Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Darwin-Kinder

Die Darwin-Kinder

Titel: Die Darwin-Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
Vom Netzwerk:
Menschen, die offenbar alle viel Geld hatten. Und die hatten ihre Kinder mitgebracht, damit sie alle zusammen unten im Hallenbad spielen konnten. Sie wusste noch, wie sie dem Gesang gelauscht hatte, aber zu schüchtern gewesen war, um selbst mitzusingen. Daran konnte sie sich noch lebhaft erinnern. An liebliche Melodien, die sich miteinander verflochten, so als sängen sich Feldlerchen das Herz aus dem Leib, wie Mitch gesagt hatte. Und genau das hörte sie jetzt auf dem Tonband.
    Stimmen wie ihre eigene.
    Inzwischen fielen große Regentropfen auf die Straße und hinterließen Tupfenmuster im Staub. Hinter dem Mann mit dem Ziegenbart hoben sich die Bäume und ein Himmelsstreifen eisgrau gegen den übrigen Himmel ab, der sich so verdüstert hatte, dass er fast kohlschwarz wirkte.
    »Es wird nass werden«, bemerkte der Mann. »Es ist nicht gut, kleines Fräulein, wenn du ganz allein hier draußen bleibst.
    Meine Güte, dieser Unterstand könnte sogar Blitze anziehen, wer weiß?« Er zog ein Handy aus der hinteren Tasche. »Soll ich jemanden anrufen? Deine Mama oder deinen Papa?«
    Er roch nicht schlecht. Eigentlich roch er fast gar nicht, außer nach Rumkirschen-Tabak. Sie musste die Menschen einschätzen lernen und dabei notfalls auch Risiken eingehen.
    Nur so würde sie weiterkommen. Also traf sie ihre Entscheidung. »Würden Sie für mich anrufen?«
    »Klar doch«, erwiderte er. »Gib mir einfach ihre Nummer.«

    12
    Leesburg

    Mark Augustine legte die Hand auf die Rückenlehne von Rachel Brownings Stuhl. Bis auf das Summen der Kühlungen an den elektrischen Geräten und einem leisen Klicken war es still im Zimmer.
    Sie beobachteten den dicken Mann in den Khaki-Shorts, den roten Lieferwagen und das schlaksige, unbeholfene Mädchen, das Kaye Lang Rafelsons Tochter war.
    Ein Virus-Kind.
    »Ist das einer Ihrer Rattenfänger?«
    »Ich weiß es nicht«, erwiderte Browning.
    »Ein guter Samariter, vielleicht?« Innerlich war Augustine fuchsteufelswild, wollte Browning aber nicht die Genugtuung geben, mitzuerleben, wie er es offen herausließ. »Er könnte ja auch ein Kinderschänder sein.«
    Zum ersten Mal verriet Browning Unsicherheit.
    »Irgendwelche Vorschläge?«, fragte sie.
    Augustine empfand keine Erleichterung darüber, dass sie ihn um Rat bat. Ein Vorschlag würde ihn nur in ihre Entscheidungskette einbinden – und das war das Letzte, was er wollte. Sollte sie sich doch selbst ihren Strick drehen, sie ganz alleine.
    »Falls die Sache schief läuft, muss ich einige Anrufe tätigen«, erklärte er.
    »Wir sollten noch warten«, entgegnete Browning.
    »Wahrscheinlich ist alles in Ordnung.«

    Kleiner Vogel schwebte etwa zehn Meter über dem roten Lieferwagen, der Bushaltestelle, dem Dickwanst mittleren Alters und dem jungen Mädchen.
    Augustines Hand auf der Rückenlehne spannte sich an.

    13
    Spotsylvania County

    Während sie in den Lieferwagen stiegen, goss es bereits in Strömen und die Luft verdüsterte sich. Zu spät bemerkte Stella, dass sich der Mann gewachste Baumwollpfropfen in die Nase gestopft hatte. Er nahm auf der Vorderbank hinter dem Lenkrad Platz und bot ihr ein Tic-Tac an, aber sie hasste Pfefferminz. Er warf sich zwei in den Mund und gestikulierte mit dem Telefon. »Es meldet sich niemand, ist dein Vater bei der Arbeit?«
    Sie drehte sich von ihm weg.
    »Ich kann dich bei dir zu Hause absetzen, allerdings kenne ich einige Menschen, die dich gern kennen lernen würden, falls du einverstanden bist.«
    Sie hatte gegen alles verstoßen, was ihre Eltern ihr je beigebracht hatten, als sie ihm die Telefonnummer von Zuhause gegeben hatte und in seinen Wagen eingestiegen war.
    Aber irgendetwas hatte sie ja unternehmen müssen – und offenbar war heute ihr Tag. Sie hatte sich noch nie so weit von zu Hause entfernt. Der Regen würde die Gerüche in der Luft völlig verändern. »Wie heißen Sie?«, fragte sie.
    »Fred – Fred Trinket. Ich weiß, dass du sie gern kennen lernen würdest. Sie jedenfalls wollen dich ganz bestimmt gern kennen lernen.«
    »Hören Sie auf, so mit mir zu reden«, sagte Stella.
    »Wie, so?«
    »Ich bin kein Idiot.«
    Fred Trinket trug Pfropfen in der Nase. Und aus dem Mund roch er penetrant nach Pfefferminz.

    »Natürlich nicht«, suchte er sie zu beschwichtigen. »Das weiß ich doch, Liebes. Ich habe einen Unterschlupf, eine Zufluchtsstätte für Kinder, die in Schwierigkeiten geraten sind.
    Hast du Lust, dir ein paar Fotos anzusehen? Sie sind im Handschuhfach.« Immer noch

Weitere Kostenlose Bücher