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Die Dame vom See - Sapkowski, A: Dame vom See

Die Dame vom See - Sapkowski, A: Dame vom See

Titel: Die Dame vom See - Sapkowski, A: Dame vom See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrzej Sapkowski
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abgeschliffene Frau kräftig mit den Armen, drehte kräftig. Es knirschte, die ganze Nische drehte sich auf einem stählernen Lager und gab eine Wendeltreppe frei.
    Vom oberen Ende der Treppe drang wieder die Stimme herab. Geralt überlegte nicht lange.
    Oben fand er eine Tür, die sich ohne Widerstand öffnete, nicht einmal quietschte. Hinter der Tür befand sich ein kleiner Raum mit gewölbter Decke. Aus den Wänden ragten vier riesige Messingrohre, die sich an den Enden erweiterten wie Trompeten. In der Mitte, zwischen den Öffnungen der Rohre, stand ein Sessel, und in dem Sessel saß ein Skelett. Auf dem Schädel, bis zu den Zähnen herabgerutscht, trug es die Reste eines Baretts, am Körper Fetzen einer einstmals reichen Kleidung, am Hals eine Goldkette und an den Füßen Korduanstiefel mit hochgebogenen Spitzen, stark von Ratten zerfressen.
    Aus einer der Röhren ertönte ein Niesen, so laut und unerwartet, dass der Hexer geradezu hochsprang. Dann schnäuzte sich jemand, und das von dem Messingrohr verstärkte Geräusch war geradezu höllisch.
    »Gesundheit«, erklang es aus der Röhre. »Ihr niest ja vielleicht, Skellen.«
    Geralt stieß das Gerippe vom Sessel, wobei er nicht vergaß, ihm die Goldkette abzunehmen und sie in die Tasche zu stecken. Dann setzte er sich selbst auf den Abhörplatz. An der Öffnung des Rohres.
     
    Einer von den Belauschten hatte eine Bassstimme, tief und dröhnend. Wenn er sprach, vibrierte die Messingröhre geradezu.
    »Ihr niest ja vielleicht, Skellen. Wo habt Ihr Euch derart erkältet? Und wann?«
    »Nicht der Rede wert«, erwiderte der Verschnupfte. »Eine verdammte Krankheit, hat mich erwischt und hält sich, bald geht sie zurück, bald kehrt sie wieder. Nicht einmal Magie hilft.«
    »Vielleicht solltet Ihr den Magier wechseln?«, ließ sich die nächste Stimme vernehmen, knarrend wie ein verrostetes Scharnier. »Dieser Vilgefortz kann bisher auf keine besonders großen Erfolge verweisen, also wirklich. Ich denke   …«
    »Lassen wir das«, warf jemand ein, der auf charakteristische Weise die Silben dehnte. »Nicht deswegen haben wir diese Zusammenkunft hier in Toussaint organisiert. Am Arsch der Welt.«
    »Dieser Arsch der Welt«, sagte der Verschnupfte, »ist das einzige mir bekannte Land, das keinen eigenen Sicherheitsdienst hat. Der einzige Winkel des Kaiserreichs, der nicht mit Agenten von Vattier de Rideaux gespickt ist. Dieses ewig vergnügte und angeheiterte Fürstentum halten alle für einen Operettenstaat, und niemand nimmt es ernst.«
    »Solche Ländchen«, sagte der, der die Silben dehnte, »waren schon immer ein Paradies für Spione und ihr bevorzugter Treffpunkt. Darum haben sie auch Spionageabwehrdienste und Spitzel angezogen, allerlei berufsmäßige Horcher und Gucker.«
    »Das mag früher so gewesen sein. Aber nicht unter der Weiberherrschaft, die in Toussaint schon fast hundert Jahre dauert. Ich wiederhole, hier sind wir in Sicherheit. Hier wird uns niemand aufspüren oder belauschen. Wir können uns als Kaufleute ausgeben und in aller Ruhe die Fragen besprechen, die gerade für euer fürstliche Gnaden von vitalem Interesse sind. Für eure privaten Vermögen und Latifundien.«
    »Ich verabscheue Privatinteressen, also wirklich!«, ereifertesich der mit der knarrenden Stimme. »Wir sind nicht aus privaten Gründen hier! Es geht mir einzig und allein um das Wohl des Kaiserreichs. Und das Wohl das Reichs, meine Herren, liegt in einer starken Dynastie! Daher wäre es schädlich und ein großes Übel für das Reich, wenn irgendeine Promenadenmischung, ein verdorbener Spross von schlechtem Blute den Thron besteigt, ein Nachkomme der physisch kranken und moralisch minderwertigen Könige. Nein, meine Herren! Dem werde ich, ein de Wette aus dem Geschlecht der de Wettes, nicht tatenlos zuschauen! Zudem meine Tochter beinahe schon die Zusage hatte   …«
    »Deine Tochter, de Wette?«, brüllte der mit der dröhnenden Bassstimme los. »Und was soll ich sagen? Ich, der ich Emhyr seinerzeit unterstützt habe, im Kampf gegen diesen Usurpator? Es war doch meine Residenz, aus der die Kadetten zum Sturm auf den Palast ausgezogen sind! Und was war vorher? Bei mir hat er doch Zuflucht gefunden! Damals hat der kleine Schwindler meine Eilan gnädig angeschaut, ihr zugelächelt, Komplimente gemacht und ihr hinter dem Vorhang, ich weiß das, die Titten gedrückt. Und jetzt was – eine andere Kaiserin! Solch ein Affront? Solch ein Schimpf? Ein Kaiser des Ewigen Imperiums, der

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