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Die Dame vom See - Sapkowski, A: Dame vom See

Die Dame vom See - Sapkowski, A: Dame vom See

Titel: Die Dame vom See - Sapkowski, A: Dame vom See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrzej Sapkowski
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ich neun gezählt, und Apotheken acht. Aber Hurenhaus haben sie bloß eins, und das ist mickrig, ein Scheiß, sag ich, und kein Hurenhaus. Keine Konkurrenz. Wir machen einen Luxuspuff auf. Kaufen ein mehrstöckiges Haus mit Garten   …«
    »Angoulême, hab Erbarmen.«
    »…   ausschließlich für die werte Kundschaft. Ich werde die Puffmutter. Ich sag euch, wir machen das große Geld und werden leben wie die großen Herrschaften. Am Ende werde ich irgendwann zur Ratsherrin gewählt, und dann lasse ich euch bestimmt nicht untergehen, denn wenn sie mich wählen, dann wählen sie euch, und ehe ihr’s euch verseht   …«
    »Angoulême, bitte. Da, iss ein bisschen Brot mit Pastete.«
    Einen Moment lang war es still.
    »Worauf machst du heute Jagd, Geralt? Schwere Arbeit?«
    »Die Augenzeugen« – der Hexer blickte vom Teller auf – »lie fern widersprüchliche Beschreibungen. Je nachdem ist es ein Spitzling, also ziemlich schwere Arbeit, oder ein Delichon, also mittelschwere, oder ein Dudel, also mittelleichte. Womöglich ist die Arbeit sogar zu leicht, denn zum letzten Mal ist das Ungeheuervoriges Jahr zu Lammes gesehen worden. Es kann sich aus Pomerol über alle Berge davongemacht haben.«
    »Was ich ihm wünsche«, sagte Fringilla, während sie einen Gänseknochen abnagte.
    »Was ist«, sagte der Hexer plötzlich, »mit Rittersporn? Ich habe ihn so lange nicht gesehen, dass ich alles Wissen aus den Spottliedern schöpfe, die sie in der Stadt singen.«
    »Uns geht es nicht besser.« Regis lächelte mit geschlossenem Mund. »Wir wissen nur, dass unser Dichter mit der Frau Fürstin Anarietta schon auf so vertrautem Fuße steht, dass er sich ihr gegenüber, sogar unter Zeugen, ein ziemlich familiäres
Cognomen
erlaubt. Er nennt sie Wieselchen.«
    »Und recht hat er!«, sagte Angoulême mit vollem Munde. »Diese Frau Fürstin hat tatsächlich so eine Art Wieselnase. Von den Zähnen ganz zu schweigen.«
    Fringilla kniff die Augen zusammen. »Niemand ist vollkommen.«
    »Fürwahr.«
    Die Hühner, das schwarze und das bunte, wurden so dreist, dass sie in Milvas Stiefel zu picken begannen. Die Bogenschützin verscheuchte sie mit einem kräftigen Fußtritt, fluchte.
    Geralt beobachtete sie schon seit langem. Jetzt entschloss er sich. »Maria«, sagte er ernst, geradezu streng. »Ich weiß, dass unsere Gespräche nicht besonders ernsthaft und die Späße nicht eben auserlesen sind. Aber du brauchst uns keine derart saure Miene zu zeigen. Was ist passiert?«
    »Klar ist was passiert«, sagte Angoulême. Geralt brachte sie mit einem scharfen Blick zum Schweigen. Zu spät.
    »Was wisst denn ihr, he?« Milva stand abrupt auf, hätte fast den Stuhl umgeworfen. »Hol euch doch der Teufel! Am Arsch könnt ihr mich lecken, allesamt, allesamt, versteht ihr?«
    Sie packte den Becher vom Tisch, trank aus, dann warf sie ihn ohne zu zögern auf den Fußboden. Und lief türenknallend hinaus.
    »Die Sache ist ernst   …«, setzte nach einem Moment Angoulême an, doch diesmal brachte der Vampir sie zum Schweigen.
    »Die Sache ist sehr ernst«, bestätigte er. »Ich hätte allerdings keine derart extreme Reaktion seitens unserer Bogenschützin erwartet. So reagiert man für gewöhnlich, wenn man einen Korb bekommt, nicht, wenn man ihn gibt.«
    »Wovon redet ihr, verdammt?«, fragte Geralt entnervt. »He? Will mir vielleicht jemand verraten, worum es hier geht?«
    »Um Baron Amadis de Trastamara.«
    »Den pockennarbigen Jäger?«
    »Ebenden. Er hat Milva einen Antrag gemacht. Vor drei Tagen auf der Jagd. Er lädt sie seit einem Monat immer wieder zur Jagd ein   …«
    »Eine Jagd« – Angoulême ließ dreist die Zähnchen blitzen – »dauerte zwei Tage. Mit Übernachtung in einem Jagdschlösschen, versteht ihr? Ich lege meine Hand   …«
    »Sei still, Mädchen. Sprich, Regis.«
    »Er hat sie förmlich und feierlich um ihre Hand gebeten. Milva hat abgelehnt, anscheinend in ziemlich scharfer Form. Der Baron, so vernünftig er wirkte, nahm sich die Zurückweisung zu Herzen wie ein Jüngling, war beleidigt und verließ sofort Beauclair. Milva aber läuft seitdem umher wie vergiftet.«
    »Wir sitzen zu lange hier«, murmelte der Hexer. »Zu lange.«
    »Und wer sagt das?«, meldete sich der bisher schweigsame Cahir zu Wort. »Wer sagt das?«
    »Entschuldigt.« Der Hexer stand auf. »Lasst uns darüber reden, wenn ich zurückkomme. Der Verwalter des Weinguts Pomerol erwartet mich. Und Pünktlichkeit ist die Höflichkeit der

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