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Die Dame aus Potsdam

Titel: Die Dame aus Potsdam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg R. Kristan
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des Vorsitzenden des Clubs.«
    »Können Sie sich vorstellen, warum Hartenstein zum Mörder wurde?«
    »Nein – wie sollte ich? Vielleicht war es die Folge einer unerwiderten Liebe – die Marino war kein unbeschriebenes Blatt.«
    »Könnte es auch andere Verwicklungen und Motive gegeben haben?«
    »Nicht, daß ich wüßte.« Persmann klang gelangweilt.
    »Hat Hartenstein vielleicht versucht, alte Verbindungen aus der MfS-Zeit zu reaktivieren, wobei ihm Silke Marino in die Quere gekommen ist?«
    Persmann hob die Schultern. »Woher soll ich das wissen? Wir treffen uns hier, um Gedanken auszutauschen. Der Distel-Club hat seine satzungsgemäßen Aufgaben. Daran halte ich mich und schnüffele nicht hinter den Mitgliedern her. Was jeder einzelne tut, ist nicht mein Bier. Wie Sie sicherlich schon in Erfahrung gebracht haben, kommen überwiegend Geschäftsleute her, die ihre Aufgaben nicht nur in der Gewinnmaximierung sehen. Wir sponsern auch manches Objekt. In Potsdam ist so vieles erhaltenswert, was ohne die Hilfe Dritter verkommen würde.«
    Angelika Lette spürte ein körperliches Unbehagen, als dieser Schwall von Halbwahrheiten auf sie niederging. Dieser Mann war sich der Unanfechtbarkeit seiner Position sicher. Den Fall Hartenstein-Marino hatte er schon abgehakt.
    Die Kommissarin hätte noch hundert oder mehr Fragen stellen können, ohne darauf eine weiterführende Antwort zu erhalten.
    »Danke für die erschöpfenden Auskünfte«, sagte sie mit einem Schuß Sarkasmus. »Wir werden Sie erforderlichenfalls zur Vernehmung ins Präsidium bitten.«
    Persmann hob gönnerhaft die Hand. »Ich stehe Ihnen jederzeit gern zur Verfügung. Aber damit gar nicht erst Mißverständnisse aufkommen; für mein zerschossenes Boot wird mir die Polizei Schadenersatz zu leisten haben.«

 
    22
     
     
     
    Ahrens hatte wieder einmal bewiesen, daß er nicht ohne Grund als bester Fahrer des Kommissariats galt. Mit nur einer Tank- und Pinkelpause war er die Strecke von Michendorf bis Bonn in einem Rutsch durchgefahren. Bereits am Nachmittag konnte er seinen Chef am Präsidium absetzen und sich bei seiner Octopussy zurückmelden.
    Lupus hatte vergeblich auf einen Anruf Freibergs von unterwegs gewartet; so mußte er den Kommissar schon bei der Begrüßung mit der Nachricht aus Potsdam überfallen, daß Hartenstein nach Feststellung der Identität der Fingerabdrücke vom SEK gestellt worden war und sich bei der Festnahme erschossen hatte.
    »Alle Mann zu mir«, rief Freiberg. »Fräulein Kuhnert, bitte Kaffee – viel. Wir sind halb verdurstet. Unser Ahrens ist gefahren wie der Teufel.«
    »Das Risiko hättet ihr nicht einzugehen brauchen. Mit Hartensteins Selbstmord dürfte auch unser Fall am Bismarckturm erledigt sein«, stellte Lupus trocken fest.
    »Sieht ganz so aus«, bestätigte Freiberg müde. Auch bei der anschließenden Besprechung in 306 ergab die Analyse der Nachricht aus Potsdam kein anderes Bild. Ohne das umfassende Geständnis Hartensteins würde es schwer sein, die Fäden und Querverbindungen zwischen den Verbrechen an Valentin Randolf und Silke Marino sowie dem Selbstmord am Jungfernsee zu entwirren. Mit einem lebenden Täter hätte man die Schlüsselfigur in diesem Spiel in der Hand gehabt. Aber jetzt?
    »Womit hat er sich eigentlich erschossen?« fragte der Kommissar.
    »Mit einer Makarow – haben die Potsdamer gesagt«, antwortete Lupus. »Immerhin kann es nicht die Waffe gewesen sein, die wir bei Valentin Randolf gefunden haben; denn die hütet unsere KTU.«
    »Die Dinger haben ihren Seltenheitswert verloren«, gab Peters kund. »Hunderte davon sind allein aus den Beständen des ehemaligen MfS und der aufgelösten Betriebskampfgruppen verschwunden – sehr zur Beunruhigung von Verfassungsschutz und BKA.«
    »Wie soll es denn jetzt weitergehen?« wollte Lupus wissen. »Wir können doch unseren Toten vom Bismarckturm nicht einfach zu den Akten legen.«
    »Das geht wirklich nicht«, erklärte Freiberg bestimmt. »Hartenstein kommt aus Bonn – damit ist es auch unser Fall. Und genau dort setzen wir an: Lupus, wir fahren noch mal zu seiner Lebensgefährtin.«
    »Okay! Vielleicht läßt sie jetzt, wo ihr Chef tot ist, noch ein paar Kätzchen aus dem Sack.«
    Freiberg sah Peters an. »Was ist übrigens mit unseren Fliegern?«
    »Kalisch und die Randolf sind wieder in Bonn, in seiner Wohnung an der Nuntiatur. Singer beobachtet.«
    »Die Observierung kann nach dem Stand der Dinge aufgehoben werden – gebt Singer

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