Die Dame vom See - Sapkowski, A: Dame vom See
und Flaschen explodierten mit dumpfem Knall, eine nach der anderen.
Der Vampir löste die spitzen Hauer aus dem Hals des Opfers, fixierte Ciri aus Augen, schwarz wie Pechkohle.
»Es gibt Anlässe«, sagte er im Ton einer Entschuldigung, während er sich das Blut von den Lippen leckte, »da muss man einfach einen Schluck trinken.
Keine Angst.« Er lächelte, als er ihre Miene sah. »Keine Angst, Ciri. Ich freue mich, dass ich dich gefunden habe. Ich heiße Emiel Regis. Ich bin, auch wenn dir das sonderbar erscheinen mag, ein Freund des Hexers Geralt. Ich bin zusammen mit ihm gekommen, um dich zu retten.«
In das Laboratorium stürmte ein bewaffneter Söldner. Der Freund Geralts wandte ihm den Kopf zu, zischte und zeigte die Zähne. Der Söldner heulte durchdringend auf. Das Geheul verklang noch lange in der Ferne.
Emiel Regis warf den reglosen und wie ein Lappen schlaffen Körper des Akoluthen vom Knie, stand auf und reckte sich ganz wie ein Kater.
»Wer hätte das gedacht«, sagte er. »Der erstbeste Stoffel, und was für ein anständiges Blut. Das nennt man innere Werte. Erlaube, Cirilla, dass ich dich zu Geralt führe.«
»Nein«, stammelte Ciri.
»Du brauchst dich nicht vor mir zu fürchten.«
»Ich fürchte mich nicht«, widersprach sie und hatte tüchtig mit den Zähnen zu kämpfen, die partout klappern wollten. »Da rum geht es nicht … Aber hier ist irgendwo Yennefer gefangen. Sie muss ich so schnell wie möglich befreien. Ich fürchte, dass Vilgefortz … Bitte, Herr …«
»Emiel Regis.«
»Warnt, lieber Herr, Geralt, dass sich hier Vilgefortz befindet. Das ist ein Zauberer. Ein mächtiger Zauberer. Geralt soll sich vorsehen.«
»Du sollst dich vorsehen«, wiederholte Regis, während er auf Milvas Körper blickte. »Weil Vilgefortz ein mächtiger Magier ist. Sie aber will Yennefer befreien.«
Geralt fluchte. »Weiter!«, schrie er, um mit dem Schrei den gesunkenen Kampfgeist der Gefährten zu wecken. »Vorwärts!«
»Vorwärts.« Angoulême stand auf, wischte die Tränen fort. »Vorwärts! Es ist Zeit, verdammt, in ein paar Ärsche zu treten!«
»Ich fühle in mir«, zischte der Vampir mit einem grausigen Lächeln, »so eine Kraft, dass ich dieses ganze Schloss in Klump hauen könnte.«
Der Hexer warf ihm einen misstrauischen Blick zu. »Das wohl kaum«, sagte er. »Aber schlagt euch ins Obergeschoss durch und macht etwas Rabatz, um von mir abzulenken. Ich versuche, Ciri zu finden. Das ist schlecht, Vampir, schlecht, dass du sie allein gelassen hast.«
»Sie hat es verlangt«, erklärte Regis ruhig. »In einem Ton undmit einer Haltung, die Diskussionen ausschlossen. Ich gestehe, sie hat mich überrascht.«
»Ich weiß. Geht ins Obergeschoss. Haltet euch! Ich versuche, sie zu finden. Sie oder Yennefer.«
Er fand sie, und das recht schnell.
Er stieß auf die Wächter, als er völlig unerwartet um eine Biegung des Korridors gerannt kam. Er sah sie. Und dieser Anblick bewirkte, dass das Adrenalin ihn in den Adern auf den Handrücken geradezu stach.
Yennefer wurde von ein paar Kerlen den Korridor entlanggezerrt. Die Zauberin war zerzaust und in Ketten geschlagen, was sie nicht daran hinderte, sich hin und her zu werfen, sich zu sperren und wie ein Fischweib zu fluchen.
Geralt ließ den Kerlen keine Zeit, sich von der Überraschung zu erholen. Er schlug nur einmal zu, nur einen, mit einem kurzen Hieb aus dem Ellenbogen. Der Kerl jaulte auf, wankte, stürzte scheppernd und polternd mit dem Kopf gegen eine in einer Nische stehende Plattenrüstung, rutschte an ihr herab und verschmierte Blut über den Stahl.
Die Übrigen – es waren drei – ließen Yennefer los und sprangen zurück. Nur nicht der Vierte, der die Zauberin bei den Haaren packte und ihr ein Messer an den Hals hielt, gleich oberhalb des Dwimeritringes.
»Komm nicht näher!«, heulte er auf. »Ich schneid ihr die Kehle durch! Ich spaße nicht!«
»Ich auch nicht.« Geralt schlug mit dem Schwert eine Mühle und schaute dem Kerl in die Augen. Der Kerl hielt nicht stand. Er ließ Yennefer los und gesellte sich zu den Kumpanen. Alle hatten schon Waffen in der Hand. Einer riss eine altertümliche, aber gefährlich aussehende Hellebarde von der Wand. Alle standen sie geduckt da und wussten nicht, ob sie angreifen oder sich verteidigen sollten.
»Ich wusste, dass du kommst«, sagte Yennefer und richtetesich stolz auf. »Zeig, Geralt, diesen Hundsföttern, was ein Hexerschwert vermag.«
Sie hob die gefesselten Hände
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