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Die Dame aus Potsdam

Titel: Die Dame aus Potsdam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg R. Kristan
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Zweifel identisch«, kam die Bestätigung.
    »Dann sehen wir uns das mal in der Vergrößerung an«, sagte der Chef des E-Dienstes und ließ mit einem Knopfdruck die Verdunkelungsrollos heruntergleiten.
    Groß wie ein Kinderkopf erschien auf der Leinwand der Daumenabdruck vom Klebeband. Mit einem zweiten Gerät wurde der Abdruck vom Formblatt des ZKA daneben projiziert und durch Verschieben und Justieren der Optik zur Deckung gebracht.
    »Kein Zweifel – vollkommene Identität! – Kollegin Lette, nehmen Sie den Mann fest, der zu diesen Abdrücken gehört, und Sie haben den Mörder von Silke Marino«, sagte der E-Dienstchef.
    Die Kommissarin blieb einen Augenblick bewegungslos stehen, dann ging sie zum Telefon und wählte. Die im Raum Anwesenden hörten, wie sie mit leiser Stimme erklärte: »Herr Noack, der Fingerabdruckvergleich liegt jetzt vor. Danach hat Hartenstein das Rallye-Klebeband am Civic der Silke Marino befestigt. Ich werde ihn wegen Mordverdachts festnehmen.«
    Die Antwort konnte von den Kollegen nicht mitgehört werden, aber sie mußte wohl ermunternd gewesen sein, denn die Anruferin lächelte, als sie sagte: »Ich gehe jetzt zur Leitstelle und starte die Aktion ›Identität‹; dann fahre ich zum SEK.«
    Sie legte den Hörer auf, sah sich noch einmal kurz um und verschwand mit einem »Danke«.
    »Donnerwetter, die hat’s aber eilig«, sagte der Chef vom Erkennungsdienst. »Dann wollen wir mal in aller Ruhe die Formalitäten erledigen.«
     
     
    Der Leiter des SEK hatte seine Leute angewiesen, die Festnahme von Hartenstein so geräuschlos wie möglich vorzunehmen. Nur wenn von ihm oder von dritter Seite Waffengebrauch drohte, sollte mit einer konzentrierten Aktion deutlich gemacht werden, daß Widerstand zwecklos war. Den Gartenarbeitern war die Aufgabe zugefallen, möglichst unauffällig in das Gästehaus vorzudringen und Hartenstein in seinem Zimmer zu stellen. Für den Fall der Flucht über die Seeterrasse standen die Angler bereit. Sein im Hof abgestelltes Fahrzeug mit Bonner Kennzeichen würde der Verdächtige wohl kaum erreichen können, und wenn, dann war die Straße von den Arbeitern schnell abgeriegelt.
    Das Stichwort »Identität« zerstörte die Ruhe am Jungfernsee. Vom Befehlswagen aus gab Hauptkommissar Petkofer das Stichwort über Funk an seine Leute weiter. Das Sondereinsatzkommando trat in Aktion. Kriminaloberkommissar Hurler saß zur Untätigkeit verurteilt im Wagen und wartete auf die ersten Meldungen.
    Den Gartenarbeitern gelang es, ungehindert in die untere Etage des Gästehauses einzudringen. Erst als sie den Flur betreten hatten, warfen sie die Arbeitskittel beiseite. Obermeister Hermann trat mit gezogener Waffe an die Tür zu Hartensteins Zimmer und klopfte. Von drinnen kamen Geräusche, die erkennen ließen, daß sich jemand bewegte.
    »Hallo, Herr Hartenstein, bitte aufmachen; ich habe eine dringende Nachricht für Sie.«
    Jetzt waren Schritte zu hören, die plötzlich verharrten – die Tür blieb geschlossen.
    Obermeister Hermann sah suchend zu den beiden Kollegen hinüber, die den Flur sicherten. Dabei fiel sein Blick auf eine Dekoration an der Stirnseite; dort war ein Fernsehauge eingebaut. Jetzt war es zu spät, die Optik abzudecken. Hartenstein hatte sie gesehen. Die Sache mußte durchgezogen werden. Noch einmal klopfte der Obermeister und rief: »Aufmachen – Polizei!«
    Von drinnen hörte man Klappern und Schlurfen. Obermeister Hermann warf sich mit aller Wucht gegen die Tür, doch Schloß und Rahmen hielten stand.
    Die Angler wurden aktiv, als die gekippte Terrassentür plötzlich von innen aufgestoßen wurde. Der herausstürmende untersetzte Mann mit zerzaustem Haar war barfuß und steckte in einer dunkelblauen Hose, in die unordentlich eine gelbe Schlafanzugjacke gestopft war. Er rannte über die Terrasse zum Landungssteg, wo das Boot lag. Sein Aufzug bot keinen Grund zum Schmunzeln, denn Hartenstein hatte eine großkalibrige Waffe in der Hand, die er von einer Seite zur anderen schwenkte.
    »Halt, Polizei! Die Waffe weg!« rief ein SEK-Mann und jagte einen Warnschuß in die Luft. Auch der zweite Angler hob die kurzläufige Maschinenpistole. Es wäre ein leichtes gewesen, den Flüchtenden zu treffen, doch nach Mauer und Schießbefehl saß tief drinnen in Herz oder Kopf eine Bremse, auf Menschen zu schießen. Der SEK-Mann schwenkte die Waffe nach rechts, schaltete auf Dauerfeuer und schoß auf das am Steg liegende Boot. Wasser spritzte auf; wie an einer

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