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Die Dame aus Potsdam

Titel: Die Dame aus Potsdam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg R. Kristan
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denn das über uns gekommen? Und wo steckt Hauptkommissar Freiberg; der klebt doch sonst an Ihnen?«
    »Er ist wohl schon im Raum Magdeburg, denke ich. Er wollte unverzüglich nach Bonn zurückfahren; ich soll von ihm einen Gruß ausrichten. Er wird Sie so bald wie möglich unterrichten.«
    »Das ist wohl seine ›ultima ratio regis‹«, zitierte Don Carlos die Inschrift auf den Bronzekanonen Friedrichs des Großen. »Etwas eigenartig finde ich es schon, daß unser Kollege uns erst die Hölle heiß macht und dann sang- und klanglos verschwindet. Na, wenn er es ohne uns schafft, wollen wir ihm Glück wünschen. Aber nun erzählen Sie mal in Ruhe, was in der Nacht alles gelaufen ist.«
    Die Hauptkommissarin berichtete vom Anruf beim »Straminen Fritz«, von der vergeblichen Recherche am Griebnitzsee, von der morgendlichen Fahrt nach Schönhagen und von der Erkenntnis, daß sich auch gegen Beate Randolf und Bernd Kalisch Mordverdacht aufbaute.
    Karl Noack hatte aufmerksam zugehört und lehnte sich gelassen zurück. »Etwas phantastisch das Ganze – aber na ja. Nun läuft die Chose anders als gedacht.«
    »Da ist noch etwas«, sagte die Kommissarin kleinlaut.
    »Hm?«
    »Ich habe das Sondereinsatzkommando angefordert. Petkofer steht mit seinen Leuten beim Komplex Meierbeer, um Hartenstein festzunehmen.«
    »Was denn – Sie haben das SEK angefordert? Und das erfahre ich so ganz nebenbei?« Noacks Gelassenheit war dahin.
    »Ich mußte mit Widerstand rechnen, wenn…«
    »Ja wenn, wenn… Hat die Presse davon etwa schon Wind bekommen?«
    »Ich glaube nicht.«
    »Jetzt glaubt sie auch noch an etwas! Ich will Sie ja nicht tadeln, aber von der Aktion hätte ich gern früher gewußt. Nun versuchen Sie mal, die Karre unauffällig aus dem Dreck zu ziehen, bevor Bender unter die Decke geht.«
    »Noch nicht«, widersprach Angelika Lette mutig und sah ihren Chef fest an. »Ich möchte die Bereitschaft einstweilen aufrechterhalten.«
    »Ja – auf welchem Planeten leben wir denn? – Ich denke, die Täter sind nach Bonn geflogen und werden von Freiberg gejagt?!«
    »Noch ist Hartenstein nicht aus dem Schneider; solange wir den Vergleich der Fingerabdrücke nicht haben, können wir ihn nicht…«
    »Ach ja, Fingerabdrücke sind auch noch mit im Spiel«, sagte Karl Noack sarkastisch. »Die werden wohl eher dem Flieger als unserem abgetretenen Hauptdarsteller gehören. Kriminalromane darf man lesen, aber nicht im polizeilichen Alltag nachspielen. Das ist eine ziemlich vermurkste Angelegenheit, wie mir scheint. Aber Sie führen vor Ort, und ich werde Ihnen nicht dazwischenreden. Die Manöverkritik kommt hinterher. Mit dem Kollegen Freiberg werde ich noch ein paar Takte reden.«
    »Ich denke, daß wir schon in den nächsten Stunden Klarheit haben. Der Sonderkurier aus Berlin müßte mit dem Telebild der Fingerabdrücke jeden Moment hier eintreffen. Beim Erkennungsdienst ist alles für eine schnelle Prüfung vorbereitet«, erklärte die Kommissarin.
    »Was immer dabei herauskommt«, forderte Noack, »ich möchte ständig auf dem laufenden gehalten werden, und zwar noch bevor Sie den Leiter Einsatz informieren. Ist das klar?«
    »Selbstverständlich. Darf ich jetzt gehen?«
    »Bitte!«
    Der Sonderkurier aus Berlin und die Kommissarin trafen gleichzeitig beim Erkennungsdienst ein. Drei Mitarbeiter hatten die Identitätsprüfung vorbereitet. Die Abdrücke vom Klebeband konnten zigfach vergrößert auf die Leinwand projiziert werden. Die anatomischen Merkmale des Papillarlinienbildes waren ausgewertet; Linien, Gabeln, Haken, Fragmente sowie Schleifen und Kreuzungen numeriert und in Formeln gebracht. Weil es hier um einen direkten Vergleich ging, brauchte das komplizierte Klassifizierungssystem für die computermäßige Auswertung vorerst nicht angewendet zu werden. Da Hartenstein beim Zollkriminalamt als Verdächtiger erfaßt war, lag ein kompletter und technisch einwandfreier Zehnfingerabdruck vor, der einen Vergleich mit Einzelfingerabdrücken leichtmachte.
    Kommissarin Lette stand an den Türrahmen gelehnt und beobachtete die Techniker bei der Arbeit. Mit schnell gefertigten Kopien hatte jeder ein brauchbares Arbeitspapier verfügbar.
    »Wir haben Abdrücke von den Fingern der rechten Hand auf dem Rallye-Klebestreifen«, sagte der erste Auswerter.
    »Kleinfinger rechts und Ringfinger mit höchster Wahrscheinlichkeit identisch, Mittelfinger und Ringfinger verrutscht«, ergänzte der Kollege mit dem Schnurrbart.
    »Daumen rechts ohne

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