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Die Dame vom See - Sapkowski, A: Dame vom See

Die Dame vom See - Sapkowski, A: Dame vom See

Titel: Die Dame vom See - Sapkowski, A: Dame vom See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrzej Sapkowski
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Vater! Was hast du mir von Natalis und Foltest zu übermitteln, kleiner Kornett?«
    »Im Zentrum der Formation droht uns ein Durchbruch   … Der Herr Konnetabel befiehlt, dass der Freiwillige Haufe möglichst schnell den Flügel räumt, sich hinter den Goldenen Teich und den Fluss Chotla zurückzieht   … Damit   …«
    Seine Worte gingen in Gebrüll, Getöse und Pferdeschreien unter. Aubry kam plötzlich zu Bewusstsein, welch sinnlose Befehle er überbrachte. Wie wenig diese Befehle für Barclay Els bedeuteten, für Julia Abatemarco, für dieses Zwergenkarree unter dem goldenen Banner mit den gekreuzten Hämmern, dasüber einem schwarzen Meer von Nilfgaardern wehte, die es umgaben, von allen Seiten darauf einstürmten.
    »Ich bin zu spät gekommen   …«, stöhnte er. »Zu spät   …«
    Die Süße Range prustete. Barclay Els bleckte die Zähne.
    »Nein, kleiner Kornett«, sagte er. »Nilfgaard ist zu früh gekommen.«
     
    »Ich gratuliere den Damen und mir selbst zur gelungenen Resektion von Dünn- und Dickdarm, zur Spelenektomie und zum Anheften der Leber. Ich weise auf die Zeit hin, die wir gebraucht haben, um die Folgen von etwas auszugleichen, das unserem Patienten während der Schlacht in einem Sekundenbruchteil zugefügt worden ist. Ich empfehle das als Stoff für philosophische Betrachtungen. Den Patienten wird jetzt Fräulein Shani zunähen.«
    »Aber das habe ich noch nie gemacht, Herr Rusty!«
    »Irgendwann muss man anfangen. Rotes mit Rotem, Gelbes mit Gelbem, Weißes mit Weißem. Näh so, dann wird es schon stimmen.«
     
    »Wie das?« Barclay Els zupfte sich am Bart. »Was redest du, kleiner Kornett? Jüngster Sohn von Anselm Aubry? Drehn wir hier etwa Däumchen? Wir, Himmeldonnerwetter, haben unter dem Ansturm nicht einmal gezuckt! Sind keinen Schritt zurückgewichen! Es ist nicht unsere Schuld, dass die aus Brugge nicht standgehalten haben!«
    »Aber der Befehl   …«
    »Ich pfeif auf den Befehl!«
    »Wenn wir die Lücke nicht stopfen«, überschrie die Süße Range das Getöse, »brechen die Schwarzen durch die Front! Sie brechen durch! Mach mir die Formation auf, Barclay! Ich greife an! Rücke vor!«
    »Die schlachten euch ab, ehe ihr am Teich seid! Ihr kommt sinnlos um!«
    »Was also schlägst du vor?«
    Der Zwerg fluchte, riss sich den Helm vom Kopf, warf ihn krachend zu Boden. Seine Augen waren wild, blutunterlaufen, schrecklich.
    Chiquita, von dem Geschrei erschreckt, tänzelte unter dem Kornett, soweit es das Gedränge zuließ.
    »Yarpen Zigrin und Dennis Cranmer zu mir! Auf der Stelle!«
    Die beiden Zwerge kamen aus dem schwersten Kampfgetümmel, das sah man auf Anhieb. Beide waren blutbespritzt. Das stählerne Schulterstück des einen zeigte die Spur eines Schlages, der die Ränder des Bleches hochspießen ließ. Der andere hatte einen Lappen um den Kopf gewickelt, durch den Blut sickerte.
    »Alles in Ordnung, Zigrin?«
    »Ich wundere mich«, keuchte der Zwerg, »warum alle das fragen.«
    Barclay Els wandte sich um, fand den Kornett und fixierte ihn. »Also wie, jüngster Sohn Anselms?«, knurrte er. »Der König und der Konnetabel befehlen, dass wir zu ihnen kommen sollen und sie unterstützen? Also dann sperr die Augen auf, kleiner Kornett. Du kriegst was zu sehen.«
     
    »Verdammt!«, schrie Rusty, sprang vom Tisch zurück und fuchtelte mit dem Skalpell. »Warum? Warum, verflucht, muss das so sein?«
    Niemand gab Antwort. Marti Sodergren breitete nur die Hände aus. Shani senkte den Kopf. Iola schniefte.
    Der Patient, der gerade gestorben war, blickte nach oben, und seine Augen waren reglos und glasig.
     
    »Drauf und dran! Zur Hölle mit den Hurensöhnen!«
    »Und gleichmäßig!«, brüllte Barclay Els. »Im Gleichschritt! Formation halten! Und dicht zusammenbleiben! Zusammen!«
    Man wird es mir nicht glauben, dachte der Kornett Aubry.Kein Mensch wird mir das glauben, wenn ich es erzähle. Dieses Karree kämpft, von allen Seiten umzingelt   … Ringsum von Kavallerie umgeben, die auf es schießt, sticht, schlägt, drängt   … Und dieses Karree geht. Es geht gleichmäßig, geschlossen, Pavese an Pavese. Es geht über Leichen hinweg, schiebt die Reiterei vor sich her, schiebt die Elitedivision »Ard Feainn« vor sich her   … Und geht.
    »Drauf und dran!«
    »Gleicher Schritt! Gleicher Schritt!«, brüllte Barclay Els. »Formation halten! Ein Lied, verflucht, ein Lied! Unser Lied! Vorwärts, Mahakam!«
    Aus etlichen tausend Zwergenkehlen erscholl der berühmte Mahakamer

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