Die Daemonin des Todes
Rockern und Dockarbeitern und den kriminellen Elementen, die im Tank verkehrten, waren Willys Stammgäste eine relativ friedfertige Gruppe. Natürlich kam es gelegentlich zu einer Kneipenschlägerei, doch das passierte normalerweise nur, wenn Auswärtige zu Gast waren.
Eine Menge von Willys Gästen waren Auswärtige.
Eine Menge von Willys Gästen waren keine Menschen.
Es war die Sorte Bar, wo man sich vor einem wütenden Ehegatten oder Liebhaber oder den Cops oder einem Zustellungsbeamten verstecken konnte. Wenn Willy ans Telefon ging und der Anruf für einen der Stammgäste war, sah er diesen Gast stets mit hochgezogener Braue an, um festzustellen, ob er offiziell da war oder nicht.
Allerdings galt dieser Service nur für die menschlichen Gäste. Die anderen - die Vampire und niederen Dämonen und die übrigen Kreaturen des Bösen - besuchten die Bar vor allem, weil sie nicht wussten, wohin sie sonst gehen sollten. Oder sie wollten sich mit jemand treffen, Informationen sammeln oder irgendeine Untat planen.
Willy störte es nicht im Geringsten. Dies war der einzige Ort in der Stadt, wo sie sich aufhalten und sozusagen die Maske fallen lassen konnten. Sie würden ihn nicht töten. Und das Geld aus den Taschen der Untoten und der übrigen Höllenbrut war genauso viel wert wie das der Menschen.
Außerdem hatte Willy den Vorzug, dass er der geborene Zuhörer war. Wenn man eine Bar führte, musste man das auch sein. Willy hörte zu. Und er hörte so einiges. Und er war bereit, manches von dem, was er hörte, mit anderen zu teilen. Gegen entsprechende Bezahlung. Es war mehrfach vorgekommen, dass ein hübsches kleines Mädchen - und zwar die Jägerin - ihn sich vorgeknöpft hatte, um an ein paar Infos zu kommen, die er lieber nicht verraten wollte. Es hätte ihm einigen Ärger einbringen können.
Aber bis jetzt war ihm nichts passiert.
Dass ihm nichts passiert war, hatte ihn klüger gemacht. Statt darauf zu warten, dass Buffy ihn sich vorknöpfte, hielt er einfach die Hand auf und wartete, bis er die Finger um ein paar Geldscheine schließen konnte. Dann rückte er mit den Neuigkeiten heraus. Es war ein für beide Seiten befriedigendes Arrangement.
Solange Buffy oder dieser Angel oder dieser Punk namens Xander, der immer den großen Macker markierte, aber in Wirklichkeit nur seine Furcht überspielen wollte, wie Willy sehr wohl wusste (weil Willy früher selbst den großen Macker markiert hatte, bevor er es schließlich aufgegeben hatte, seine Furcht zu verbergen) - solange also die Jägerin und ihre Freunde relativ früh auftauchten, wenn in der Bar noch nicht viel los war, fühlte er sich ziemlich sicher.
Es war jetzt kurz vor acht und der Laden brummte bereits. Drei Vampire und ein Chaosdämon, alles Stammgäste - Kerle, die noch nie Ärger mit der Jägerin bekommen hatten, weil sie sich bedeckt hielten und ihre Aktivitäten ganz eingestellt oder in andere Städte verlagert hatten - saßen an einem runden Tisch im hinteren Teil der Bar und pokerten.
Tergazzi, ein niederer Dämon, der zwei Mal im Jahr ein kleines Vermögen machte, indem er okkulte Artefakte stahl und auf dem Schwarzmarkt verkaufte - und dann alles in Vegas verspielte - stand am Tresen, zusammen mit einem halben Dutzend anderen Stammgästen.
»Ich sach dir was, Terry«, wandte sich Willy an den Dämon, »du wirst diese Stadt lieben. Ich meine, sie is’ nich’ perfekt, aber hier kann man prima leben.«
»Deshalb komme ich auch immer wieder«, antwortete Tergazzi. »Ich meine, seien wir ehrlich, es ist bestimmt nicht wegen der Gesellschaft.«
Beide lachten.
»Außerdem«, fügte Terry hinzu, »muss ich hier nicht dauernd mein Gesicht verstecken. Sicher, ich verstelle mich und so, aber nicht wie in anderen Orten. Die Leute hier sind so daran gewöhnt, einfach wegzusehen oder gar nicht wahrzunehmen, was sich vor ihren Augen abspielt… nun, solange man sich benimmt und der Jägerin aus dem Weg geht…«
Der niedere Dämon zuckte die Schultern und kratzte sich das grüne, runzlige Fleisch an der Stirn, genau zwischen den beiden parallelen Hornkämmen, die sich bis zu seinem Hinterkopf zogen.
»Und ich sach das ja nur ungern«, raunte ihm Willy zu, »aber ich denke, dass die Jägerin uns ’ne Menge Probleme erspart, indem sie den ganzen Abschaum draußen hält, nich’ wahr? Ich mag zahlende Gäste, Dämonen, die sich nich’ lumpen lassen, verstehste?«
»Absolut«, nickte Terry und hob sein Bierglas.
»Ja«, brummte Willy
Weitere Kostenlose Bücher