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Die Dame vom See - Sapkowski, A: Dame vom See

Die Dame vom See - Sapkowski, A: Dame vom See

Titel: Die Dame vom See - Sapkowski, A: Dame vom See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrzej Sapkowski
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seiner Jacke dickes Rot quoll.
    »Du   …« Bonhart wankte. »Du   …«
    Er stürzte sich auf sie. Er war schon langsam und unbeholfen. Sie entwich ihm mit einem Sprung nach hinten, er aber konnte das Gleichgewicht nicht halten. Er ließ sich auf ein Knie fallen, doch auch mit dem Knie traf er den Balken nicht. Und das Holz war schon nass und glitschig. Eine Sekunde lang schaute er Ciri an. Dann fiel er.
    Sie sah, wie er auf die Dielen stürzte, eine Fontäne von Staub, Kalk und Blut aufwirbelte, wie sein Schwert etliche Ellen seitlich von ihm fiel. Er lag reglos da, Arme und Beine breit ausgestreckt, groß, hager. Verwundet und völlig wehrlos. Aber immer noch furchteinflößend.
    Es dauerte eine Weile, doch schließlich regte er sich. Er stöhnte. Versuchte den Kopf zu heben. Bewegte die Hände. Bewegte die Beine. Schob sich zu einem Pfosten, lehnte sich mit dem Rücken dagegen. Er stöhnte abermals, beide Hände auf Brust und den Bauch gepresst, die beide blutbedeckt waren.
    Ciri sprang. Sie kam neben ihm in der Hocke auf. Weich wie eine Katze. Sie sah, wie seine Fischaugen sich vor Angst weiteten.
    »Du hast gewonnen   …«, krächzte er, den Blick auf Schwalbes Schneide gerichtet. »Hast gewonnen, Hexerin. Schade, dass es nicht in der Arena war   … Das wäre sehenswert gewesen   …«
    Sie antwortete nicht.
    »Ich war es, der dir dieses Schwert gegeben hat, erinnerst du dich?«
    »Ich erinnere mich an alles.«
    »Du wirst mich   …«, stöhnte er. »Du wirst mich doch nicht abstechen, was? Das tust du nicht   … Du wirst einen Geschlagenen und Wehrlosen nicht umbringen   … Ich kenne dich doch, Ciri. Dafür bist du   … zu edel.«
    Sie betrachtete ihn lange. Sehr lange. Dann bückte sie sich. Bonharts Augen wurden noch größer. Doch sie riss ihm nur die Medaillons vom Hals – den Wolf, den Kater und den Greif. Dann wandte sie sich um und ging auf den Ausgang zu.
    Er stürzte sich mit dem Messer auf sie, sprang sie bösartig und heimtückisch an. Und leise wie eine Fledermaus. Erst im letzten Augenblick, als sich der Dolch schon bis ans Heft in ihren Rücken bohren sollte, brüllte er auf und legte in dieses Brüllen seinen ganzen Hass.
    Sie entging dem tückischen Stoß mit einer raschen Halbdrehung und einem Sprung zur Seite, schwenkte herum und schlug zu, schnell und weit ausholend, kräftig, mit Schulter und Arm, die Wucht des Hiebes durch eine Hüftdrehung verstärkt. Schwalbe pfiff und schnitt, schnitt mit der äußersten Spitze der Klinge. Etwas zischte und schmatzte, Bonhart fasste sich an die Kehle. Seine Fischaugen traten aus den Höhlen.
    »Ich habe dir doch gesagt«, sagte Ciri kalt, »dass ich mich an alles erinnere.«
    Bonharts Augen traten noch weiter hervor. Dann fiel er. Er kippte um und stürzte nach hinten, wirbelte Staub auf. Und so lag er, groß, hager wie der Knochenmann, auf dem schmutzigen Boden, inmitten zerbrochener Dielenbretter. Er hielt sich noch immer die Kehle, krampfhaft, mit ganzer Kraft. Doch so kräftig er auch hielt, das Leben strömte doch rasch zwischen seinen Fingern hervor, ergoss sich als große schwarze Aureole um seinen Kopf.
    Ciri stand über ihm. Wortlos. Aber so, dass er sie gut sehen konnte. Damit er ihr, nur ihr Bild dorthin mitnähme, wohin er ging.
    Bonhart schaute sie mit trüber werdendem, verschwimmendem Blick an. Er begann krampfhaft zu zucken, fuhr mit den Absätzen über die Bretter. Dann gab er ein Glucksen von sich wie ein Trichter, wenn schon alles hindurchgeflossen ist.
    Und das war der letzte Laut, den er von sich gab.
     
    Es krachte; knallend und klirrend flogen Buntglasfenster heraus.
    »Vorsicht, Geralt!«
    Sie sprangen weg, gerade noch rechtzeitig. Ein blendend heller Blitz durchpflügte den Fußboden, in der Luft heulten Bruchstücke von Terrakotta und scharfe Mosaiksteinchen auf. Ein zweiter Blitz traf die Säule, hinter der sich der Hexer verborgen hatte. Die Säule zerfiel in drei Stücke. Von der Decke löste sich die halbe Arkade und stürzte mit ohrenbetäubendem Donner herab. Geralt, platt am Boden liegend, deckte den Kopf mit den Händen, sehr wohl wissend, wie armselig dieser Schutz gegen die auf ihn fallenden Zentner von Steinschutt war. Er machte sich auf das Schlimmste gefasst, doch es wurde gar nicht so schlimm. Er sprang auf, erblickte über sich den Lichtschein eines magischen Schildes und begriff, dass Yennefers Zauber ihn gerettet hatte.
    Vilgefortz wandte sich der Zauberin zu, ließ den Pfeiler, hinter dem sie

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