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Die Darwin-Kinder

Die Darwin-Kinder

Titel: Die Darwin-Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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Alarmbereitschaft sein. Und die Krankenhäuser verweigern die Aufnahme… Mal hören, was in der Welt vor sich geht.« Die Radiostationen brachten vor allem Musik und Werbespots; Rush Limbaughs dröhnende, aufgedrehte Stimme meldete sich aus irgendeinem Ort in Florida; Dick Richelieu gab Tipps zum Hausbau; Erweckungsprediger schwadronierten pathetisch daher. Schließlich bekamen sie die BBC World News direkt aus London herein, die gerade etwas über die neue Krankheit berichteten. Mithilfe der Fernbedienung spulte Kaye die Nachrichten mehrere Minuten zurück, damit sie den Anfang mitbekamen.

    »Die Lage in Asien und in den Vereinigten Staaten hat sich in kürzester Zeit so verschlimmert, dass man nur noch von allgemeiner Panik sprechen kann. Schon seit zehn Jahren befürchten Regierungen in aller Welt, dass die so genannten Virus-Kinder einen unbekannten Krankheitserreger erzeugen könnten, der eine allgemeine Epidemie auslöst. Dazu hat auch der seltsame, beunruhigende Fall der Mrs. Rhine beigetragen, der vor sieben Jahren durch die Presse ging. Wider Erwarten wurden die Kinder bislang von Krankheiten verschont, unabhängig davon, ob sie in speziellen Schulen und Lagern untergebracht oder mit ihren Eltern untergetaucht waren. Nun ist in den letzten Tagen bei den Kindern eine neuartige, bisher nicht bekannte Krankheit ausgebrochen, die in weiten Teilen Nordamerikas und Japans sowie in Hongkong ein Chaos ausgelöst hat. Eine offizielle Diagnose dieser Krankheit steht noch aus. Die internationalen Flughäfen, aber auch einige regionale Stellen, haben damit reagiert, dass sie Fluglinien aus betroffenen Gebieten die Landeerlaubnis verweigern. In den Vereinigten Staaten haben öffentliche und private Krankenhäuser in den letzten achtundvierzig Stunden eine Aufnahmesperre für Patienten verhängt, die mutmaßlich an der neuen Epidemie erkrankt sind. Die Kliniken wollen damit verhindern, dass die bevorstehende allgemeine Quarantäne ihre Einrichtungen trifft. In Großbritannien, Frankreich und Italien haben Kliniken angekündigt, dass sie SHEVA-Kinder und ihre Angehörigen auf speziellen Isolierstationen unterbringen, falls sich die Krankheit auch in diesen Ländern ausbreitet. Nach Meinung mancher Experten ist die Verbreitung der Seuche nicht zu verhindern.«

    »Halt an, wenn du eine Tierarztpraxis entdeckst«, bemerkte Kaye.
    »Alles klar.«

    »Auf Afrika hat die Krankheit bisher nicht übergegriffen. Der Anteil von SHEVA-Kindern an der Gesamtbevölkerung ist dort weltweit am niedrigsten, was einige Experten auf die dort herrschenden HIV-Infektionen zurückführen. Der Krisenstab in Washington hat dementiert, dass bereits Maßnahmen zur Umsetzung einer streng geheimen Direktive des Präsidenten eingeleitet wurden. Es handelt sich dabei um eine vertrauliche Anweisung, welche die amerikanische Regierung seinerzeit auf die Ausbreitung der Herodes-Grippe ausgegeben hatte. Einige viel frequentierte Web-Sites warnen mit beunruhigender Häufigkeit vor dem Gespenst des Bio- Terrorismus.«

    Kaye schaltete das Radio aus und verschränkte die Hände im Schoß. Im Augenblick fuhren sie durch einen kleinen Ort, der von Wiesen, Weiden und Feldern umgeben war. »Da drüben ist eine Tierklinik.« Kaye deutete auf eine Passage mit einstöckigen Geschäftshäusern zu ihrer Rechten.
    Mitch bog von der Straße ab, fuhr auf den Parkplatz und hielt gegenüber einem blaugrauen mit Stuck verzierten Gebäude.
    Obwohl die Sonne noch nicht hoch stand und es eigentlich recht kühl war, ließ Kaye an allen Fenstern des Jeep den Sonnenschutz herunter. »Setz dich zu ihr auf die Rückbank«, sagte sie, während sie beide ausstiegen. Mitch wollte sie zur Ermunterung kurz umarmen, aber sie wand sich wie eine Katze aus seiner Umklammerung, verzog irritiert das Gesicht und spurtete über den Asphalt davon.
    Nachdem sich Mitch mit einem Blick über die Schulter vergewissert hatte, dass niemand sie beobachtete, stieg er nach hinten, hob den Kopf seiner Tochter an und bettete ihn in seinen Schoß. Stella atmete flach und stoßweise. Ihr Gesicht war mit kleinen roten Punkten übersät. Sie zog die Knie an und krümmte die Finger. »Mein Kopf tut weh, Mitch«, flüsterte sie.
    »Mein Hals auch. Sag’s Kaye.«
    »Mami ist in ein paar Minuten wieder da.« An Mitch nagte das Gefühl völliger Ohnmacht. Er kam sich vor wie ein Geist, der aus dem Reich der Toten auf die Lebenden blickt.

    Als Kaye durch die Stabjalousien der Glastür spähte, sah sie drinnen

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