Die Daemonin des Todes
ihre Augen. Buffy würde sich nur aufregen, wenn sie wüsste, dass Joyce jede Nacht auf sie wartete und dabei gegen die Wirkung der Medikamente ankämpfte. Sie hatte strikte Anweisung, so viel wie möglich zu schlafen, damit sie bald operiert werden konnte.
Operiert. Ihr Herz klopfte laut in ihrer Brust. Ihr Mund war trocken.
Dr. Coleman war vorbeigekommen und hatte vorgeschlagen, eine andere Kombination von Antibiotika und Steroiden auszuprobieren, damit Joyce sich schneller erholte. Offenbar machte der Spezialistin der Zustand ihrer Patientin große Sorgen.
»Mom?«
Buffys Silhouette zeichnete sich vor dem hellen Lichtschein aus dem Korridor ab. Joyce sagte leise: »Hi, Schätzchen.«
»Ich weiß, dass ich dich nicht geweckt habe«, sagte Buffy vorwurfsvoll. Dann zögerte sie. »Oder doch?«
»Ich bekenne mich schuldig, Kleines.« Sie hob grüßend eine Hand und lächelte matt ihr schönes Kind an. »Glück gehabt?«
Buffy zuckte die Schultern. »Wird sich noch zeigen.«
Joyce verbarg ihre Besorgnis. Giles hatte ihr klar gemacht, dass etwas Großes und sehr Gefährliches in Sunnydale sein Unwesen trieb und dass er und Buffy alle Hände voll zu tun hatten, dieser Bedrohung Einhalt zu gebieten.
»Aber wir werden obsiegen«, hatte er ihr mit britischer Unterkühltheit versichert. »Es ist nur eine Frage der Zeit.«
Doch Joyce lief die Zeit davon. Sie war todkrank. Sie wusste es. Sie spürte es.
»Mom?« Sorgenfalten zerfurchten Buffys Gesicht, als sie sich zu ihr beugte. »Mom, geht es dir nicht gut?« Ihre Stimme klang brüchig und schrill vor Furcht.
»Doch. Ich meine, ich…« Sie holte tief Luft. »Ich bin noch immer krank«, gestand sie.
»Na ja, in der Jägerbranche herrscht gerade Flaute, also kann ich meine ganze Zeit mit dir verbringen.« Buffy schluckte hart. »Brauchst du irgendwas? Vielleicht, äh, Saft oder Medikamente?«
»Ist schon gut«, wehrte sie ab. »Ich habe alles, was ich brauche.«
Buffy nickte. Joyce war gerührt. So vieles lastete auf Buffys Schultern, dabei war sie noch nicht einmal erwachsen. Joyce sah vor sich das kleine Mädchen, das Buffy gewesen war, wie es in einem Ballettröckchen und einem Paar von Joyces hochhackigen Schuhen im Zimmer herumstolziert war. Die Träume der Kindheit. Joyce bereute es bitter, dass ihr nicht gelungen war, Buffy den Albtraum zu ersparen, in den sich ihr Leben verwandelt zu haben schien.
»Schatz, wir müssen positiv denken«, sagte sie bedächtig. »Wenn du irgendetwas brauchst, kannst du dich jederzeit an deinen Vater wenden. Er wollte herüberkommen, aber ich habe ihm gesagt, er soll in Los Angeles bleiben, bis wir… Genaues wissen.« Ihre Stimme klang wehmütig, und sie konnte nichts dagegen tun. »Du weißt, wie schrecklich beschäftigt er ist.«
»Sicher.« Buffy verschränkte die Arme vor der Brust. »Beschäftigt.«
»Er wollte kommen. Er wird hier sein, sobald ich die Operation überstanden habe.« Joyce legte den Kopf zur Seite. »Komm her, Kleines.«
Buffy trat an ihr Bett. Joyce strich ihr die Haare aus dem Gesicht und zog dann ihre Hand wieder zurück. »Stört es dich, wenn ich dich berühre? Hast du Angst, dass du dich bei mir ansteckst?«
»Mom«, sagte Buffy schockiert. »Wie kannst du so etwas denken?«
»Ich habe über vieles nachgedacht.« Sie streichelte Buffys Wange. »Ich habe mit Mr. Giles gesprochen, und er war einverstanden…«
»Ich weiß. Vormund.« Buffy senkte den Blick. »Du wirst wieder gesund.«
»Ja. Natürlich.«
Sie sahen sich an. Buffy beugte sich zu ihrer Mutter herab und küsste sie auf die Wange.
»Ich liebe dich«, flüsterte sie.
Joyce legte ihre Arme um ihre Tochter und wiegte sie sanft. »Ich liebe dich auch. Von ganzem Herzen.«
Buffy blieb bei ihrer Mutter, bis Joyce eingeschlafen war. Es dauerte nicht lange.
Dann machte sie sich wie betäubt, das Gesicht eine ausdruckslose Maske, auf den Heimweg. Als sie schließlich die Haustür aufschloss, brach sie in Tränen aus. In dieser Nacht fand sie keinen Schlaf.
Angel beobachtete sie aus den Schatten, und es zerriss ihm fast das Herz. Er hatte nicht Zeuge ihres Schmerzes sein wollen, und dennoch war er froh, hier zu sein für den Fall, dass sie in seinen Armen Trost suchen wollte. Das Problem war, dass er sich dessen nicht sicher war.
»Buffy«, rief er leise durch das offene Fenster. »Ich bin hier.«
Sie nickte. »Ich weiß. Ich wusste es, als ich in mein Zimmer kam. Ich konnte nur nicht…« Sie verstummte.
Dann schlüpfte er ins
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