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Die Dame vom See - Sapkowski, A: Dame vom See

Die Dame vom See - Sapkowski, A: Dame vom See

Titel: Die Dame vom See - Sapkowski, A: Dame vom See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrzej Sapkowski
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ihrer Verfasser – zum überwiegenden Teil idiotisch sinnlos oder abstoßend obszön.
    »Ha!«, rief Rittersporn. »Auf Schloss Rastburg wird dringend ein Hexer benötigt, sie schreiben, dass hohe Bezahlung, luxuriöse Übernachtung und außerordentlich schmackhafte Verpflegung garantiert sind. Wäre das etwas für dich, Geralt?«
    »Ganz und gar nicht.«
    Die Nachricht, die sie suchten, fand Ciri.
    Und da teilte sie ihm mit, womit der Hexer schon lange gerechnet hatte.
     
    »Ich reite nach Vengerberg, Geralt«, wiederholte sie. »Mach nicht so ein Gesicht. Du weißt doch, dass ich muss. Yennefer hat mich gerufen. Sie wartet dort auf mich.«
    »Ich weiß.«
    »Du reitest nach Riva, zu dem Treffen, aus dem du immer noch ein Geheimnis machst   …«
    »Eine Überraschung«, unterbrach er sie. »Eine Überraschung, kein Geheimnis.«
    »Eine Überraschung, einverstanden. Ich meinerseits erledige in Vengerberg, was zu erledigen ist, bringe Yennefer mit, und in sechs Tagen werden wir beide in Riva sein. Mach nicht so ein Gesicht, habe ich dich gebeten. Und lass uns nicht Abschied nehmen, als wäre es für immer. Es sind nur sechs Tage! Bis bald.«
    »Bis bald, Ciri.«
    »Riva, in sechs Tagen«, wiederholte sie, während sie Kelpie wendete.
    Sie ging sofort zum Galopp über. Sie verschwand sehr schnell, und Geralt fühlte, wie ihm eine schreckliche, kalte, krallenbewehrte Pfote den Magen zusammendrückte.
    »Sechs Tage«, wiederholte Rittersporn nachdenklich. »Von hier nach Vengerberg und zurück nach Riva   … Zusammen macht das an die zweihundertfünfzig Meilen   … Das ist unmöglich, Geralt. Freilich, auf dieser Teufelsstute, mit der das Mädchen die Geschwindigkeit eines Kuriers erreicht, dreimal schneller als wir, kann man so eine Entfernung theoretisch, sehr theoretisch in sechs Tagen zurücklegen. Aber sogar diese Teufelsstute muss sich ausruhen. Und diese geheimnisvolle Angelegenheit, die Ciri zu erledigen hat, wird ja auch noch einige Zeit in Anspruch nehmen. Also ist es unmöglich   …«
    Der Hexer presste die Lippen zusammen. »Für Ciri gibt es nichts Unmögliches.«
    »Wieso denn   …«
    »Das ist nicht mehr das Mädchen, das du gekannt hast«, unterbrach er ihn scharf. »Nicht mehr.«
    Rittersporn schwieg lange.
    »Ich habe ein sonderbares Gefühl   …«
    »Sei still. Sag nichts. Ich bitte dich sehr.«
     
    Der Mai ging zu Ende. Es ging auf Neumond zu, die Mondsichel war schon ganz schmal. Sie ritten zu den Bergen, die am Horizont zu sehen waren.
     
    Es war eine typische Nachkriegslandschaft. Inmitten der Felder waren mir nichts, dir nichts Gräber und Grabhügel emporgewachsen, inmitten des üppigen Frühlingsgrases bleichten Schädel und Gerippe. An den Straßenbäumen hingen Erhängte, am Wege saßen arme Leute und warteten auf den Hungertod. Im Walde saßen Wölfe und warteten, dass die armen Leute schwächer würden.
    Kein Gras wuchs auf den schwarzen Flächen, dort, wo Brände gewütet hatten.
    Die Dörfer und Siedlungen, von denen nur rußige Schornsteine übriggeblieben waren, wurden wieder aufgebaut, erfüllt vom Klang der Hämmer und Zischen der Sägen. Unweit der Ruinen durchlöcherten Frauen die verbrannte Erde mit Hacken. Einige zogen stolpernd Eggen und Pflüge, und die Sielen schnitten in ihre abgemagerten Schultern. In den frischen Furchen machten die Kinder Jagd auf Engerlinge und Regenwürmer.
    »Ich habe das undeutliche Gefühl«, sagte Rittersporn, »dass irgendetwas hier nicht so ist, wie es sein sollte. Irgendetwas fehlt   … Hast du nicht auch diesen Eindruck, Geralt?«
    »Hä?«
    »Etwas ist hier nicht normal.«
    »Nichts ist hier normal, Rittersporn. Nichts.«
     
    In der Nacht, die warm, schwarz und windstill war, erhellt von fernen Blitzen und beunruhigt vom Murmeln des Donners, sahen Geralt und Rittersporn von ihrem Lager aus, wie am Westhorizontroter Feuerschein erblühte. Es war nicht weit – der aufkommende Wind trug Rauchschwaden heran. Er brachte auch Fetzen von Geräuschen. Sie hörten, ob sie es wollten oder nicht, die Schreie von Ermordeten, das Heulen von Frauen, das übermütige und triumphierende Gebrüll der Bande.
    Rittersporn sagte nichts, warf aber immerzu ängstliche Blicke zu dem Hexer.
    Doch der Hexer zuckte mit keiner Wimper, er wandte nicht einmal den Kopf weg. Und sein Gesicht war wie von Erz.
    Am Morgen brachen sie wieder auf. Die Rauchfahne, die über dem Wald aufstieg, würdigten sie keines Blickes.
    Und später trafen sie auf die Kolonne

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