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Die Dame vom See - Sapkowski, A: Dame vom See

Die Dame vom See - Sapkowski, A: Dame vom See

Titel: Die Dame vom See - Sapkowski, A: Dame vom See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrzej Sapkowski
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den Töchtern der alten Geschlechter eine Dahergelaufene aus Cintra vorzieht! Was? Er sitzt von meinen Gnaden auf dem Thron und wagt es, meine Eilan zu missachten? Nein, das werde ich nicht dulden!«
    »Ich ebensowenig!«, schrie eine weitere Stimme, hoch und exaltiert. »Auch mich hat er missachtet! Für diese cintrische Dahergelaufene hat er meine Frau verlassen!«
    »Durch einen glücklichen Zufall«, sagte der, der die Silben langzog, »ist die Dahergelaufene ins Jenseits befördert worden. Wie aus dem Bericht von Herrn Skellen folgt.«
    »Ich habe mir diesen Bericht aufmerksam angehört«, sagte der Knarrende, »und bin zu dem Schluss gelangt, dass daraus weiter nichts folgt, als dass die Dahergelaufene verschwundenist. Wenn sie aber verschwunden ist, kann sie auch wieder auftauchen. Seit vorigem Jahr ist sie mehrere Male verschwunden und aufgetaucht! In der Tat, Herr Skellen, Ihr habt uns sehr enttäuscht, also wirklich. Ihr und dieser Euer Zauberer, Vilgefortz!«
    »Dafür ist jetzt nicht der rechte Moment, Joachim! Jetzt ist nicht die Zeit, einander zu beschuldigen und anzuklagen, Keile zwischen uns zu treiben! Wir müssen stark und einig sein. Und entschlossen. Darum ist es unwichtig, ob die Cintrierin lebt oder nicht. Ein Kaiser, der einmal ungestraft die alten Geschlechter beleidigt hat, wird das auch in Zukunft tun! Die Cintrierin ist weg? Dann kann er in ein paar Monaten eine Kaiserin aus Serrikanien oder aus Sangwebar präsentieren! Nein, bei der Großen Sonne, das werden wir nicht zulassen!«
    »Wir lassen es nicht zu, also wirklich! Recht hast du, Ardal! Das Geschlecht der Emreis hat die Erwartungen enttäuscht, jeder Augenblick, den Emhyr auf dem Thron sitzt, schadet dem Kaiserreich, also wirklich. Und es gibt jemanden, den man auf den Thron setzen könnte. Der junge Voorhis   …«
    Es ertönte ein lautes Niesen, darauf ein trompetendes Schnauben.
    »Konstitutionelle Monarchie«, sagte der Verschnupfte. »Es ist höchste Zeit für eine konstitutionelle Monarchie, für eine fortschrittliche Ordnung. Und dann Demokratie   … Volksherrschaft   …«
    »Kaiser Voorhis«, wiederholte mit Nachdruck die tiefe Stimme. »Kaiser Voorhis, Stefan Skellen. Der mit meiner Eilan oder mit einer der Töchter Joachims verheiratet wird. Und ich werde dann Großkanzler der Krone sein, de Wette Feldmarschall. Und Ihr, Stefan, Graf und Außenminister. Wenn Ihr nicht gerade als Parteigänger irgendeines Pöbels auf Titel und Amt verzichtet. Was?«
    »Lassen wir die historischen Entwicklungen beiseite«, erklärte die verschnupfte Stimme begütigend. »Die hält sowieso nichtsauf. Wenn ich jedoch vorerst, Euer Durchlaucht Großkanzler aep Dahy, Einwände gegen die Person von Prinz Voorhis habe, so hauptsächlich, weil er ein Mensch von eisernem Charakter ist, stolz und unbeugsam, der sich schwer beeinflussen lässt.«
    »Wenn ich etwas bemerken darf«, meldete sich der zu Wort, der die Silben langzog. »Prinz Voorhis hat einen Sohn, den kleinen Morvran. Der ist ein weitaus besserer Kandidat. Erstens hat er stärkere Rechte auf den Thron, sowohl auf der Schwert- als auch auf der Kunkelseite. Zweitens ist das ein Kind, an dessen Stelle ein Regentschaftsrat herrschen wird. Also wir.«
    »Unsinn! Wir werden auch mit dem Vater fertig! Wir finden Mittel und Wege!«
    »Wir schieben ihm«, schlug der Exaltierte vor, »meine Frau unter!«
    »Seid still, Graf Broinne. Das ist jetzt nicht an der Reihe. Meine Herren, wir sollten über etwas anderes beraten, also wirklich. Ich möchte nämlich darauf hinweisen, dass Emhyr var Emreis noch herrscht.«
    »Freilich«, stimmte der Verschnupfte zu und trompetete in sein Taschentuch. »Er herrscht und lebt, ist auf der Höhe, sowohl körperlich als auch geistig. Vor allem Letzteres ist nicht zu bestreiten, nachdem er sich Eurer beider Durchlauchten vom Halse geschafft hat – mitsamt den Truppen, die Euch treu sein könnten. Wie wollt Ihr dann einen Umsturz bewerkstelligen, gnädiger Herr Fürst Ardal, wenn Ihr jeden Moment an der Spitze der Heeresgruppe ›Ost‹ in den Kampf ziehen müsst? Und Fürst Joachim wird wohl auch bei seinen Truppen sein müssen, bei der Besonderen Operativgruppe ›Verden‹.«
    »Spar dir die Spitzen, Stefan Skellen. Und zieh kein Gesicht, das dich nur in deiner Einbildung deinem neuen Prinzipal ähnlich macht, dem Zauberer Vilgefortz. Und du sollst auch wissen, Uhu, dass, wenn Emhyr wirklich Verdacht geschöpft hat, dann gerade euretwegen, wegen dir und

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