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Die Darwin-Kinder

Die Darwin-Kinder

Titel: Die Darwin-Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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Trinket. »Die anderen werden wohl schon essen. Mutter gibt ihnen um diese Zeit immer was zu essen. Ich esse später, wegen meiner Verdauung. Damit steht’s nicht zum Besten.«
    »Sie essen Haferflocken«, bemerkte Stella.
    Trinket strahlte. »Stimmt genau, junge Dame. Zum Frühstück esse ich Haferflocken. Hin und wieder auch Speck, aber nur eine einzige Scheibe. Was sonst noch?«
    »Sie mögen Knoblauch.«
    »Ja, zum Abendessen. Ich mag Spaghetti mit Knoblauch, stimmt.« Trinket schüttelte hoch erfreut den Kopf.
    »Fantastisch. Du kannst das alles riechen.«
    Er zog die Tür auf und kam um den Wagen herum. Als Stella ausstieg, deutete er auf die Verandastufen, die zum Haus führten. Die große weiße Haustür, die von zwei hohen schmalen Fenstern eingerahmt wurde, wirkte solide. Der Anstrich war neu. Der Türknauf roch nach Brasso, einem Putzmittel für Messing, dessen Geruch Stella verabscheute. Da sie die Tür nicht anfassen wollte, machte Trinket sie für Stella auf, sie war nicht abgeschlossen.

    »Wir trauen den Menschen«, erklärte Trinket. »Komm rein.
    Mutter«, rief er, »wir haben einen Gast!«

    15

    Der Himmel hatte sich grau bezogen, als Mitch in die unbefestigte Einfahrt einbog und vor dem Haus vorfuhr. Kaye war nicht da. Nachdem er sie im Haus vergeblich gesucht hatte und wieder herauskam, gab sie ihm von der Straße aus ein Hupzeichen. Seine langen Beine brachten ihn mit fünf schnellen, großen Schritten zum alten Lastwagen.
    »Wie lange ist sie schon weg?« Mitch beugte sich ins Fahrerfenster und strich Kaye über die feuchten Wangen.
    »Drei oder vier Stunden. Ich bin noch mal eingeschlafen.
    Und als ich aufwachte, war sie weg.«
    Er nahm neben ihr im Wagen Platz. Sie wollte gerade den Gang einlegen, als Mitch die Hand hob: »Telefon!« Als sie den Motor abstellte und beide zum Haus hinüber lauschten, war ein schwaches Läuten zu hören. Mitch rannte hinüber, ließ die Außentür zuknallen und nahm beim vierten Klingeln ab.
    »Hallo?«
    »Spreche ich mit Mr. Bailey?«, fragte eine Männerstimme.
    Bailey war der Name, den Stella gegenüber Fremden benutzen sollte, wie sie ihr eingeimpft hatten.
    »Ja«, sagte Mitch, während er sich die Regentropfen von den Brauen und aus den Augen wischte. »Wer ist dran?«
    »Mein Name ist Fred Trinket. Mir war nicht klar, dass Sie ganz in der Nähe wohnen, Mr. Bailey.«
    »Ich bin in Eile, Mr. Trinket. Wo ist meine Tochter?«
    »Bitte regen Sie sich nicht auf. Sie ist im Augenblick bei mir zu Hause. Sie sorgt sich sehr um sie.«
    »Wir sorgen uns um Stella. Wo stecken Sie?«

    »Es geht ihr gut, Mr. Rafelson. Es wäre uns lieb, wenn sie herkämen. Dann könnten Sie sich etwas ansehen, das wir für interessant und wichtig halten. Etwas, das Sie durchaus faszinieren könnte.« Der Mann, der sich Trinket nannte, gab ihm die Wegbeschreibung durch.
    »Jemand hat Stella in seiner Gewalt«, erklärte Mitch, als er wieder zu Kaye in den Wagen stieg.
    »Der Krisenstab?«
    »Ein Lehrer, ein Spinner, irgendjemand«, erwiderte Mitch.
    Jetzt war nicht die Zeit zu erwähnen, dass der Mann seinen richtigen Namen kannte. Er glaubte nicht, dass Stella ihn irgendeinem Menschen verraten hatte. »Etwa fünfzehn Kilometer von hier.«
    Kaye war schon dabei, den Wagen auf der Straße zu wenden.

    16

    »Erledigt«, erklärte Trinket, legte das Telefon aus der Hand und rieb sich das kurze Haar mit einem Handtuch trocken.
    »Hast du dich schon einmal mit mehr als ein, zwei Kindern gleichzeitig getroffen?«
    Die Frage war so seltsam, dass Stella nicht gleich antwortete.
    Sie wollte sie überdenken, auch wenn ihr klar war, was er damit meinte. Sie sah sich im Wohnzimmer des großen Hauses um. Mobiliar und Dekoration waren im Kolonialstil gehalten, eine Inneneinrichtung, die sie aus Katalogen und Zeitschriften kannte: viel Ahorn und bedruckte Stoffe, die mit ihren Mustern aus Butterfässern, Pferdegeschirr und Pflügen bewusst alt wirken sollten. Echt hässlich. Auch die dunkelgrüne Velourstapete hatte Muster: aufgedruckte Blumen, deren Köpfe wie traurige Gesichter aussahen. Das ganze Zimmer roch nach der Kerze auf dem kleinen Tisch an der Seite, die Zitronengrasdüfte verströmte – für Stellas Nase allzu süß.
    Außerdem lagen noch Kochdünste in der Luft: In der letzten Stunde hatte jemand Hühnchen und Broccoli zubereitet.
    »Nein«, gab sie schließlich zurück.
    »Das ist doch traurige oder?«
    Die alte Frau, die Stella von den Fotos her kannte, kam fast lautlos auf

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