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Die Dame vom See - Sapkowski, A: Dame vom See

Die Dame vom See - Sapkowski, A: Dame vom See

Titel: Die Dame vom See - Sapkowski, A: Dame vom See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrzej Sapkowski
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das Kaiserreich hervorgebracht hat. Der Kadett Puttkammer und alle übrigen Herren Kadetten, soweit es ihnen mit dem Ablegen der Patentprüfung ernst ist, mögen gefälligst hören und sich merken: Bei Brenna waren keinerlei Wunder oder Zufälle am Werk, sondern eine Verschwörung! Feindliche zersetzende Kräfte, umstürzlerische Elemente, heimtückische Aufwiegler, Kosmopoliten, politische Bankrotteure und Verräter! Das Geschwür, das später mit glühendem Eisen ausgebrannt wurde. Doch ehe es dazu kam, schmiedeten diese tückischen Volksverräter ihre Ränke und spannen ihre Intrigen! Sie waren es, die seinerzeit Marschall Coehoorn umgarnten und verrieten, ihn betrogen und in die Irre führten! Sie waren es, Lumpen ohne Ehre und Gewissen, gewöhnliche   …«
     
    »Hurensöhne«, wiederholte Menno Coehoorn, ohne das Fernrohr abzusetzen. »Gewöhnliche Hurensöhne. Aber euch finde ich, wartet nur, ich werde euch lehren, was Erkundung heißt. De Wyngalt! Du machst persönlich den Offizier ausfindig, der hinterden Anhöhen im Norden auf Patrouille war. Du lässt alle, die ganze Patrouille, aufhängen!«
    »Zu Befehl!« Ouder de Wyngalt, der Lageradjutant des Marschalls, schlug die Hacken zusammen. Er konnte noch nicht wissen, dass Lamarr Flaut, jener Offizier von der Patrouille, just in diesem Augenblick starb, getreten von einem Pferd der aus der Flanke angreifenden geheimen Reserve der Nordlinge – jener Formation, die er nicht entdeckt hatte. De Wyngalt konnte auch nicht wissen, dass ihm selbst nur noch zwei Stunden zu leben blieben.
    »Wie viele sind das dort, Herr Trahe?« Coehoorn nahm immer noch nicht das Fernrohr vom Auge. »Was meint Ihr?«
    »Mindestens zehntausend«, antwortete der Kommandeur der Siebten Daerlanischen trocken. »Größtenteils Redanien, aber ich sehe auch die Sparren von Aedirn   … Da ist auch ein Einhorn, also haben wir auch Kaedwen   … Mindestens in Bannerstärke   …«
     
    Das Fähnlein ritt Galopp, unter den Hufen flogen Sand und Kies weg.
    »Vorwärts, Graues!«, brüllte der wie üblich betrunkene Wachtmeister Zweimaß. »Drauf und dran! Kaedweeen! Kaedweeen!«
    Verdammt, muss ich aber pissen, dachte Zyvik. Hätte mich vor der Schlacht auspissen sollen   …
    Jetzt werde ich vielleicht nicht dazu kommen.
    »Vorwärts, Graues!«
    Immer das Graue. Wenn es hart auf hart kommt – das Graue. Wen schicken sie mit dem Expeditionskorps nach Temerien? Das Graue. Immer das Graue. Und ich will pissen.
    Sie waren da. Zyvik schrie los, drehte sich im Sattel und hieb vom Ohr her zu, spaltete Schulterstück und Schulter eines Reiters in einem schwarzen Umhang mit silbernem achtstrahligem Stern.
    »Das Graue! Kaedweeen! Macht sie nieder!«
    Scheppernd, krachend und klirrend, umgeben vom Gebrüll der Menschen und den Schreien der Pferde, traf das Graue Fähnlein auf die Nilfgaarder.
     
    »De Mellis-Stoke und Braibant werden mit dieser Verstärkung fertig«, sagte ruhig Elan Trahe, der Führer der Siebten Daerlanischen Brigade. »Die Kräfte sind ausgeglichen, es ist noch nichts Schlimmes passiert. Die Division von Tyrconnel hält den linken Flügel im Gleichgewicht, ›Magne‹ und ›Venendal‹ behaupten sich auf dem rechten. Und wir   … Wir können den Ausschlag geben, Herr Marschall   …«
    »Indem wir gegen die Nahtstelle schlagen, wo die Elfen Vorarbeit geleistet haben.« Menno Coehoorn verstand augenblicklich. »Indem wir hinter die Linie vordringen, Panik säen. Jawohl! So machen wir es, bei der Großen Sonne! Zu den Bannern, meine Herren! ›Nauzicaa‹ und Siebte, eure Zeit ist gekommen!«
    »Es lebe der Kaiser!«, schrie Kees van Lo.
    »Herr de Wyngalt.« Der Marschall wandte sich um. »Bitte sammelt die Adjutanten und die Bedeckungsschwadron. Schluss mit der Untätigkeit! Wir greifen zusammen mit der Siebten Daerlanischen an.«
    Ouder de Wyngalt wurde etwas blass, fing sich jedoch sofort. »Es lebe der Kaiser!«, rief er, und die Stimme zitterte ihm fast gar nicht.
     
    Rusty schnitt, der Verwundete heulte und riss am Tisch. Iola kämpfte wacker mit Schwindelgefühl, kümmerte sich um Verbände und Klammern. Vom Zelteingang her war Shanis erhobene Stimme zu hören. »Wohin? Seid ihr verrückt geworden? Hier warten Lebende auf Rettung, und ihr kommt mit Leichen an?«
    »Aber das ist doch Baron Anselm Aubry selbst, Frau Feldscherin! Der Führer des Banners!«
    »Das
war
der Führer des Banners! Jetzt ist das ein Leichnam! Ihr habt ihn nur deshalb in einem Stück

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