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Die Dame vom See - Sapkowski, A: Dame vom See

Die Dame vom See - Sapkowski, A: Dame vom See

Titel: Die Dame vom See - Sapkowski, A: Dame vom See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrzej Sapkowski
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wissen, dachte Devlin aep Meara, während er das Schwert aus der gespaltenen Sturmhaube und dem Schädel eines temerischen Landsknechts riss. Ich möchte wissen, dachte er, während er mit weitem Hieb die auf ihn zielende gezähnte Klinge einer Guisarme beiseiteschlug.
    Ich möchte wissen, wozu das alles. Warum das alles. Und nach wessen Willen das alles.
     
    »Ääh   … Und dann versammelte sich der Konvent der großen Meisterinnen   … unserer Ehrwürdigen Mütter   … ääh   … deren Andenken unter uns immer lebendig sein wird   … Denn   … ääh   … die großen Meisterinnen von der Ersten Loge   … berieten   … ääh   … sie berieten   …«
    »Adeptin Abonde. Du bist nicht vorbereitet. Ungenügend. Setz dich.«
    »Aber ich habe gelernt, wirklich   …«
    »Setz dich.«
    »Wozu zum Teufel soll ich dieses alte Zeug lernen«, murmelte Abonde, während sie sich setzte. »Wen kümmert das denn heute   … Und wozu soll es gut sein   …«
    »Ruhe! Adeptin Nimue!«
    »Hier, Frau Meisterin.«
    »Das sehe ich. Weißt du die Antwort auf die Frage? Wenn nicht, dann setz dich und vergeude nicht meine Zeit.«
    »Ich weiß sie.«
    »Ich höre.«
    »Also die Chroniken lehren uns, dass sich der Konvent der Meisterinnen im Schloss Kahlenberg traf, um zu beraten, aufwelche Weise sie den schädlichen Krieg beenden könnten, den der Kaiser des Südens und die Herrscher des Nordens gegeneinander führten. Die Ehrwürdige Mutter Assire, die heilige Märtyrerin, sprach, dass die Herrscher nicht vom Krieg ablassen würden, bis sie ordentlich ausgeblutet wären. Und die Ehrwürdige Mutter Philippa, die heilige Märtyrerin, antwortete: ›Ge ben wir ihnen also eine große und blutige, eine schreckliche und grausame Schlacht. Sorgen wir dafür, dass es zu so einer Schlacht kommt. Mögen die kaiserlichen Armeen und die Truppen der Könige in dieser Schlacht ausbluten, und dann werden wir, die Große Loge, sie zum Friedensschluss zwingen.‹ Und so geschah es. Die Ehrwürdigen Mütter bewirkten, dass es zur Schlacht bei Brenna kam. Und die Herrscher wurden gezwungen, den Frieden von Cintra zu schließen.«
    »Sehr gut, Adeptin Nimue. Ich würde dir die Bestnote geben   … Wäre da nicht dieses ›also‹. Man beginnt Sätze nicht mit ›also‹. Setz dich. Und vom Frieden von Cintra erzählt uns jetzt   …«
    Die Pausenglocke ertönte. Doch die Adeptinnen reagierten nicht mit augenblicklichem Geschrei und Pultklappen. Sie bewahrten Stille und eine würdige, distinguierte Ruhe. Sie waren keine Rotznasen aus dem Kindergarten mehr. Sie waren die dritte Klasse! Sie waren allesamt vierzehn!
    So etwas verpflichtet.
     
    »Na, hier ist nicht viel hinzuzufügen.« Rusty bewertete den Zustand des ersten Verwundeten, der gerade das fleckenlose Weiß des Tisches mit Blut befleckte. »Der Schenkelknochen zerschmettert   … Die Schlagader ist heil, sonst hättet ihr einen Toten angeschleppt. Sieht nach einem Axthieb aus, wobei die harte Seite des Sattels als Hackklotz fungiert hat. Schaut bitte her   …«
    Shani und Iola beugten sich vor.
    Rusty rieb sich die Hände. »Wie gesagt, hier ist nichts hinzuzufügen. Hier kann man nur etwas wegnehmen. An die Arbeit.Iola! Abbinden, kräftig. Shani, das Messer. Nicht das. Das zweischneidige. Zur Amputation.«
    Der Verwundete wandte den trüben Blick nicht von ihren Händen, verfolgte die Vorkehrungen mit den Augen eines entsetzten, in der Schlinge gefangenen kleinen Tieres.
    »Ein wenig Magie, Marti, wenn ich bitten darf.« Der Halbling nickte, beugte sich so über den Patienten, dass er dessen ganzes Blickfeld einnahm.
    »Ich werde amputieren, Söhnchen.«
    »Neiiin!«, schrie der Verwundete, warf den Kopf hin und her, versuchte, den Händen von Marti Sodergren zu entgehen. »Ich will niiicht!«
    »Wenn ich nicht amputiere, stirbst du.«
    »Ich will lieber sterben   …« Unter dem Einfluss der Magie der Heilerin sprach der Verwundete immer langsamer. »Lieber sterben, als ein Krüppel sein   … Lasst mich sterben   … Ich flehe euch an   … Lasst mich sterben!«
    »Ich kann nicht.« Rusty hob das Messer, betrachtete die Klinge, den immer noch funkelnden, unbefleckten Stahl. »Ich kann dich nicht sterben lassen. Wie es sich nämlich trifft, bin ich Arzt.«
    Entschlossen hieb er mit der Schneide zu und schnitt tief. Der Verwundete heulte auf. Für einen Menschen ganz unmenschlich.
     
    Der Bote brachte das Pferd so scharf zum Stehen, dass die Grasnarbe unter den

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