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Die Dame vom See - Sapkowski, A: Dame vom See

Die Dame vom See - Sapkowski, A: Dame vom See

Titel: Die Dame vom See - Sapkowski, A: Dame vom See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrzej Sapkowski
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ich nicht früher auf dich gestoßen bin.«
    »Sie an, sieh an.« In der Stimme des regsamen Geschöpfs klang Spott. »Im Dunkeln, und doch erkannt. Und erkennst du den? Und den? Und den?«
    Aus der Finsternis tauchten lautlos wie Geister die nächsten drei Geschöpfe auf. Einer, der sich hinter dem Rücken des Korrs verborgen hatte, war nach Gestalt und allgemeinem Aussehen ebenfalls ein Humanoid, aber gedrungener, buckliger und affenähnlicher. Geralt wusste, dass es ein Killmouli war.
    Die beiden nächsten Ungeheuer verbargen sich, wie er richtig vermutet hatte, vor der Brücke, bereit, ihm den Rückweg abzuschneiden, wenn er auf die Brücke gegangen wäre. Das erste, zur Linken, klappte mit den Klauen wie eine riesige Spinne, es stand am Fleck und bewegte dabei seine zahlreichen Beine. Es war ein Spritzling. Das letzte Geschöpf, das ungefähr an einen Kandelaber erinnerte, schien geradewegs aus der geborstenen Schieferwand herausgesprungen zu sein. Geralt wusste nicht zu sagen, was das war. In keinem Hexerbuch kam solch ein Monstrum vor.
    »Ich will keinen Streit«, sagte er und setzte ein wenig Hoffnung in die Tatsache, dass die Geschöpfe mit einem Gespräch begonnen hatten, anstatt ihm einfach im Dunklen an die Gurgel zu springen. »Ich will keinen Streit mit euch. Aber wenn es dazu kommt, werde ich mich verteidigen.«
    »Das haben wir einkalkuliert«, erklärte der Korr zischend. »Darum sind wir zu viert. Darum haben wir dich hierher gelockt. Du hast uns das Leben vergiftet, verdammter Hexer. Die schönsten Löcher in diesem Teil der Welt, wunderbare Stellen zum Überwintern, wir überwintern hier fast seit Anbeginn der Zeiten. Und jetzt bist du hier aufgekreuzt, um Jagd auf uns zu machen, du Nichtsnutz. Um uns für Geld zu verfolgen, aufzuspüren, zu töten. Damit ist jetzt Schluss. Und mit dir auch.«
    »Höre, Korr   …«
    »Höflicher«, knurrte das Geschöpf. »Ich dulde keine Frechheiten.«
    »Wie also soll ich dich   …?«
    »Herr Schweitzer.«
    »Also, Herr Schweitzer«, fuhr Geralt fort, scheinbar folgsam,»die Sache verhält sich so. Ich bin, ich verhehle es nicht, hierher als Hexer gekommen, mit einem Hexerauftrag. Ich schlage vor, die Sache auf sich beruhen zu lassen. In diesen Räumen ist jedoch etwas geschehen, was die Lage diametral verändert hat. Ich habe etwas für mich ungewöhnlich Wichtiges erfahren. Etwas, was mein ganzes Leben verändern kann.«
    »Und was soll daraus folgen?«
    »Ich muss« – Geralt war ein Muster an Ruhe und Geduld – »sofort an die Oberfläche, sofort, ohne die geringste Verzögerung, zu einer weiten Reise aufbrechen. Eine Reise, von der es vielleicht keine Wiederkehr gibt. Ich glaube nicht, dass ich jemals in diese Gegend zurückkehren werde   …«
    »Auf die Weise willst du dir dein Leben erkaufen, Hexer?«, zischte Herr Schweitzer. »Nichts da. Du bittest vergebens. Wir haben dich in der Klemme und werden dich nicht herauslassen. Wir werden dich töten und dabei nicht nur an uns selbst denken, sondern auch an unsere anderen Genossen. Wir töten dich, wenn ich so sagen darf, für unsere und eure Freiheit.«
    »Ich werde nicht nur niemals in diese Gegend zurückkehren«, fuhr Geralt geduldig fort, »sondern überhaupt meine Tätigkeit als Hexer aufgeben. Ich werde nie wieder irgendeinen von euch töten   …«
    »Du lügst! Du lügst vor Angst!«
    »Aber« – Geralt ließ sich auch diesmal nicht unterbrechen – »ich muss, wie gesagt, schleunigst nach draußen. Ihr habt also zwei Möglichkeiten zur Wahl. Die erste: Ihr glaubt an meine Aufrichtigkeit, und ich gehe hier hinaus. Die zweite: Ich gehe über eure Leichen hinaus.«
    »Die dritte«, knurrte der Korr, »du wirst selber eine Leiche.«
    Der Hexer zog mit einem Zischen das Schwert aus der Scheide auf dem Rücken.
    »Nicht die einzige«, sagte er unbewegt. »Gewiss nicht die einzige, Herr Schweitzer.«
    Der Korr schwieg eine Zeitlang. Der Killmouli, der sich hinterseinem Rücken hielt, wiegte sich hin und her und knurrte ein wenig. Der Spritzling krümmte und streckte die Beine. Der Kandelaber hatte die Gestalt geändert. Jetzt sah er wie ein krummer kleiner Tannenbaum mit zwei großen phosphoreszierenden Augen aus.
    »Gib«, sagte schließlich der Korr, »einen Beweis deiner Aufrichtigkeit und deines guten Willens.«
    »Was für einen?«
    »Dein Schwert. Du behauptest, dass du aufhören wirst, ein Hexer zu sein. Einen Hexer macht sein Schwert aus. Wirf es in den Abgrund. Oder zerbrich es. Dann

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