen und ihren kleinen privaten Leichenvorrat aufzunehmen, und abgelegen genug, um keine neugierigen Blicke auf sich zu lenken. Danach mach ich mich mit dir, Oz und Cordelia auf die Suche«, sagte Buffy.
Xander stieß mit einem Lächeln auf dem Gesicht die Doppeltür der Bibliothek auf. »He, die Pizza ist da! Vergesst bloß nicht das Trinkgeld!« Dann sah er sich im Raum um, und sein Lächeln erlosch. »Offenbar leben wir noch immer in Fun City.«
»Quatsch nicht, sondern iss«, forderte Buffy ihn auf. »Danach holst du Angel ab.«
Xander verdrehte die Augen. »Schon wieder? Warum?«
»Du spielst doch gern bei Willy’s den harten Burschen, oder?«, fragte sie. »Ich möchte, dass du dich mit Angel im Alibi Room umschaust, mit ein paar von Angels Kontaktleuten redest und herauszufinden versuchst, wo Veronique und ihre Bande den Tag verpennen.«
»Aber erst nach der Peperoni, richtig?«, fragte er hoffnungsvoll.
»Sicher. Schließlich bist du noch in der Wachstumsphase.«
»Also gut«, sagte Giles. »Sobald wir gegessen haben, machen wir uns an die Arbeit.«
Obwohl es schon viele, viele Jahrhunderte her war, konnte Veronique sich noch immer an den Beginn ihres Daseins als Vampirin erinnern. Zuerst war es ein wenig beängstigend gewesen, aber das gehörte nun einmal zum Mysterium des Vampirismus. Die
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