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Die Darwin-Kinder

Die Darwin-Kinder

Titel: Die Darwin-Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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stimmt’s?«
    Dicken konnte ihm in diesem Punkt nicht widersprechen.
    »Ich habe mir das ganze Geschwätz der Medien über die Virus-Kinder angehört und es schert mich, ehrlich gesagt, einen Dreck, ob sie aus einer Krankheit oder aus der Evolution hervorgegangen sind. Soweit ich weiß, ist die Evolution eine Krankheit.
    Was ich in Erfahrung bringen möchte, ist, auf welche Weise Viren so rekombinieren können, dass sie für uns tödlich sind.
    Wenn wir herausfinden, auf welche Weise das funktioniert, haben wir – und das ist keineswegs zufällig – gleichzeitig eine recht bedeutende Waffe gefunden, die sich sowohl in der Landesverteidigung als auch für Offensiven einsetzen lässt.
    Dies ist das Zeitalter der Gene und Mikroben. Und all die subtilen Perversionen, die wir uns in diesem Zusammenhang vorstellen können, werden auch unseren Feinden nicht verborgen bleiben. Was einen recht plausiblen Grund dafür liefert, dieses Zentrum in Sandia auch weiterhin zu finanzieren und mit Vollkrampf weiter zu betreiben – zum Nutzen von uns allen.«
    »Amen«, sagte Turner.
    Ich hab Vollkrampf statt Volldampf verstanden, dachte Dicken und blickte sich im Zimmer um. Hat das außer mir noch jemand gehört? Mit Vollkrampf voraus.
    »Dr. Presky, sollen wir Dr. Dicken jetzt unseren Zoo zeigen?«, fragte Jurie.

    7
    In der Nähe von Lubbock, Texas

    Mitch hatte alles, was zählte, verloren, aber wenigstens hatte er wieder einmal mit Erde, Knochenfragmenten und Spuren uralter Töpfereien zu tun. Er arbeitete wieder auf seinem Gebiet, schleppte wieder einen kleinen Spaten und einen Beutel voller Bürsten mit sich herum. Vom Nullpunkt anzufangen und sich mühsam vorzutasten, gehörte für einen Archäologen zum Arbeitsalltag – und Mitch fing eindeutig wieder am Nullpunkt an, ganz von vorn.
    Er stand in einer sauber angelegten, rechtwinkligen Grube, auf deren terrassenförmigen Vorsprüngen die Fundstücke aufgereiht waren: Bruchstücke von Feuerstein, zerbrochene Gerten, die vielleicht einmal zu einem Weidenkorb gehört hatten, ein grobes Oval aus Tonscherben, das von einem kleinen Topf stammen mochte, und das Objekt, das ihn innerlich schon den ganzen Tag beschäftigt hatte, eine Muschelschale mit Gravuren.
    Die Sonne war bereits vor Stunden untergegangen, er arbeitete beim Licht einer Coleman-Laterne. Unten in der Grube hatten alle Farben längst einen Grau- oder Braunton angenommen.
    Braun war die Farbe, die er am besten kannte. Sein Farbspektrum bestand vor allem aus Beige, Grau, Schwarz und Braun. Der Staub in seiner Nase führte dazu, dass für ihn alles nach ausgetrockneter Erde roch – irgendwie braun und neutral.
    Die Muschel, die in drei Teilen da lag, wies primitive Gravuren auf, die der Kreuzschraffierung eines Vogelflügels ähnelten. Mitchs Intuition sagte ihm, dass eine gewisse Ähnlichkeit zu den Muscheln bestehen konnte, die man am Craig-Damm in Spiro, Oklahoma entdeckt hatte. Falls das zutraf, würde das vielleicht so viel öffentliche Aufmerksamkeit erregen, dass sie ihre Vertragspartner dazu überreden konnten, sie hier noch ein paar Wochen graben zu lassen.
    Am Vorabend hatte der Generator hinten im Lastwagen den Geist aufgegeben. Und jetzt ging auch der Laterne der Saft aus.
    Seufzend schaltete er sie aus, legte Spaten und Beutel an den Rand der Grube und kletterte vorsichtig heraus. Als er sich im Dunkeln den Weg ertastete, musste er seinen unversehrten Arm stark belasten.
    Wie bei fast allen von Universitäten geförderten Ausgrabungen war das Budget minimal und die Ausrüstung kostbar. Normalerweise stammten die Gerätschaften aus zweiter Hand, deshalb waren sie selten zuverlässig. Und selbstverständlich standen sie unter Zeitdruck: In zwei Wochen würden hier Planierraupen alles platt walzen und über Tausende von Quadratmetern Füllmaterial, Fundamente und Betonplatten für ein Siedlungsprojekt verlegen.
    Die zwölf Studentinnen und Studenten, die an der Ausgrabung teilnahmen, hatten sich unter einer Zeltplane versammelt und genossen im Schein der Abenddämmerung, während es langsam abkühlte, ihr Bier. Manche Dinge veränderten sich nie. Von einer zwanzigjährigen Brünetten namens Kylan ließ sich Mitch eine gerade geöffnete Bierdose reichen und nahm ächzend auf einem Campingstuhl Platz, der für ihn reserviert war – einerseits, weil er derjenige mit der größten Erfahrung, andererseits weil er hier der Älteste war.
    Die Studenten nahmen wohl an, dass er ein Minimum an Komfort brauchte, um

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