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Die Darwin-Kinder

Die Darwin-Kinder

Titel: Die Darwin-Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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meiner Tochter.«
    »Wir haben keine Gäste.«
    »Mutter!« Ein Mann riss die Außentür auf und blieb neben der Alten auf der hinteren Veranda stehen. »Leg das verdammte Gewehr aus der Hand. Vor dem Haus sind Polizisten.«
    »Hab ihn erwischt«, sagte die Frau und deutete auf Mitch.
    »Kommen Sie sofort herüber, damit ich Sie sehen kann.
    Gehören Sie zur Polizei?«
    »Zum Krisenstab.«
    »Hat eben aber was anderes erzählt«, bemerkte die Alte, während sie das Gewehr sinken ließ.
    Der Mann riss ihr mit einem Ruck das Gewehr aus den Händen und trat zurück ins Haus. Die Frau starrte Mitch an.
    »Sie sind hier, weil Sie Ihre Tochter holen wollen«, murmelte sie.
    Mitch ging vorsichtig um sie herum. Als er nach links bog, sah er am Ende der Straße die Scheinwerfer eines Personenwagens und eines Transporters, die von ihrem alten Laster blockiert wurden.
    »Verdammt, Sie haben völlig blödsinnig geparkt«, rief der Mann aus dem Innern des Hauses. Mitch hörte Füße über den Holzboden trampeln, sah, wie in den Zimmern Lampen einund ausgeschaltet wurden, merkte, wie die Tür an der vorderen Veranda geöffnet wurde.
    Als er um die Ecke bog, sah er einen fülligen Mann in Shorts auf der Veranda stehen, der nervös auf und ab wippte und die Hände hochgerissen hatte, als wolle er sich der Polizei ergeben. »Was haben die vor?«, murmelte er.
    Mitch hatte nur wenig Hoffnung. Er konnte Stella nicht finden, ohne viel Lärm zu verursachen, und er hatte keine Ahnung, wie er sie aus dem Haus schaffen sollte, selbst wenn er sie trug. Der Wald hinter dem Haus und jenseits des Feldes gegenüber wirkte sehr dicht. Jetzt, da der Regen nachgelassen hatte, zirpten und summten überall Insekten. Die Luft roch süßlich nach einem Gemisch aus Staub und Schmutz, Feuchtigkeit und nassem Gras.
    Kaye wandte das Gesicht der Asphaltstraße und den gerade angekommenen Fahrzeugen zu. Aus den Streifenwagen stiegen zwei Männer in hell- und dunkelgrau schattierten Uniformen und gingen auf sie zu. Der jüngere Mann warf verwirrt einen Blick hinter sich, auf den Transporter.
    »Haben Sie uns gerufen, Ma’am?«, fragte der ältere Streifenpolizist. Er war kräftig und groß, Ende vierzig und hatte eine tiefe, befehlsgewohnte, aber brüchige Stimme.
    »Unsere Tochter ist entführt worden, sie ist da drin«, erklärte Kaye.
    »Im Haus?«
    »Wir sind gerade angekommen. Sie hat uns angerufen und uns gesagt, wo wir sie finden.«
    Mit ausdruckslosen Mienen, wie es ihr Beruf von ihnen verlangte, tauschten die Polizisten einen kurzen Blick aus und wandten sich dann den beiden Gestalten zu, die aus dem Transporter stiegen: ein großer spindeldürrer Mann in einem glänzenden schwarzen Overall und eine untersetzte Frau in einem weißen Schutzanzug aus Plastik. Während die beiden sich Handschuhe und Gesichtsmasken überstreiften, gingen sie auf die Polizisten zu.
    »Hier sind wir zuständig, meine Herren«, sagte der dünne Mann. »Wir sind von den Bundesbehörden.«
    »Uns wurde eine Entführung gemeldet«, erwiderte der ältere Polizist.
    »Und was haben Sie hier zu suchen, Ma’am?«, wollte die Frau von Kaye wissen.
    »Lassen Sie mich Ihren Dienstausweis sehen«, forderte Kaye.

    »Sehen Sie sich doch den verdammten Transporter an. Die Dinger sind nicht billig, wissen Sie«, sagte der Dünne in arrogantem Ton. »Sind Sie die Mutter?«
    Die Polizisten hielten sich zurück, aber der Große musterte den dünnen Mann mit verärgerter Miene.
    »Sie sind hier, um Kopfgeld auszuzahlen«, bemerkte Kaye mit brüchiger Stimme. »Ich habe keine Ahnung, wie viele Kinder hier sind, aber ich weiß, dass das hier keine legale Geschichte ist. Nicht in diesem Bundesstaat.«
    Der große Polizist, der die Arme verschränkt hatte, wich nicht von der Stelle. »Stimmt das?«, fragte er die Frau im Schutzanzug.
    »Das fällt in unsere Zuständigkeit, es ist Bundessache«, erwiderte der Dünne. »Sherry«, rief er seiner Partnerin zu, »ruf die Behörde an.«
    »Die Nummernschilder stammen aus Maryland«, stellte der jüngere Polizist fest.
    Kaye musterte das Gesicht des großen Polizisten. Er hatte gerötete Wangen und seine Nase war geschwollen und mit einem Netz geplatzter Äderchen überzogen – wahrscheinlich von einer Gesichtsrose, aber es konnte auch vom Trinken kommen.
    »Warum befinden Sie sich außerhalb Ihres Bezirks?«, fragte der große Polizist die beiden aus dem Transporter.
    »Es handelt sich um eine offizielle Angelegenheit der Bundesbehörden«,

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