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Die Dame vom See - Sapkowski, A: Dame vom See

Die Dame vom See - Sapkowski, A: Dame vom See

Titel: Die Dame vom See - Sapkowski, A: Dame vom See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrzej Sapkowski
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Philippa schnaubte und spielte mit der Kamee.
    »Bitte ohne so viel Bescheidenheit, Fräulein Vigo. Wir sind hier unter uns. Unter uns Frauen, die wissen, wozu, außer zum Vergnügen, Sex dient. Wir alle benutzen dieses Mittel, wenn nötig. Bitte fahrt fort.«
    »Auch wenn er tagsüber den Anschein von Verschlossenheit, Geduld und Stolz wahrte«, fuhr Fringilla fort, »war er doch nachts ganz in meiner Gewalt. Er erzählte mir alles. Er huldigte meiner Weiblichkeit, und für sein Alter außerordentlich tüchtig, muss ich gestehen. Und dann schlief er ein. In meinen Armen, seine Lippen an meiner Brust. Auf der Suche nach einem Ersatz für die Mutterliebe, die er niemals erfahren hat.«
    Diesmal, dessen war sie sich sicher, war es kein Widerschein der Kerzenflammen. Gut, bitte sehr, beneidet mich, dachte sie. Beneidet mich. Ihr habt allen Grund dazu.
    »Er war«, wiederholte sie, »ganz in meiner Gewalt.«
     
    »Komm wieder ins Bett, Geralt. Es ist ja noch nicht einmal richtig hell, zum Teufel!«
    »Ich bin verabredet. Ich muss nach Pomerol reiten.«
    »Ich will nicht, dass du nach Pomerol reitest.«
    »Ich habe mich verabredet. Habe mein Wort gegeben. Der Verwalter des Weinguts wird mich am Tor erwarten.«
    »Deine Jagd auf Ungeheuer ist dumm und sinnlos. Was willst du beweisen, indem du wieder ein Scheusal aus den Grotten umbringst? Deine Männlichkeit? Ich weiß bessere Möglichkeiten. Los, komm wieder ins Bett. Du reitest nicht nach irgendeinem Pomerol. Jedenfalls nicht so bald. Der Verwalter kann warten, was ist das letzten Endes schon, so ein Verwalter? Ich will mit dir Liebe machen.«
    »Verzeih. Ich habe dafür keine Zeit. Ich habe mein Wort gegeben.«
    »Ich will mit dir Liebe machen!«
    »Wenn du mir beim Frühstück Gesellschaft leisten willst, fang an, dich anzuziehen.«
    »Du liebst mich wohl nicht, Geralt. Liebst du mich nicht mehr? Antworte!«
    »Zieh dieses perlgraue Kleid an, das mit dem Nerzbesatz. Das steht dir sehr gut.«
     
    »Er stand völlig in meinem Bann, erfüllte mir jeden Wunsch«, wiederholte Fringilla. »Er tat alles, was ich von ihm verlangte. So war es.«
    »Wir glauben es ja«, sagte Sheala de Tancarville ausgesprochen trocken. »Bitte weiter.«
    Fringilla hustete in die Faust. »Das Problem«, fuhr sie fort, »waren seine Begleiter. Diese sonderbare Bande, die er seine Mannschaft nannte. Cahir Mawr Dyffryn aep Ceallach, der mich schon einmal gesehen hatte und sich quälte, um sich zu erinnern. Doch er konnte sich nicht erinnern, denn in Darn Dyffra, dem Stammsitz seiner Vorfahren, war ich, als er sechs oder sieben Jahre alt war. Milva, ein scheinbar draufgängerisches und stolzes Mädchen, die ich aber zweimal dabei ertappte, wie sie sich in einer Ecke des Pferdestalls verkrochen hatte und weinte. Angoulême, ein launisches Kind. Und Regis Terzieff-Godefroy. Ein Typ, den ich nicht durchschauen konnte. Die ganze Bande hatte einen Einfluss auf den Hexer, den ich nicht verhindern konnte.«
    Gut, gut, dachte sie, zieht die Brauen nicht so hoch, verzieht die Münder nicht so. Wartet. Das ist noch nicht das Ende der Geschichte. Ihr werdet noch von meinem Triumph hören.
    »Jeden Morgen«, fuhr sie fort, »traf sich diese ganze Gesellschaft in der Küche, die sich im Souterrain des Palasts Beauclair befand. Der Küchenmeister mochte sie, wer weiß, warum. Immer hatte er etwas für sie in petto, so reichlich und so schmackhaft, dass das Frühstück für gewöhnlich zwei, mitunter sogar drei Stunden dauerte. Viele Male habe ich zusammen mit ihnen gegessen, zusammen mit Geralt. Daher weiß ich, was für absurde Gespräche sie zu führen pflegten.«
     
    In der Küche, vorsichtig mit den Krallenfüßen auftretend, liefen zwei Hühner umher, das eine schwarz, das andere bunt. Sie blinzelten zu der frühstückenden Gesellschaft hoch und pickten Krümel vom Boden auf.
    Die Gesellschaft hatte sich wie jeden Morgen in der Palastküche versammelt. Der Küchenmeister mochte sie, wer weiß, warum; er hatte immer etwas Schmackhaftes für sie. Heute waren es Rührei, Mehlsuppe, gedünstete Auberginen, Kaninchenpastete, Spickgans und Weißwurst mit roten Rüben, dazu ein tüchtiger Ring Ziegenkäse. Alle aßen zügig und fein still. Außer Angoulême, die die Zunge wetzte.
    »Und ich sag euch, lasst uns hier ein Bordell aufmachen. Wenn wir erledigt haben, was wir erledigen müssen, kommen wir zurück und gründen ein Freudenhaus. Ich habe mich in der Stadt umgesehen. Da gibt es alles. Allein Barbiere habe

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