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Die Dame aus Potsdam

Titel: Die Dame aus Potsdam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg R. Kristan
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Ferne waren Leichtflugzeuge am Himmel zu erkennen; dann kam das Ortsschild »Schönhagen«. Das war nun wirklich ein märkisches Dorf, einfache Bauten aus roten Ziegelsteinen, größere Stallungen der Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften und Hausgärten mit Gemüse und Blumen.
    »Und wo soll hier ein Flugplatz sein?« wunderte sich Freiberg.
    »Nur die Betonstraße entlang«, wies Kommissarin Lette Ahrens ein. »In der NS-Zeit wurde hier die Flieger-HJ vormilitärisch ausgebildet, und im Arbeiter- und Bauernstaat hat dann die Gesellschaft für Sport und Technik den Nachwuchs für die Fliegertruppe der Volksarmee geschult. Mein Bruder war einer von den Flugschülern. Den Sprung zu Interflug hat er noch geschafft; aber die gibt es ja nicht mehr. Jetzt hofft er auf einen Job bei der Lufthansa.«
    Links tauchten die zweigeschossigen Unterkunftsblöcke auf. Weiter draußen wurde an einer Piste gearbeitet. Die Flugleitung war noch provisorisch untergebracht, denn auch der Tower wurde neu gebaut. Im übrigen ging es auf dem Gelände gemächlich zu – von Fliegerhektik keine Spur.
    Der Flugleiter, ein untersetzter, blauäugiger Mann im Fliegerblouson, wunderte sich über den Besuch. Er lächelte, als er die Dienstausweise betrachtete. »Früher wären Sie damit nicht auf den Platz gekommen, da galt das strenge Regiment des Staatssicherheitsdienstes. Aber deren Zäune und Zwangsbuden haben wir nach der Wende ganz schnell abgerissen. Und was verschafft mir die Ehre Ihres Besuchs?«
    »Wir möchten gern wissen«, antwortete Freiberg, »ob hier ein Bernd Kalisch mit seiner Mooney gelandet – und vielleicht schon wieder gestartet ist.«
    »Da brauche ich gar nicht erst in die Bücher zu sehen. Gelandet ist er vorgestern am späten Nachmittag mit einer Frau als Passagier – und gestartet ist er gestern vormittag gegen elf.«
    »Allein?«
    »Nein, nicht allein, die junge Frau war wieder mit dabei.«
    Freiberg atmete langsam aus. »Wissen Sie auch, wohin Kalisch fliegen wollte?«
    »Na klar, Inlandsflug nach Bonn-Hangelar. Drüben auf dem Parkplatz steht der Lada der Frau. Hier parkt man noch kostenlos. Sie will den Wagen in der nächsten Woche abholen.«
    »Wie kommt man von hier nach Potsdam, wenn man kein Auto verfügbar hat?« fragte die Kommissarin.
    »Wir haben ein paar Freunde im Dorf, die uns helfen. Sie fahren auf Wunsch den ganzen Raum Berlin-Potsdam ab – und gar nicht mal teuer«, erklärte der Flugleiter. »Wissen Sie, wenn die unsere Leute nicht gut bedienen, haben sie auch von uns nichts zu erwarten. Vorgestern hat Wilhelm Hake die, beiden gefahren. Mit dem könnten Sie ja mal reden, wenn Sie wollen.«
    »Danke, das war’s dann schon«, sagte Freiberg.
    »Na, wollen wir nicht wenigstens ein zweites Frühstück gemeinsam einnehmen? Der Küchenchef unserer Kantine zaubert uns schnell was Gutes auf den Tisch. Sie können mir dann erzählen, warum Sie an dem Flieger so interessiert sind. Man hört hier draußen gern eine spannende Geschichte; die verarbeiten wir dann zu Fliegerlatein.«
    »Diesmal geht’s leider nicht. Wir müssen umgehend ein paar dringende Dinge veranlassen.«
    Freiberg ging unruhig hin und her.
    »Was hast du vor?« fragte Angelika Lette.
    »Verdammt, wenn ich das so genau wüßte!« explodierte er. »Jetzt sitzen wir zwischen Baum und Borke. Da meint man mit Hartenstein den Täter gefunden zu haben, und dann stellt sich heraus, daß es zwei weitere Personen gibt, die außer einem Motiv auch die Gelegenheit hatten, den Mord an Silke Marino zu verüben. Oder ist es etwa kein Motiv, jemanden umzubringen, wenn er erstens spioniert und zweitens der neuen Liebe im Wege steht? Ich glaube, Ahrens und ich müssen zurück nach Bonn und uns die beiden schnappen.«
    »Was denn – so plötzlich? Und mich wollt ihr in der Mark Brandenburg aussetzen?«
    »Du bestellst einen Dienstwagen zur nächsten Autobahnraststätte. Wir setzen dich dort ab und gehen auf Strecke. Grüß Don Carlos, und sag ihm, daß ich ihn später informiere – dich natürlich auch.«
    Ihr »Ja, wenn du meinst« klang nicht sehr begeistert.
    »Können wir mal Ihr Telefon benutzen?« wandte sich Freiberg an den Flugleiter.
    »Gern. Kommen Sie nur mit rein in die Bude.«
    Die Behelfsflugleitung sah eher aus wie ein geplündertes Büro. Aber das Telefon funktionierte. Kommissarin Lette bestellte den Wagen zur Raststätte Michendorf und reichte mit einem knappen »Bitte« anschließend den Hörer an Freiberg weiter; der rief in

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