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Die Dame vom See - Sapkowski, A: Dame vom See

Die Dame vom See - Sapkowski, A: Dame vom See

Titel: Die Dame vom See - Sapkowski, A: Dame vom See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrzej Sapkowski
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erklärt! Während er im Begriff war, mir eine gläserne Spritze zwischen die Beine zu schieben. Wenn das meine Vorherbestimmung sein soll, dann schönen Dank.«
    In Philippas dunklen Augen flammte kalter Zorn auf. Doch das Wort ergriff Sheala de Tancarville.
    »Du musst noch viel lernen, Kind«, sagte sie und zog die Silberfuchsboa enger um den Hals. »Wie ich sehe und höre, wirst du auch vieles verlernen müssen, selbst oder mit jemandes Hilfe. In letzter Zeit hast du dir, das ist zu merken, viel böses Wissen angeeignet, zweifellos hast du auch Böses erfahren und mitangesehen. Jetzt willst du in deiner kindlichen Verstocktheit das Gute nicht zur Kenntnis nehmen, du negierst das Gute und die guten Absichten. Du sträubst die Stacheln wie ein Igel, unfähig, diejenigen zu erkennen, denen es just um dein Wohl geht. Du fauchst und zeigst die Krallen wie ein wildes Kätzchen, so dass uns keine Wahl bleibt: Wir werden dich im Genick packen müssen. Und wir werden es tun, Kind, ohne eine Sekunde zu zögern. Denn wir sind älter und klüger als du, wir wissen alles, was war und was ist, wir wissen vieles von dem, was sein wird. Wir werden dich im Genick packen, Kätzchen, damit du irgendwann, bald schon, als erfahrene und kluge Katze hier Platz nimmst, an diesem Tisch, unter uns. Als eine von uns. Nein! Kein Wort! Wage nicht, den Mund aufzutun, wenn Sheala de Tancarville spricht!«
    Die Stimme der kovirischen Zauberin, scharf und durchdringendwie ein durch Eisen schneidendes Messer, hing plötzlich über dem Tisch. Nicht nur Ciri krampfte sich zusammen; sogar die anderen Magierinnen zuckten leicht und zogen die Köpfe ein, nun ja, vielleicht ausgenommen Philippa, Francesca und Assire. Und Yennefer.
    »Du hattest recht«, fuhr Sheala fort und warf sich wieder die Boa um den Hals, »in der Annahme, dass man dich nach Montecalvo gerufen hat, um dir dein Schicksal zu verkünden. Unrecht hattest du in der Annahme, du seiest ein Nichts. Denn du bist alles, du bist die Zukunft der Welt. Momentan weißt du das natürlich nicht und verstehst es nicht, momentan bist du ein verängstigtes und fauchendes Kätzchen, ein Kind, das Traumatisierendes durchgemacht hat und in jedem einen Emhyr var Emreis oder einen Vilgefortz mit dem Inseminator in der Hand sieht. Und es hat keinen Sinn, dir jetzt, in diesem Augenblick, zu erklären, dass es um dein Wohl geht und um das Wohl der Welt. Die Zeit für solche Erklärungen wird kommen. Eines Tages. Jetzt, da du aufgebracht bist, wirst du ohnehin nicht auf die Stimme der Vernunft hören wollen, jetzt wirst du auf jedes Argument eine Entgegnung in Form kindlichen Starrsinns und verstockten Geschreis haben. Jetzt wirst du also einfach im Genick gepackt. Ich bin fertig. Teile dem Mädchen sein Schicksal mit, Philippa.«
    »Du wirst«, brach Frau Eule die lastende Totenstille, »mit mir und Sheala nach Kovir reisen, nach Pont Vanis, der königlichen Sommerresidenz. Da du keine Cirilla von Cintra mehr bist, wirst du bei der Audienz als Adeptin der Magie vorgestellt, als unsere Schutzbefohlene. Bei der Audienz wirst du einen sehr klugen König kennenlernen, Esterad Thyssen, wahrlich königliches Blut. Du wirst seine Gemahlin kennenlernen, Königin Suleyka, eine Person von ungewöhnlichem Edelmut und ebensolcher Güte. Du wirst auch den Sohn des Königspaares kennenlernen, den Prinzen Tankred.«
    Ciri, die zu verstehen begann, riss die Augen auf. Frau Eule bemerkte es.
    »Ja«, bestätigte sie. »Vor allem auf Prinz Tankred musst du Eindruck machen. Denn du wirst seine Geliebte werden und sein Kind zur Welt bringen.
    Wenn du weiterhin Cirilla von Cintra wärst«, fuhr Philippa nach einer Pause fort, »wenn du weiterhin die Tochter Pavettas und die Enkelin Calanthes wärst, würden wir dich zu Tankreds Ehefrau machen. Zur Prinzessin und dann zur Königin von Kovir und Poviss. Leider, das sage ich mit echtem Bedauern, hat das Schicksal dir das alles genommen. Auch die Zukunft. Du wirst nur die Geliebte sein. Die Favoritin.«
    »Dem Namen nach«, warf Sheala ein, »und formal. Denn in der Praxis werden wir uns darum bemühen, dass du an Tankreds Seite den Status einer Prinzessin hast, und später sogar einer Königin. Selbstverständlich wird deine Hilfe vonnöten sein. Tankred muss es danach verlangen, dass du an seiner Seite bist. Bei Tag und bei Nacht. Wir werden dich lehren, wie man solch einen Wunsch entfacht. Aber von dir wird es abhängen, ob die Lehre fruchtet.«
    »Das sind alles

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