Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Darwin-Kinder

Die Darwin-Kinder

Titel: Die Darwin-Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
Vom Netzwerk:
beschleunigte, und hoffte, dass es nicht auffiel.
    »Ach so«, sagte er und schaffte es einigermaßen, locker zu wirken. »Es geht um die Virus-Kinder.«
    Flynn biss sich auf die Lippen. »Den Ausdruck mag ich nicht.« Sie griff nach dem kleinen Steuerhebel und fuhr wieder an. »Jurie hat noch nie direkt mit ihnen gearbeitet. Nur mit Proben. Genau wie Turner. Und Presky ist natürlich jemand, der sich nur mit Tieren auskennt, hat überhaupt keine Umgangsformen. Deshalb haben wir an Sie gedacht. Turner hat behauptet, genau deswegen müssten Sie wohl hier sein.
    Nur deshalb hätte Jurie Ihnen diese scheißtheoretische Arbeit aufgehalst – damit Sie jederzeit abkömmlich sind, wenn es so weit ist.«
    »Okay.« Dicken gab sich den Anschein berufsbedingter Skepsis und presste die Lippen aufeinander, damit ihm keine dumme oder verräterische Bemerkung entfuhr.

    »An der Grenze ist irgendetwas schief gegangen, ich weiß nicht, was, da ich nicht zum engsten Kreis der Eingeweihten gehöre. Jurie ist jetzt in Arizona. Turner hat mir aufgetragen, Sie zu holen, noch ehe Jurie zurückkommt.« Ihr flüchtiges Lächeln wirkte recht verzweifelt. »Wenn die Katze aus dem Haus ist…«
    Es handelte sich also um eine interne Verschwörung, allerdings wirkte sie nicht besonders überzeugend. Offenbar erwartete Flynn von ihm einige beruhigende, schlagfertige Worte. Das ganze verdammte Labor funktionierte nur aufgrund dieser übertriebenen Schlagfertigkeit, dieses glatten Umgangstons, der so klang, als stünden sie fortwährend unter Drogen. Es kam ihm so vor, als wollten sie damit eine Erkenntnis überspielen, die ständig an ihnen nagte: die Erkenntnis, dass ihr Treiben irgendwann womöglich die Aufmerksamkeit des Internationalen Gerichtshofes in Den Haag auf sich ziehen würde.
    »Gott segne die Tiere und Kinder«, sagte Dicken. »Gehen wir.«
    Auf der Nordseite der Lagerhäuser thronte auf einem Ausläufer des schwarz geteerten Parkplatzes eine separate Anlage mit einer aufblasbaren Hülle aus silbernem Kunststoff, die wie eine riesige außerirdische Larve anmutete. Eine Zugangsröhre führte von der Anlage ins Lagerhaus 5, das die meisten der Forschungslabore für Primaten beherbergte. Am südlichen Ende dieser ,Wurst’ fielen Dicken zwei Kompressoren und eine komplizierte, gerade erst montierte Sterilisierungsapparatur auf.
    Wie groß diese Anlage war, merkte er erst, als sie fast davor standen. Der ganze Komplex war so weitläufig wie eines der Lagerhäuser und musste mindestens viertausend Quadratmeter umfassen.

    Nachdem sie den Wagen abgestellt hatten, betraten sie durch den Lieferanteneingang das Lagerhaus 5. Drinnen empfing sie Turner in einer kleinen Ambulanz – einer klinischen Ambulanz, die offensichtlich nicht nur auf Primaten, sondern auch auf Menschen vorbereitet war.
    »Bin froh, dass Sie kommen konnten, Christopher«, sagte Turner. »Jurie kümmert sich gerade um einen Zwischenfall an der Landesgrenze. Irgendwelche Oppositionellen haben einen Laborbus blockiert und sich geweigert, ihn nach Arizona hineinzulassen. Offenbar hat die örtliche Polizei ihnen geholfen. Jurie musste in letzter Minute einen anderen Bus anfordern und ihn um die Straßensperren herumleiten.«
    »Das ist nicht weiter überraschend«, bemerkte Flynn. Als Dicken von einem zum anderen sah, fröstelte er innerlich: Der glatte Umgangston war völlig verschwunden. Sie wussten, dass ihre Karrieren auf dem Spiel standen.
    »Die Vorbereitungen waren ja nicht zu übersehen, aber Jurie hat uns erst gestern eingeweiht«, erklärte Turner. Ihre Bemerkungen fügten sich nach und nach so zusammen, dass Dicken sich ein Bild machen konnte.
    »Die Kleine ist sehr unglücklich«, sagte Flynn.
    »Ich bin mir gar nicht sicher, ob wir sie überhaupt hier haben sollten«, ergänzte Turner.
    »Sie ist schwanger«, sagte Flynn.
    »Wurde vergewaltigt, wie man uns erzählt hat. Vom eigenen Pflegevater.«
    »Oh Gott, ich wusste nicht, dass es eine Vergewaltigung war.« Flynn presste die Handknöchel gegen die Wangen. »Sie ist erst vierzehn.«
    »Man hat sie von einer Schule in Arizona hierher gebracht.
    Jurie nennt sie nur unsere Schule. Von dort haben wir die meisten Proben bekommen.«

    »Sie ist schwanger?«, fragte Dicken verblüfft und überlegte gleich darauf, ob er sich damit eine Blöße gegeben hatte.
    »Selbst in der Klinik ist das nicht allgemein bekannt«, erwiderte Turner. »Es wäre mir lieb, wenn Sie das nicht weiter verbreiten.«
    Daraufhin ließ Dicken

Weitere Kostenlose Bücher