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Die Dame vom See - Sapkowski, A: Dame vom See

Die Dame vom See - Sapkowski, A: Dame vom See

Titel: Die Dame vom See - Sapkowski, A: Dame vom See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrzej Sapkowski
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würde, und ebenso wenig, wann er zurückkehren könnte. Und dass Chiquitas Schnelligkeit ihm sehr, aber wirklich sehr zupass kommen würde.
    Auf dem Feld östlich des Goldenen Teiches tobte der Kampf. Die Schwarzen schlugen sich mit der Brugger Reiterei, die die Schlachtordnung des Fußvolkes deckte. Vor den Augen des Kornetts sprühten plötzlich aus dem Schlachtgetümmel wie Funken, wie Splitter zerbrochenen bunten Glases Silhouetten in grünen, gelben und roten Umhängen hervor und wirbelten ungeordnet auf das Flüsschen Chotla zu. Hinter ihnen her strömten wie eine schwarze Woge die Nilfgaarder.
    Aubry brachte die Stute abrupt zum Stehen, riss an den Zügeln, bereit, zu wenden und zu fliehen, den Fliehenden und den Verfolgern aus dem Weg zu gehen. Das Pflichtgefühl siegte. Der Kornett schmiegte sich an die Mähne des Pferdes und ging zu einem halsbrecherischen Galopp über.
    Ringsum herrschten Geschrei und Getöse, ein zuckendes Kaleidoskop von Silhouetten, blitzenden Schwertern, von Klirren und Poltern. Einige gegen den Teich gedrängte Brugger leisteten verzweifelt Widerstand, um das Banner mit dem Ankerkreuz gedrängt. Auf dem Feld metzelten die Schwarzen die versprengte, ohne Unterstützung gebliebene Infanterie hin.
    Ein schwarzer Umhang mit dem Zeichen einer silbernen Sonne versperrte ihm die Sicht.
    »Egvyr, Nordling!«
    Aubry schrie auf, die vom dem Schrei angespornte Chiquita machte einen Satz, der wahrhaft einer Hirschkuh würdig gewesen wäre, und rettete ihm das Leben, indem sie ihn aus der Reichweite des Nilfgaarder Schwertes brachte. Über den Kopfpfiffen ihm plötzlich Pfeile und Bolzen hinweg, vor den Augen huschten wieder Silhouetten hin und her.
    Wo bin ich? Wo sind die Unseren? Wo ist der Feind?
    »Egvyr morv, Nordling!«
    Poltern, Klirren, Wiehern, Geschrei.
    »Halt, Hosenscheißer! Nicht dorthin!«
    Eine Frauenstimme. Eine Frau auf einem Rapphengst, in Rüstung, mit wehendem Haar, das Gesicht von Blutspritzern bedeckt. Daneben Panzerreiter.
    »Wer bist du?« Die Frau wischte das Blut mit der Hand weg, in der sie das Schwert hielt.
    »Kornett Aubry   … Flügeladjutant von Konnetabel Natalis   … Mit Befehlen für Oberst Pangratt und Oberst Els   …«
    »Du hast keine Chance, dorthin zu gelangen, wo Adieu kämpft. Reiten wir zu den Zwergen. Ich bin Julia Abatemarco   … Vorwärts, verdammt! Sie schließen uns ein! Galopp!«
    Ihm blieb keine Zeit zu protestieren. Es hatte auch keinen Sinn.
    Nach einem Augenblick rasenden Galopps tauchte aus dem Staub eine Masse von Fußvolk auf, ein Karree, wie eine Schildkröte gepanzert mit einer Wand von Pavesen, wie ein Nadelkissen vor Eisenzeug starrend. Über dem Rechteck wehte ein großes goldenes Banner mit gekreuzten Hämmern, und daneben ragte eine Stange mit Pferdeschwänzen und Menschenschädeln auf.
    Das Karree wurde von Nilfgaardern angegriffen, die vorschnellten und zurückwichen wie Hunde, die einen mit einem Stock bewaffneten Bettler anfallen. Die Division »Ard Feainn«, dank der großen Sonnen auf den Umhängen mit keiner anderen zu verwechseln.
    »Vorwärts, Freikompagnie!«, schrie die Frau und schlug mit dem Schwert eine Mühle. »Verdienen wir uns den Sold!«
    Die Reiter – und nach ihnen auch Kornett Aubry – stürzten sich auf die Nilfgaarder.
    Der Zusammenstoß dauerte nur ein paar Augenblicke. Doch er war schrecklich. Dann öffnete sich vor ihnen die Wand der Pavesen. Sie befanden sich im Inneren des Karrees in einem Gedränge, inmitten von Zwergen mit Ringpanzern, Kettenhauben und spitzen Helmen, inmitten von redanischer Infanterie, leichter Reiterei aus Brugge und gepanzerten Condottieri.
    Julia Abatemarco – die Süße Range, die Condottiera, wie Aubry erst jetzt aufging – zog ihn vor einen dicklichen Zwerg, dessen Sturmhaube mit einem roten Federbusch verziert war und der unelegant auf einem gepanzerten Nilfgaarder Pferd saß, in einem Ulanensattel mit hohen Pauschen, auf die er sich obenauf gesetzt hatte, um über die Köpfe des Fußvolkes hinwegschauen zu können.
    »Oberst Barclay Els?«
    Der Zwerg nickte mit dem Federbusch, registrierte mit sichtlichem Respekt das Blut, mit dem der Kornett und seine Stute bespritzt waren. Aubry errötete unwillkürlich. Es war das Blut von Nilfgaardern, die die Condottieri direkt neben ihm niedergemacht hatten. Er selbst war nicht einmal dazu gekommen, das Schwert zu ziehen.
    »Kornett Aubry   …«
    »Ein Sohn von Anselm Aubry?«
    »Der jüngste.«
    »Ha! Ich kenne deinen

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