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Die Darwin-Kinder

Die Darwin-Kinder

Titel: Die Darwin-Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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lächelnd, beobachtete er sie.
    Sein Gesicht, entschied sie, wirkte durchaus freundlich. Ein bisschen traurig. Er schien großen Anteil daran zu nehmen, wie es ihr ging. »Es sind Fotos von meinen Kindern, von denen auf dem Tonband.«
    Stella spürte heftige Neugier. »Und die sind so wie ich?«
    »Genau wie du«, bestätigte Fred. »Du funkelst wirklich sehr hübsch, weißt du das? Die anderen funkeln genauso, wenn sie neugierig sind. Ein hübscher Anblick.«
    »Was funkelt?«
    »Deine kleinen Flecken.« Fred deutete auf ihre Wangen. »Sie huschen wie Schmetterlingsflügel über deine Backen. In meinem Unterschlupf sehe ich das oft. Ich könnte nochmals bei dir zu Hause anrufen, herausfinden, ob jemand da ist, deinem Papa oder deiner Mama sagen, dass sie zu uns stoßen sollen. Was meinst du?«
    Allmählich wurde er nervös, wie sie an seinem Geruch erkennen konnte. Obwohl das nicht viel heißen musste.
    Heutzutage war jeder nervös. Sie war sich recht sicher, dass er ihr nichts tun würde. Sein Verhalten und sein Geruch deuteten nicht auf ein sexuelles Interesse. Er roch auch nicht nach Zigaretten oder Alkohol.
    Er roch ganz und gar nicht wie die jungen Männer im Lebensmittelmarkt.
    Erneut sagte sie sich, dass sie Risiken eingehen musste, wenn sie irgendwie weiterkommen, irgendwelche Veränderungen bewirken wollte. »Einverstanden«, sagte sie.
    Als Fred die Wiederholtaste drückte, war auf dem Handy die Erkennungsmelodie ihres Telefons zu Hause zu hören. Wieder nahm niemand ab. Wahrscheinlich war ihre Mutter unterwegs, um nach ihr zu suchen.
    »Am besten, wir fahren zu mir nach Hause«, sagte Fred. »Es ist nicht weit. Im Eisschrank stehen kalte Getränke. Erdbeer-Soda, echtes Erdbeer-Soda von Nehi, du weißt schon, in diesen Flaschen mit den langen Hälsen. Ich ruf deine Mama noch mal an, wenn wir dort sind.«
    Sie schluckte heftig, öffnete das Handschuhfach und zog ein Päckchen Farbfotos heraus, dreizehn auf achtzehn Zentimeter groß. Auf dem ersten Foto waren sieben Kinder mit einer knallroten Torte zu sehen, die eine Party, eine Geburtstagsparty, feierten. Fred stand im Hintergrund, neben einer dicken alten Frau mit leerem Gesichtsausdruck.
    Abgesehen von Fred und der alten Frau waren alle Versammelten etwa in Stellas Alter. Vielleicht war ein Junge älter, aber das war nicht genau zu erkennen, da er weiter hinten als die anderen stand.
    Alle so wie sie – alles SHEVA-Kinder.
    »Mein Gott«, rutschte es Stella heraus.
    »Sag so was nicht leichtfertig«, mahnte Fred freundschaftlich. »Gott ist unser Herr.«
    Das besagte auch der Aufkleber an der Stoßstange von Freds Lieferwagen. Und an der Hecktür klebte ein goldener Fisch aus Plastik mit der Aufschrift WAHRHEIT, der gerade damit beschäftigt war, einen anderen Fisch mit der Aufschrift DARWIN – dieser Fisch hatte Beine – aufzufressen.
    Fred startete den Motor und legte einen Gang ein. Der Regen prasselte mit dicken, harten Tropfen auf Dach und Kühlerhaube; es klang so, als trommelten unzählige Finger von Menschen, die sich langweilten, aufs Auto.
    »Nicht weit von hier hat sich die Schlacht in der Wildnis abgespielt«, bemerkte Fred beim Fahren. Er bog so vorsichtig nach rechts ab, als wolle er eine kostbare Fracht nicht beschädigen. »Während des Bürgerkriegs. In gewisser Weise ist das ein heiliger Ort. Ist wirklich still dort. Ich mag die Gegend hier draußen. Weniger befahren und weniger besiedelt, stimmt’s?«
    Stella ging die Fotos nochmals durch und fand in einer Plastikhülle weitere. Sieben Kinder. Einige schnitten vor der Kamera Grimassen, andere blickten ernsthaft ins Objektiv.
    Manche saßen auf großen Stühlen in einem großen Haus. Ein Junge hatte eine völlig ausdruckslose Miene. »Wer ist das?«, fragte sie Fred.
    Fred riss seinen Blick kurz von der Straße los. »Das ist Will.
    Mutter nennt ihn der starke Will. Ehe er zu uns stieß, hat er sich von Schlangen und Eichhörnchen ernährt.« Bei diesem Gedanken lächelte Fred Trinket und schüttelte den Kopf. »Du wirst ihn mögen. Und die anderen auch.«

    14

    Der rote Lieferwagen hielt vor einem zweistöckigen Haus mit hohen weißen Säulen. Zwei große Steinkübel mit spärlich wachsenden regennassen Oleanderbüschen säumten die weißen Stufen. Fred Trinket hatte nichts unternommen, das so offensichtlich gewisse Absichten verriet, dass es Stella hätte warnen können. Dennoch hatte er sie jetzt da, wo er sie haben wollte: bei sich zu Hause.
    »Es ist fast Mittag«, sagte

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