Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Dame vom See - Sapkowski, A: Dame vom See

Die Dame vom See - Sapkowski, A: Dame vom See

Titel: Die Dame vom See - Sapkowski, A: Dame vom See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrzej Sapkowski
Vom Netzwerk:
Einschränkung der persönlichen Freiheit vonnöten sein.«
    »Ich stimme dafür«, sagte Francesca Findabair und zupfte die Spitze am Dekolleté zurecht. »Es gibt dafür viele Gründe, ich brauche sie nicht mitzuteilen und werde es nicht tun.«
    »Ich stimme dafür«, sagte Ida Emean aep Sivney ebenso lakonisch. »Denn so gebietet es mein Herz.«
    »Ich aber bin dagegen«, erklärte Assire var Anahid trocken. »Mich leiten keine Sympathien, Antipathien oder prinzipiellen Erwägungen. Ich fürchte um Ciris Leben. Unter dem Schutz der Loge ist sie sicher; auf den nach Riva führenden Landstraßen wird sie ein leichtes Ziel sein. Und ich fürchte, dass es Leute gibt, die, nachdem sie ihr schon Namen und Identität genommen haben, glauben, das genüge nicht.«
    »Uns bleibt«, sagte Sabrina Glevissig ziemlich bissig, »den Standpunkt von Frau Fringilla Vigo zu erfahren. Obwohl er offensichtlich sein sollte. Denn ich erlaube mir, sämtlichen Damen das Schloss Rhys-Rhun in Erinnerung zu rufen.«
    Fringilla Vigo hob stolz den Kopf. »Mit bestem Dank für die Erinnerung stimme ich für Ciri. Um die Achtung und die Sympathie zu beweisen, die ich für dieses Mädchen empfinde. Aber vor allem tue ich es für Geralt von Riva, den Hexer, ohne den dieses Mädchen heute nicht hier wäre. Der, um Ciri zu retten, bis ans Ende der Welt gegangen ist, gegen alles gekämpft hat, was sich ihm in den Weg stellte, sogar gegen sich selbst. Es wäre niederträchtig, ihm jetzt das Treffen mit ihr zu verweigern.«
    »Es gab hier aber zu wenig Niedertracht«, sagte Sabrina zynisch, »und zu viel naive Sentimentalität, dieselbe Sentimentalität, die wir diesem Fräulein auszutreiben gedenken. Ha, sogar vom Herzen war die Rede. Und das Ergebnis ist, dass die Waagschalen im Gleichgewicht sind. Am toten Punkt. Wir haben nichts entschieden. Wir werden noch einmal abstimmen müssen. Ich schlage vor, geheim.«
    »Und wozu?«
    Alle blickten zu der hin, die das Wort ergriffen hatte. Zu Yennefer.
    »Ich bin noch immer Mitglied dieser Loge«, sagte Yennefer. »Niemand hat mir die Mitgliedschaft aberkannt. Niemand ist an meiner Stelle aufgenommen worden. Formal habe ich das Stimmrecht. Es ist wohl klar, wofür ich stimme. Also überwiegen die Ja-Stimmen, und die Sache ist geklärt.«
    »Deine Dreistigkeit«, sagte Sabrina, während sie die mit Onyxringen geschmückten Finger verschränkte, »streift die Grenzen des guten Geschmacks, Yennefer.«
    »An Eurer Stelle würde ich demütig schweigen«, fügte Sheala de Tancarville ernst hinzu. »Und an die Abstimmung denken, deren Gegenstand Ihr in Kürze selbst sein werdet.«
    »Ich habe Ciri unterstützt«, sagte Francesca, »aber dich, Yennefer, muss ich zur Ordnung rufen. Du bist aus der Loge ausgetreten, indem du aus ihr geflohen bist und die Mitarbeit verweigert hast. Du hast keinerlei Rechte. Stattdessen hast du Verpflichtungen, Schulden, die du abtragen musst, du hast ein Urteil zu hören. Sonst wärst du nicht über die Schwelle von Montecalvo gelassen worden.«
    Yennefer hielt Ciri zurück, die drauf und dran war, aufzustehen und zu schreien. Ciri ließ sich ohne Widerstand und schweigend in den Sessel mit den Armlehnen zurücksinken, die zu Sphingen geschnitzt waren. Sie sah, wie Frau Eule aus ihrem Sessel aufstand, plötzlich über dem Tisch aufragte. Philippa Eilhart.
    »Yennefer«, erklärte sie laut, »hat kein Stimmrecht, das ist klar. Aber ich habe es. Ich habe mir die Meinungen der hier anwesenden Damen angehört; vielleicht kann ich, scheint mir, endlich selbst meine Stimme abgeben?«
    Sabrina runzelte die Brauen. »Was willst du damit sagen, Philippa?«
    Philippa Eilhart schaute über den Tisch. Sie traf auf Ciris Augen und blickte hinein.
     
    Der Grund des Bassins ist von vielfarbigem Mosaik, die kleinen Plättchen ändern sich und scheinen sich zu bewegen. Das ganze Wasser zittert, flirrt in Licht und Schatten. Unter den tellergroßen Seerosenblättern, zwischen den grünen Wasserpflanzen huschen Karauschen und Orfen hin und her. Im Wasser spiegeln sich die großen dunklen Augen des Mädchens, ihre langen Haare reichen bis zur Oberfläche, schwimmen darauf.
    Das Mädchen hat alles auf der Welt vergessen, fährt mit den kleinen Händen zwischen den Stängeln der Mummeln, weit über den Rand des Springbrunnens gebeugt. Sie will endlich eins von diesen goldenen und roten Fischlein berühren. Die Fischlein kommen zu den kleinen Händen des Mädchens geschwommen, umkreisen sie neugierig, aber

Weitere Kostenlose Bücher