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Die Darwin-Kinder

Die Darwin-Kinder

Titel: Die Darwin-Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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nicht verändert und wirkten jetzt noch verschwommener, vermittelten keinerlei Botschaft.
    »Können wir nicht irgendetwas tun, damit sie sich besser fühlt?«, fragte Stella.
    »Wir sind keine Engel«, erwiderte Will.
    »Meine Mutter sagt, dass wir tief in unserem Innern alle eine gemeinsame Intelligenz haben«, erklärte Stella, verzweifelt um irgendeine Lösung bemüht. »Eine gemeinsame Intelligenz, die dafür sorgt, dass wir uns mithilfe irgendwelcher chemischen Substanzen miteinander verständigen können…«
    »Was, zum Teufel, weiß deine Mutter schon?«, gab Will scharf zurück. »Sie ist auch nur ein menschliches Wesen, oder?«
    »Sie ist Kaye Lang Rafelson«, erwiderte Stella verletzt und trotzig.
    »Mir ist völlig egal, wer sie ist«, erklärte Will. »Die hassen uns, weil wir eine neue, überlegene Art sind.«

    »Aber unsere Eltern hassen uns nicht«, behauptete Stella kühn und sah dabei Mabel und Kevin an.
    »Meine aber doch«, widersprach Mabel. »Mein Vater hat mich nur versteckt, weil er mit der Regierung nichts am Hut hat. Aber irgendwann ist er abgehauen, einfach so. Und meine Mutter hat mich an einer Bushaltestelle zurückgelassen.«
    Stella erkannte sehr wohl, dass diese Kinder ein ganz anderes Leben als sie selbst hinter sich hatten. Alle rochen wie einsame, vom Leben ausgeschlossene Menschen. Oder wie aus dem Dreck gezogene junge Hunde, die winselten und sich nach Geborgenheit sehnten. Unter der Einsamkeit und anderen, spontaneren Gefühlen konnte Stella noch mehr erkennen: die Gerüche, die typisch für jeden Einzelnen waren. Will roch so üppig und scharf wie alter Cheddar-Käse, Kevin ein bisschen süßlich. Mabel roch wie schaumiges Badewasser, nach Dampf, Blumen und sauberer warmer Haut. Aber einen für Elvira typischen Geruch konnte sie nicht entdecken. Abgesehen von der Krankheit schien sie überhaupt keinen Geruch an sich zu haben.
    »Wir haben auch schon an Abhauen gedacht«, bemerkte Kevin. »Aber alle Wände sind mit Stahlmaschen verstärkt.
    Fred hat uns erzählt, dass er den Ort hier gut gesichert hat.«
    »Er hasst uns«, sagte Will.
    »Aber mit uns kann er Kohle machen«, ergänzte Kevin.
    »Er hat mir erzählt, seine Tochter hätte seine Frau auf dem Gewissen«, sagte Will.
    Das ließ sie alle eine Weile verstummen, nur noch Elviras rasselnder Atem war zu hören.
    »Bring mir bei, wie ich mich mithilfe der Tupfen verständigen kann«, forderte Stella Will auf. Sie wollte die anderen von den Dingen ablenken, die sie sowieso nicht ändern konnten. Ablenken von den Fluchtgedanken.

    »Was ist, wenn Elvira stirbt?«, fragte Will, wobei seine Stirn ganz blass wurde.
    »Dann weinen wir um sie«, erwiderte Mabel.
    »Genau«, sagte Kevin. »Und wir bauen ihr ein kleines Kreuz.«
    »Ich bin kein Christ«, erklärte Will.
    »Aber ich«, sagte Mabel. »Christus war einer von uns, das hab ich in den Wäldern gehört. Deshalb haben sie ihn ja auch umgebracht.«
    Über so viel Naivität konnte Will nur traurig den Kopf schütteln. Stella schämte sich plötzlich für das, was sie zu den Männern in dem Lebensmittelladen der Tankstelle gesagt hatte. Ihr war bewusst, dass sie keineswegs so wie Jesus war.
    Tief im Innern empfand sie keineswegs Nächstenliebe und Barmherzigkeit. Das hatte sie sich noch nie eingestanden, aber als sie Elvira auf dem Fußboden röcheln sah, merkte sie, was sie in Wirklichkeit empfand: Sie hasste Fred Trinket und seine Mutter. Sie hasste die Bundesbeamten, die kommen würden, um sie alle abzuholen.
    »Wir werden kämpfen müssen, wenn wir hier raus wollen«, erklärte Will. »Fred ist vorsichtig, er kommt hier nie rein. Er wird nicht einmal einen Arzt rufen. Er bestellt nur die Lieferwagen, die kommen aus Maryland und Richmond. Die Leute tragen Schutzanzüge und haben Schlagstöcke und Betäubungsgewehre dabei, wie bei Viehtransporten.«
    Stella zitterte bei der Vorstellung. Sie hatte ihre Eltern angerufen, sie würden bald hier sein. Vielleicht würde man sie dann ebenfalls schnappen.
    »Wenn die Lieferwagen kommen, kann es passieren, dass Kinder sterben. Vielleicht sind das Unglücksfälle, aber tot sind sie trotzdem«, fuhr Will fort. »Und dann verbrennen sie die Leichen, jedenfalls haben wir das im Wald gehört. – Mir ist jetzt nicht danach, dir die Tupfensprache beizubringen«, fügte er, zu Stella gewandt, hinzu.
    »Dann erzähl mir vom Leben im Wald«, bat Stella.
    »Im Wald ist man frei«, sagte Will. »Ich wünschte, die ganze Welt wäre ein

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